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Viren - die winzigen Übeltäter

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Schweinegrippe: Viren - die winzigen Übeltäter
© CDC/DPA
Schweinegrippe-Virus: Auch in Deutschland sind die ersten Fälle festgestellt

Unsichtbare und lautlose Gefahr: Auch bei der Schweinegrippe sind es ganz kleine organische Gebilde, die uns krank machen. Viren lassen uns fiebern, frieren und husten. stern.de erklärt, welche Viren es gibt, wie sie uns angreifen und wie sich das Immunsystem wehrt.

Egal, ob wir an Grippe oder einer Erkältung leiden: Immer sind Viren schuld. Viren gehören nicht zu den Lebewesen. Denn sie haben keinen eigenen Stoffwechsel: Sie essen nicht und sie scheiden nicht aus. Sie können sich nur fortpflanzen. Dies tun sie, indem sie ihr Erbgut in Zellen spritzen. Bei Erkältungen sind es meist die Schleimhautzellen der Nase, des Rachens und der oberen Atemwege, die von den Viren befallen werden.

Die Galerie der Übeltäter: Viren ganz nah

Die Wirtszelle wird von den Virengenen so umprogrammiert, dass sie ihr eigenes Leben aufgibt und nur noch Virenbestandteile herstellt. Diese Bausteine fügen sich in der Zelle zu funktionstüchtigen Erregern zusammen. Danach platzt die Wirtszelle auf oder sie entläßt die neuen Viren und leitet anschließend ein körpereigenes Suizid-Programm ein: Sie stirbt in beiden Fällen. Ohne Wirtszellen können sich Viren nicht fortpflanzen.

Die Schmarotzer sind winzig: Sie messen, je nach Art, zwischen 15 und 300 Nanometer. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter - Viren bewegen sich in dem Größenbereich von Molekülen. Schließlich bestehen sie nur aus etwas Erbgut unjavascript:datacapture.nextSearch() Nächste d einer Umhüllung. Manche der Winzlinge haben nur eine Kapsel, das so genannte Kapsid, das ihr Erbgut umgibt. Andere besitzen noch eine zweite Hülle, die das Kapsid umschließt. Auf der Hülle sitzen häufig Stacheln, die aus Eiweiß-Mischungen (Glykoproteinen) bestehen. Diese Stacheln dienen dem Immunsystem als Erkennungssignal.

Kein Arzt weiß, welches Virus da wütet

Wenn unser Abwehrsystem auf die Viren losgeht, wird eine Vielzahl von Prozessen im Körper ausgelöst: Immunbotenstoffe werden ausgeschüttet, Fresszellen gleiten durchs Gewebe, Entzündungen entstehen. All diese Abwehrreaktionen unseres Körpers erleben wir als die typischen Krankheitssymptome bei Erkältung oder Grippe.

Kein Arzt kann anhand der Symptome entscheiden, welches Virus bei einer Erkältung wütet. Zahlreiche Virenarten können Schnupfen, Husten und Halsschmerzen auslösen. Mehr als 200 sind Wissenschaftlern bisher bekannt. Sie stammen aus ganz unterschiedlichen Gattungen, sogar aus verschiedenen Virenfamilien. Dennoch produzieren sie recht ähnliche Krankheitszeichen. Zu den Übeltätern gehören:

Rhinoviren Coronaviren Adenoviren RS-Viren Para-Influenza-Viren Influenza-Viren

Das Rhinovirus schlüpft uns am häufigsten in die Nase

Wenn Erwachsene einen Schnupfen haben, sind meist Rhinoviren schuld. Sie gehören zu der Familie der so genannten Picornaviren, den kleinsten Viren, die es gibt. Sie messen nur wenige Nanometer. Forscher kennen mehr als 100 Varianten von Rhinoviren. Sie lösen meist eine harmlos verlaufende Erkältung aus. Die Erreger verursachen neben einer laufenden Nase solche Symptome wie Kratzen im Rachen und Niesanfälle. Manche Kranke fühlen sich auch schlapp, sie haben Kopfschmerzen und eine leicht erhöhte Temperatur. Nach etwa vier Tagen werden manche der Betroffenen heiser, möglicherweise plagt sie auch noch ein Husten.

Fast jede fünfte Erkältung geht auf Coronaviren zurück, schätzen Virologen. Dieses Virus hat seinen Namen von den kronenähnlichen Stacheln seiner Hülle: Das lateinische Corona bedeutet Krone. Der Keim findet gute Überlebensbedingungen im Frühling, Herbst und Winter - mithin jenen Jahreszeiten, in denen Erkältungen besonders oft auftreten.

