Warum H1N1 so „erfolgreich“ war

  2009 schien das H1N1-Virus zur Bedrohung der Weltgesundheht zu werden
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Wissenschaftler haben den Trick entdeckt, mit dem das H1N1-Virus eine Pandemie auslösen konnte: Es hat seine Form so verändert, wie noch nie ein Grippeerreger zuvor. Das Immunsystem war machtlos.
Grippeviren sind bekannt dafür, dass sie ihre Oberfläche ständig leicht verändern, um so dem Immunsystem ihrer Opfer zu entschlüpfen. Sie können dadurch sogar von einer Spezies zur anderen überspringen, etwa von Vögeln auf Säugetiere. Einen ganz neuen Trick der Formveränderung hat das H1N1-Virus angewandt, wie ein internationales Forscherteam entdeckt hat. Nur dadurch war es dem Erreger gelungen, im Jahr 2009 die Welt mit der sogenannten Schweinegrippe zu überziehen.

Influenzaexperte Yoshihiro Kawaoka von der Universität von Wisconsin-Madison und Kollegen haben herausgefunden, warum H1N1 der Sprung von Tier auf Mensch glückte und warum sich das Virus im menschlichen Wirt so prächtig entwickelte.

Zentrales Molekül zur Vermehrung einfach umgeparkt
Zunächst müsse man wissen, dass H1N1 eigentlich eine Kombination aus vier verschiedenen Vogelgrippe- und Schweinegrippeviren ist, die sich in den vergangenen 90 Jahren entwickelten – einschließlich genetischer Spuren der Spanischen Grippe, die 1918 weltweit bis zu 50 Millionen Menschen dahinraffte. Normalerweise müssen zwei Aminiosäure, Lysin und Asparagin, an einer ganz bestimmten Stelle eines Schlüsselgens sitzen, um den Sprung vom Tier zum Mensch zu schaffen. Im H1N1-Virus sitzt die Aminosäure Lysin aber in einem völlig anderen Genabschnitt. Diese Variante genügt bereits, dass H1N1 menschliche Zellen so leicht erobern kann.

Zusammen mit der Entschlüsselung der dreidimensionalen H1N1-Struktur kann die Entdeckung des neuen Lysin-Ortes das Zusammenspiel von Virus und menschlicher Zelle erklären. Darauf aufbauend ließen sich sogar antivirale Substanzen entwickeln, die Menschen vor der Ansteckung schützen können, falls ein Grippevirus dieselbe Aminosäure-Finte nochmals anwendet, meint Yoshihiro Kawaoka.
Die Studie ist im Fachmagazin „Public Library of Science Pathogens“ erschienen.
pap
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....