Einige Erkältungsviren erreichen sogar die Lunge

Wenn eine Erkältung mit heftigen Symptomen daherkommt, könnte es sich um das Werk von Adenoviren handeln. Denn diese Virusfamilie kann nicht nur Husten, Schnupfen und Heiserkeit verursachen, sondern auch Fieber und entzündete Bindehäute. Im schlimmsten Fall infizieren die Adenoviren zusätzlich noch die Zellen der unteren Luftwege - dann entzünden sich auch noch die Bronchien der Lunge.

Erkältungen können auch durch das RS-Virus hervorgerufen werden. RS steht für Respiratory-Syncytial-Virus. Übersetzt bedeutet diese englische Bezeichnung in etwa: die Atemwege und die Zellverschmelzung betreffend. Bei Erwachsenen lösen RS-Viren in der Regel nur leichte Symptome aus: Schnupfen, Husten und erhöhte Temperatur. Säuglinge und kleine Kinder können jedoch auch Bronchien- oder Lungen-Entzündungen bekommen.

Manche Erkältungs-Viren befallen auch Tiere

Schwere Symptome können Para-Influenza-Viren auslösen, vor allem bei Kindern. Diese Viren sind vielfältig: Sie befallen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Bei Hunden verursachen sie zum Beispiel Zwinger-Husten, beim Menschen unter anderem Erkältungen. Epidemiologen gehen davon aus, dass alle Menschen bis spätestens zum fünften Lebensjahr einmal von den Erregern befallen wurden. Blutuntersuchungen stützen diese Annahme.

Der erste Kontakt mit dem Virus verläuft oft heftig. Bei Neugeborenen kann es schwere Lungenentzündungen mit blutigem, eitrigem Auswurf sowie Atemnot verursachen. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann der Keim auch das so genannte Krupp-Syndrom (Pseudo-Krupp) auslösen. Symptomatisch dafür sind keuchende Atemnot und ein Husten, der sich wie Bellen anhört.

Bei Erwachsenen richtet das Para-Influenza-Virus meist nicht ganz so viel Schaden an: Neben die üblichen Erkältungssymptome tritt oft eine Kehlkopfentzündung. Die Kranken sind dann heiser und leiden unter trockenem Husten. Manchmal lösen die Viren auch noch eine Bronchitis aus, eine Entzündung der unteren Atemwege in der Lunge.

Grippe-Viren sind gefährlicher als Erkältungsviren

Das Influenza-Virus löst keine Erkältung aus, sondern eine Grippe, medizinisch korrekt Influenza genannt. Grippeviren befallen Menschen jeden Alters. Allerdings kann es Säuglinge und kleine Kinder besonders schwer treffen. Denn ihr Immunsystem ist noch nicht so belastbar wie das von Erwachsenen. Auch ältere Menschen können durch Influenza-Viren in Gefahr geraten. Ihr Körper ist möglicherweise nicht mehr in der Lage, schnell geeignete Abwehrstrategien einzusetzen.

Es gibt drei Typen von Grippeviren: A, B und C. Sie unterscheiden sich in der Anzahl der Virenbausteine sowie in ihrer Gefährlichkeit. Typ A ist der gefährlichste für Menschen: Er löst Pandemien aus, Grippewellen, die meist im asiatischen Raum beginnen und dann einmal um die gesamte Welt laufen können. Die Typen B und C spielen beim Menschen keine größere Rolle, sie verursachen nur gelegentlich vereinzelte Erkrankungen.

Experten unterteilen die Influenza-Viren vom Typ A nochmals in verschiedene Subtypen. Denn die Erreger haben unterschiedliche Stacheln auf ihren Hüllen. Diese Stacheln an der Oberfläche bestehen aus Eiweiß. Die beiden wichtigsten Eiweiße sind das Hämagglutinin und die Neuraminidase. Mit dem Hämagglutinin heftet sich das Virus an menschliche Zellen an, um sie anschließend zu infizieren. Die Neuraminidase benötigen die Viren-Nachkommen, um die Zelle wieder verlassen zu können.

H3N2 und H5N1 sind nichts anderes als Grippeviren

Von beiden Eiweiß-Sorten gibt es unterschiedliche Ausprägungen: Bislang haben Forscher 16 verschiedene Hämagglutinine und 9 verschiedene Neuraminidasen entdeckt. Besitzt eine Virushülle zum Beispiel das Hämagglutinin Nummer 2 und die Neuraminidase Nummer 3, nennen Virologen das Influenza-Virus H2N3. Klassische Influenza-Viren sind zum Beispiel auch die Subtypen H3N2 und H1N1.

Eine Mutation des H1N1-Virus hat jetzt die Schweinegrippe in Mexiko ausgelöst, die zurzeit weltweit für Angst und Schrecken sorgt. Bereits beim Vogelgrippe-Virus H5N1 hatten Fachleute befürchtet, dass eine Pandemie entstehen könnte, die auch den Menschen ernsthaft bedroht.

Schon damals hatten sie gewarnt, dass sich das Virus jederzeit genetisch so verändern könnte, dass es menschliche Wirtszellen leichter befallen kann. Diese genetische Mutation, die dem Virus den so genannten Wirtssprung erlaubt, ist keine angstgetriebene Phantasie einzelner Virologen. Das beste Beispiel, dass dies möglich ist, ist die Spanische Grippe, die 1918 und 1919 in Europa und in den USA wütete. Sie kostete schätzungsweise 30 bis 50 Millionen Menschen das Leben. Der Erreger der Spanischen Grippe gehörte zum Subtyp H1N1, er war ursprünglich ein reines Vogelvirus. Unsicher war bis jetzt allerdings, ob und wann ein Virus mutiert, um sich dem Menschen zu nähern.

Auch wenn Virologen verstärkt das Vogelgrippe-Virus als Kandidaten im Blick hatten, sind sie nicht wirklich darüber überrascht, dass nun ein Erreger für den Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko verantwortlich ist, der wahrscheinlich einen Ursprung im Schwein hat. Dieses Tier gilt unter Experten als "Mischgefäß für Influenza-Viren", was heißt, dass sich verschiedene Virustypen im Körper des Schweins verbinden und zu einem neuen Erreger mutieren können. Wie das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit schreibt, kann das Virus bereits vor einiger Zeit auf den Menschen übergegangen sein und sich dann so verändert haben, dass es von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Das mutierte Virus, das dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge bei Schweinen noch nie festgestellt wurde, weist Teile der Erbinformation von Influenzaviren des Typs A vom Schwein, vom Menschen und von Vögeln auf und kann daher auch bei alle drei Gruppen vorkommen.

Das Immunsystem wehrt sich gegen die Viren

Die menschliche Abwehr erkennt Viren an ihrer Hülle. Die stacheligen Hüll-Eiweiße Hämagglutinin und Neuraminidase sind die Merkmale, die das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzen. Es produziert Abwehrstoffe gegen die Erreger. Allerdings nur gegen den speziellen Subtyp, der in den Körper gelangt ist. Hat sich ein Mensch zum Beispiel mit H3N2 infiziert, ist er danach gegen diesen Subtyp immun. Nicht aber gegen den Subtyp H1N4 oder gegen H5N2. Weil es so viele verschiedene Subtypen gibt, erkranken Menschen immer mal wieder an einer Grippe, deshalb gibt es jedes Jahr wieder Grippe-Epidemien.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betreibt Labore auf der ganzen Welt und untersucht ständig, wie sich die Hüllen der Grippeviren verändern. Oft entstehen neue Hüll-Kombinationen im asiatischen Raum - dort leben Mensch und Tier eng zusammen, genetisch veränderte Viren können so schnell einen neuen, passenden Wirt finden und sich ausbreiten. Hat die WHO die entsprechenden Hüll-Kombinationen der Keime analysiert, veranlasst sie, dass Pharma-Unternehmen passende Impfstoffe gegen diese Viren-Subtypen herstellen. Die jährlich neu hergestellten Impfstoffe schützen daher genau gegen denjenigen Virus-Subtyp, der gerade grassiert.
Sandra Jessel/lea

Werden wir gegen die Grippemittel resistent?

Je öfter die Grippemittel verwendet werden, desto eher bilden sich Resistenzen
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Momentan gibt es zwei Medikamente gegen die Schweinegrippe. Wie lange bleiben sie noch wirksam?

Deutschland bangt um einen Schweinegrippepatienten – ein Bonner ist schwer erkrankt. Das in solchen Fällen eingesetzte Medikament Tamiflu wirkt zwar gegen die H1N1-Viren. Aber wie lange können Ärzte dem Grippemittel noch vertrauen? In Amerika, Kanada, Japan und anderen Ländern gab es bereits Fälle von Resistenzen. Laufen wir Gefahr, dass auch bei uns die beiden einzigen Grippemedikamente Tamiflu mit dem Wirkstoff Oseltamivir und Relenza mit dem Wirkstoff Zanamivir ihre Wirksamkeit verlieren? Der Virologe Professor Hermann Schätzl von der Technischen Universität München beantwortet unsere Fragen.

Wie groß ist die Gefahr einer Resistenz der Schweinegrippeviren gegen unsere Medikamente?

Es kommt darauf an, wie oft die Wirkstoffe eingenommen werden. Je häufiger sie zum Einsatz kommen, desto eher werden die Viren Resistenzen entwickeln. Die Erreger der Schweinegrippe gehören zu den Influenza-A-Viren. Von diesen ist bekannt, dass sie sich immer leicht verändern. Momentan scheint das Virus aber noch relativ stabil zu sein. Kein Mensch weiß, wie lange sie noch sensibel gegen Tamiflu und Relenza bleiben.

Warum werden die Wirkstoffe unwirksam?

Eine Grippe läuft vereinfacht so ab: Die Viren befallen menschliche Zellen und zerstören diese dann. Das löst die Symptome aus. Die frei gewordenen Viren befallen daraufhin weitere Zellen. Je mehr Virus in einem Menschen steckt, desto stärker ist die Krankheit.

Tamiflu und Relenza verhindern, dass das Virus wieder aus der befallenen Zelle herauskommt, so dämmen sie die Ausbreitung ein. Die Viren können nun dergestalt mutieren, dass sie diesen Wirkmechanismus umgehen. Das Medikament verliert seine Wirkung. Je häufiger Viren mit einem Medikament in Kontakt kommen, desto schneller können sich derartige Veränderungen entwickeln. Tamiflu und Relenza sind ja normale Grippemedikamente. In den USA und Kanada wurden sie bereits so oft eingesetzt, dass Tamiflu bei der dortigen saisonalen H1N1-Grippe zu 90 Prozent unwirksam geworden ist.

Wann ist die Einnahme sinnvoll?

Es gibt nur zwei Fälle, die den Einsatz rechtfertigen. Erstens einen sehr schweren Krankheitsverlauf. Das kommt bei der Schweinegrippe eher selten vor, oft verläuft sie sehr mild. Der zweite Grund ist die Verhinderung einer generellen Ausbreitung des Virus. Dafür ist es im Fall der Schweinegrippe bereits viel zu spät. Also sollten Ärzte Tamiflu und Relenza wirklich nur geben, wenn ein Risikopatient erkrankt oder wenn es dem Patienten sehr schlecht geht.

Wie handeln Ärzte, wenn bei einem Patienten Tamiflu nicht wirkt?

In der Regel greift man dann auf Relenza zurück. In den meisten Fällen sind die Viren nicht gegen beide Wirkstoffe resistent.

Kann Tamiflu bei einem Menschen von Geburt unwirksam sein?

Nein, das kann nicht passieren. Der Wirkstoff Oseltamivir hat seinen Angriffspunkt direkt bei den Viren. Nicht beim menschlichen Organismus. Also wird auch keine Person gegen Tamiflu resistent, sondern ausschließlich Viren. Wenn das geschehen ist, dann können die mutierten Viren ein nächstes Opfer infizieren und auch bei diesem Patienten ist das Medikament dann unwirksam. In seltenen Fällen kann sich die Resistenz der Viren wieder zurückbilden, das ist aber in der Regel nicht der Fall.

Sollte man Tamiflu prophylaktisch einnehmen?

Auf keinen Fall. Wie schon gesagt gibt es nur sehr spezielle Fälle, die den Einsatz rechfertigen. Je seltener Tamiflu verschrieben wird, desto länger bleibt es wirksam. Eine Ausnahme, die einen prophylaktischen Einsatz erlaubt, bilden zum Beispiel Menschen, die direkt Schweinegrippepatienten behandeln. Wir sprechen hier auch von einer Postexpostionsprophylaxe.

Eine großflächige Behandlung ist auch rein technisch völlig unmöglich. Eine Packung des Medikamentes enthält zehn Tabletten. Wie soll die ganze Nation beispielsweise 20 Tage lang jeden Tag einmal täglich das Medikament einnehmen? Dafür gibt es überhaupt keine Ressourcen.

Sophie Kelm / apotheken-umschau.de

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....

Charles Darwin und die Evolution

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Von Jörg Hacker

Modellfall H1N1: Am Beispiel des Schweinegrippe-Erregers zeigt sich, wie rasant die Evolution in der Welt der Mikroben abläuft - und wie schwer es ist, diesen Prozess aufzuhalten.

"Ich bin der schnelle schwarze Tod, ich überhol das schnelle Boot und auch den schnellen Reiter", so reimte man im Mittelalter, um die rasche Verbreitung von Infektionskrankheiten wie der Pest zu beschreiben.

Dennoch: Es dauerte im 14. Jahrhundert fünf Jahre, bis sich der "Schwarze Tod", wie die Pest damals genannt wurde, von der Krim über Marseille bis nach Skandinavien ausbreitete. Heute reisen Infektionserreger in weniger als einer Woche um den Erdball.

Der Versuch, den Erreger unter Kontrolle zu bringen: Die Arbeit an einem Impfstoff.
Foto: Reuters
Zu studieren ist dies bei der jetzt grassierenden "Neuen Grippe H1N1", die im Frühjahr dieses Jahres in Mexiko und den USA auftauchte, am 24. April global bekannt wurde, am 27. April in Europa und am 29. April in Deutschland ankam. Fünf Tage statt fünf Jahre braucht heute eine Pandemie.

Aber nicht nur die Ausbreitung von Infektionen kann anhand der Neuen Grippe studiert werden. Sie stellt auch einen Modellfall für die evolutive Entwicklung von Krankheitserregern und deren Wirte dar - quasi "Evolution in nuce" und dies im Darwin-Jahr.

Die Darwinschen Prinzipien der Evolution - genetische Variabilität und darauf fußend Selektion und Ausbreitung, das "survival of the fittest" - gelten für die gesamte belebte Natur, selbstverständlich auch für Mikroben.

Die genetische Variabilität wird durch verschiedene Mechanismen wie Punktmutationen, Rekombination, Gentransfer und Genomreduktion sichergestellt. Die neuen Varianten sind dann in ihren Lebensräumen der Selektion unterworfen. Entscheidend ist letztlich, ob die Veränderung ihnen einen Vorteil bei der Ausbreitung bringt.

Ein interessantes, neues Beispiel für das Wirken der mikrobiellen Evolution sind die Infektionen, die durch das neue Influenzavirus H1N1 ausgelöst werden. Wichtig ist, dass im Fall von Infektionen immer zwei "Spieler" auftreten, der Infektionserreger und der Wirt, in diesem Fall das Neue Influenza-Virus H1N1 und der Mensch.

Stunden, Tage, Wochen
Das bewirkt eine enorme Beschleunigung der ansonsten trägen evolutionären Prozesse. Diese liefen und laufen zunächst langsam ab, die ersten Zellen sind wohl vor fast vier Milliarden Jahren entstanden. Der Mensch selbst ist ein echter "Newcomer" der Evolution, er erschien im Holozän, also vor etwa zwei Millionen Jahren - die Evolution braucht ihre Zeit, das wusste schon Darwin.

Aber dennoch - das was so langsam abläuft, die Entstehung und Anpassung neuer Arten und Formen, die der große Evolutionsbiologe Ernst Mayr als "Makroevolution" bezeichnete, hat seine Entsprechung in den schnellen Prozessen der "Mikroevolution", der Veränderung und Entwicklung von Organismen in extrem kurzen Zeiträumen - Stunden, Tagen, Wochen.

Die Veränderungen von Infektionserregern und ihren Wirten sind beispielgebende Vorgänge der Mikroevolution. Dies gilt auch und gerade für das aktuelle Geschehen der H1N1-Influenza-Welle.

Das ist kein Wunder, laufen doch die Prozesse in der Zelle, etwa die Verdopplung des genetischen Materials, der Nukleinsäuren DNS oder in Viren üblichen RNS, oder die Umsetzung der Erbinformation in Eiweißstrukturen in atemberaubenden Geschwindigkeiten ab - allein bei dem Umschreiben der DNS-Information in RNS sind 1400 Schritte in einer Sekunde zu beobachten - und das mit ungeheurer Präzision.

Aber die Natur macht Fehler - wenn man so will, sind diese Fehlerraten in die molekularen Lebensprozesse eingebaut, um Variabilität und damit Evolution möglich zu machen. So auch bei den Neuen H1N1-Varianten, deren Erbgut wie bei allen Influenza-Viren aus acht RNS-Segmenten besteht.

Gefährliche Mutationen
Diese "neuen" Viren haben sich bereits genetisch verändert, so unterscheidet sich das Oberflächenprotein Hämagglutinin (oder H1-Protein) des Erregers der Neuen Influenza stark vom H1-Protein der normalen saisonal wiederkehrende Grippeviren. Diese Mutationen haben eine große biologische Wirkung, im Falle des H1-Proteins führen sie zu einer Anpassung an den menschlichen Wirt.

Und weitere Mutationen können das Virus weiter verändern. So wird ein krankmachendes Eiweiß, PB1-E2, momentan von den H1N1-Viren nicht produziert, da es eine Mutation enthält, die zu einem Stopp seiner Produktion führt. Eine Rückmutation könnte nun aus dem "Stopp" ein "Go" machen, und das Virus hätte seine krankmachende Wirkung erhöht.

Ähnlich verhält es sich mit dem Eiweiß PB2, dessen Struktur noch immer stark an tierische Zellen angepasst ist, auch hier könnte eine Mutation dazu führen, dass es sich noch besser in menschlichen Zellen vermehrt, also pathogener wird. Das kann ein evolutionärer Vorteil für die Viren sein, indem sie mehr Kopien ihrer selbst erzeugen und nach den Darwinschen Gesetzen die Erbanlage für das neue Eiweiß stärker vererben können.

Und noch weitere Mutationen könnten große Wirkungen haben: Die neuen H1N1-Viren sind empfindlich gegen Medikamente der sogenannten Neuraminidase-Hemmer, zu denen Präparate wie Tamiflu oder Relenza zählen. Diese Arzneimittel blockieren das Oberflächeneiweiß Neuraminidase (N-Protein).

Frühe Maßnahmen
Mutationen in den N-spezifischen Genen könnten nun zu Resistenzen gegen diese Medikamente führen. Vereinzelt sind solche Mutationen in den vergangenen Wochen aufgetaucht, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass H1N1 in der Zukunft zumindest gegen eines der derzeit wirksamen Medikamente resistent werden könnte.

Durch diese möglichen Mutationsereignisse könnten sich in der Zukunft also Viren entwickeln, die gefährlicher für den Menschen sind als die aktuell zirkulierende Variante.

Neben den erwähnten Mutationen verändern Infektionserreger ihr Genom auch durch Prozesse des Gentransfers und der Rekombination. Dies hat bei Influenza-Viren mit der Tatsache zu tun, dass auch zwei verschiedene Viren gleichzeitig eine menschliche oder tierische Zelle befallen können.

So eine Doppelinfektion kann dazu führen, dass sich einzelne Genabschnitte der beiden Genome neu arrangieren, man spricht von Rekombination. Auch können ganze Segmente ausgetauscht werden, dies wird Reassortment genannt. Wir wissen aus der Analyse der neuen H1N1-Genome, dass sie Virus-RNA enthalten, die zuvor bei Schweinen, Vögeln und Menschen isoliert wurden.

Rekombination und Gentransfer
Auch Viren vergangener Epidemien oder Pandemien enthalten Erbmaterial, das für tierische, aber auch für menschliche Viren charakteristisch ist. Insgesamt gilt: Je heftiger das Infektionsgeschehen, um so größer die Chance, dass es zu neuen Virusvarianten kommt, welche stärkere krankmachenden Wirkungen und erhöhte Resistenzprofile aufweisen könnten.

Deshalb ist es sinnvoll, schon jetzt, obwohl die H1N1-Infektionen derzeit meist mild verlaufen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung und damit die Evolutionsräume des Virus zu reduzieren.

Natürlich sind solche Mutationsprozesse nicht auf Influenza-Viren beschränkt, als universelle Evolutionsmechanismen werden sie bei praktisch allen Organismen gefunden, darunter bei vielen anderen Krankheitserregern wie dem Pestbazillus, den Cholerabakterien oder dem Aids-Virus.

Rekombination und Gentransfer stellen auch bei diesen Infektionserregern die Triebfedern der Evolution dar, von Antibiotika-resistenten Staphylokokken bis zu den Erregern von Hirnhautinfektionen, von pathogenen Pilzen bis hin zum Malaria-Erreger: die Evolutionsmechanismen wirken universell.

Es drängt sich die Frage auf, welche Rolle der Mensch als potentieller Wirt der Neuen H1N1-Viren in dem Geschehen spielt. Es sind viele Beispiele bekannt, in denen auch Wirtsorganismen ihre Gene im Rahmen des Infektionsgeschehens ändern und resistent werden können.

Schnell rennen, um am Fleck zu bleiben
Dabei passt sich nicht das Immunsystem an, sondern es vererben sich resistent machende genetische Merkmale. Dies gilt unter anderem für Patienten mit Malaria, Aids oder Hirnhautentzündung, die Änderungen des Erbmaterials aufweisen, welche eine Resistenz gegen die genannten Infektionskrankheiten begründen.

Aber diese Prozesse brauchen ihre Zeit. Auch das Immunsystem reagiert mit der Produktion von Antikörpern oder anderen spezifischen Abwehrzellen, dies aber eben nur nach einer Infektion, die ja gerade verhindert werden soll. Haben wir die Zeit, auf diese Vorgänge, die die Evolution für die Wirtsanpassung bereithält, zu warten? Mit Sicherheit nicht - denn Geschwindigkeit zählt.

Uns geht es doch eher wie der Herzkönigin "Red Queen" aus Lewis Carrols Geschichte "Alice hinter den Spiegeln", die der neugierigen Alice erklärt: "Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst." Eine treffende Metapher für Infektionsbiologen.

"Schnell rennen" heißt, alles zu versuchen, um dem Erreger schon jetzt seine Chancen zur evolutiven Weiterentwicklung zu nehmen. Sei es durch die Anpassung des individuellen Verhaltens und durch seuchenhygienische Maßnahmen, sei es durch den Einsatz von Medikamenten oder durch die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen. "Am selben Fleck bleiben" heißt in diesem Fall, Krankheit und Sterblichkeit zu minimieren.

Der Autor ist Präsident des in Deutschland für Seuchenprävention zuständigen Robert-Koch-Instituts.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....

H1N1-Virus ist resistent gegen Tamiflu

Von Pia Heinemann 1. Juli 2009
Bei einem dänischen Patienten zeigte das Grippe-Medikament erstmals keine Wirkung - Virologen sind davon nicht überrascht

Berlin - Die Schweinegrippe zieht weiter um den Erdball. Bisher hat das Virus nur in relativ wenigen Fällen aggressive Symptome hervorgerufen - doch gestern wurde zum ersten Mal ein Fall von Resistenz gegen das Grippemittel Oseltamivir (Handelsname Tamiflu) bekannt: Ein Däne, der Kontakt zu Erkrankten hatte, war an der neuen Grippe erkrankt. Tamiflu schlug bei ihm nicht an. Er wurde daraufhin mit dem Alternativmedikament Zanamivir (Handelsname Relenza) behandelt, teilten die dänischen Gesundheitsbehörden mit.

Dass Tamiflu früher oder später bei einigen Schweinegrippe-Patienten nicht wirken würde, erstaunt die Experten nicht weiter. Schon seit einigen Jahren gibt es immer wieder Veröffentlichungen darüber, dass H1N1-Viren durch den sogenannten Neuraminidasehemmer nicht gebremst werden können. "Schon vor dem Jahr 2007 war das aus Japan bekannt", sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin am Berliner Robert-Koch-Institut (RKI).

Man dachte, die Resistenz käme daher, dass in Japan besonders viel Tamiflu eingesetzt wurde - und dass die Viren, ähnlich, wie es von Bakterien und Antibiotika bekannt ist, resistent gegen das Mittel werden. "Aber nach 2007 gab es aus vielen Ländern Berichte, dass Tamiflu-resistente H1N1-Viren gefunden wurden, obwohl das Medikament hier nur selten verordnet wurde." In der vergangenen Grippesaison 2008/09 traten nach WHO-Angaben rund um den Globus Resistenzen gegen Tamiflu bei den H1N1-Viren auf. Vermutlich war das eine Folge der normalen Evolution, die durch Mutation und Selektion auch auf Viren wirkt. Es muss nicht unbedingt der Selektionsdruck durch Tamiflu zur Verbreitung der resistenten H1N1-Viren geführt haben.

Die Resistenz-Liste der WHO für das vierte Quartal 2008, in dem ein anderes H1N1-Virus im Rahmen der saisonalen Grippe um den Globus zog, listet für Argentinien, die USA, Marokko, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan und Singapur in 99 bis 100 Prozent der beobachteten Fälle eine Resistenz gegen Tamiflu auf. Dass das Mittel bei der neuen Grippe bisher so gut zu wirken scheint, ist also vermutlich nur ein glücklicher Zufall.

"Es handelt sich bisher nur um einen Einzelfall", betont RKI-Sprecherin Glasmacher. Auch der Schweizer Tamiflu-Hersteller Roche erklärte, die Resistenzbildung bei einem Patienten bedeute nicht, dass das H1N1-Virus generell resistent gegen Tamiflu sei. David Reddy, der Leiter der Pandemie-Taskforce bei Roche, sagte, es handele sich bei dem dänischen Patienten um einen individuellen Fall, der innerhalb der 0,5-Prozent-Marge liege, die bei klinischen Versuchen mit dem Medikament in der Testphase ermittelt worden sei.

"Eine sichere Aussage, ob das so stimmt, können wir mangels verfügbarer Zahlen bisher nicht treffen", sagte allerdings Thorsten Wolff, Virologe am RKI. Weltweit wurde das neue H1N1-Virus nach WHO-Angaben bei knapp 70 900 Menschen nachgewiesen, 311 Menschen waren bis gestern Mittag daran gestorben, drei davon in Großbritannien und einer in Spanien. Der dänische Patient ist der bisher einzige, bei dem eine Resistenz nachgewiesen wurde. Er ist mittlerweile wieder gesund.

Dass Tamiflu bei ihm nicht wirkte, liegt daran, dass das Virus an Position 274 im Neuraminidasegen mutiert ist. Hier wurde infolge einer Mutation anstelle der Aminosäure Histidin die Aminosäure Tyrosin in das Enzym Neuraminidase eingebaut. Dadurch hat sich ein Protein, an dem das Enzym Neuraminidase sich normalerweise anlagert, verändert. Die Neuraminidase bewirkt normalerweise, dass Viren nach ihrer Vermehrung aus der Zelle freigesetzt werden und neue Körperzellen befallen können. Neuraminidase-Hemmer wir Tamiflu blockieren diesen Vorgang: Wirken sie, so können Viren die infizierten Zellen nicht mehr verlassen. Der Befall anderer Zellen des Patienten wird so verhindert.

"Dass, wenn Tamiflu nicht wirkt, Relenza die Vermehrung der Viren bremsen kann, liegt daran, dass dieses chemisch anders aufgebaut ist", sagt Wolff. Über den von GlaxoSmithKline hergestellten Wirkstoff gibt es bisher noch keine Resistenzberichte. Allerdings wird es nicht wie Tamiflu als Tablette hergestellt, sondern als Inhalationsspray.

Doch wenn im Notfall, einer Resistenz bei einem einzelnen Patienten, ein Alternativmedikament bereitsteht, besteht dann überhaupt ein Grund zur Sorge über die Tamiflu-Resistenz? "Dieser Fall aus Dänemark bedeutet zunächst einmal nur, dass das Virus in der Lage ist, resistent gegen Tamiflu zu werden", sagt Wolff. "Wir wissen aber ohnehin nicht, in wie vielen Fällen Oseltamivir bisher geholfen hat."

Nehmen Grippekranke gegen schwere Fälle der jährlichen saisonalen Grippe rechtzeitig Tamiflu ein, so können sie im besten Fall zwei Tage früher wieder zur Arbeit gehen als ohne das Medikament. Die neue Schweinegrippe verläuft in der Regel sehr milde. Ob Tamiflu den Verlauf der neuen Grippe bei Patienten mit leichten Symptomen überhaupt deutlich verbessert, ist bisher unklar. Und, wie RKI-Virologe Wolff erklärt: "Falls es weitere Infektionen mit resistenten Viren geben sollte, wird es wichtig sein zu beobachten, ob sich hier erschwerte Symptomatiken zeigen. In dem jetzigen Fall gibt es darauf bislang keinen Hinweis.

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Forscherin tüftelt an neuen Strategien gegen Influenza

Die Biologin Dr. Gülsah Gabriel ist von Grippeviren fasziniert. Die junge und vielfach ausgezeichnete Forscherin vom Heinrich-Pette-Institut in Hamburg sucht nach neuen Wegen, die gefährlichen Erreger zu besiegen.

Von Christiane Löll

HAMBURG. Wenn es in Kliniken und Arztpraxen mit Ende der Grippewelle ruhiger in Sachen Influenza wird, hört die Arbeit in den Laboren noch lange nicht auf: Die Forscher suchen weiter nach Strategien, um die wandlungsfähigen Krankheitserreger bekämpfen zu können.

Wie kann man das Überspringen von Influenza-Viren von Vögeln auf andere Tiere oder Menschen verhindern? Welche Ansatzpunkte für Medikamente oder Impfstoffe gibt es?

Die Biologin Dr. Gülsah Gabriel vom Heinrich-Pette-Institut (Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie) in Hamburg hat auf die Fragen einige Antworten mit ihrem Team gefunden.

Wenn Influenza-Viren, die von Vögeln abstammen, neue Wirte für sich als Lebensraum erobern wollen, müssen sie zwei Barrieren überwinden: die Zellmembran auf dem Weg in die Zelle und als zweites Hemmnis die Hülle um den Zellkern.

Diesen müssen die Viren auf jeden Fall erreichen, weil sie sich im Zellkern mit Hilfe des Enzyms Polymerase vermehren. Das Enzym dafür bringen sie selbst mit, es wird wie andere Virus-Bestandteile mit Importinen in den Zellkern eingeschleust.

Genau diesen Transportern widmet sich Gabriel in Hamburg. Bislang sind sechs Formen von Importin-alpha bekannt.

In Gabriels Versuchen mit deutschen und britischen Partnern zeigte sich, dass Vogelviren Importin-alpha 3 nutzen, um die Polymerase in den Zellkern zu schleusen.

An den Menschen angepasste Influenza-A-Viren wiederum verwenden das Importin-alpha 7. Das als Schweinegrippevirus bekannte H1N1-Virus allerdings benutze beide Varianten, sagt die 32-Jährige. "Das ist ein Hinweis dafür, dass dieses Virus sich noch nicht komplett an den Menschen angepasst hat."

Im Importin-alpha 7 glaubt Gabriel - wie ihre Mitstreiter auch - möglicherweise einen therapeutischen Ansatz bei der Behandlung von Grippepatienten gefunden zu haben.

"Indem wir das Importin-alpha Gen oder das Protein zeitweise ausschalten, hätten wir vielleicht eine neue Strategie gegen gefährliche und hochaggressive Grippepandemien."

In Versuchen an Mäusen zeigte sich, dass Tiere ohne Importin-alpha 7 immun gegen menschliche Grippeviren waren, während andere Mäuse erkrankten (Nat Commun 2011; 2: 156).

Allerdings werde es wohl sehr kniffelig, einen Hemmstoff für Importin-alpha 7 zu designen, und es werde noch einige Zeit dauern, sagt Gabriel.

Mit Sicherheit dürfe der Hemmstoff auch nur begrenzt eingesetzt werden, um nicht andere potenziell wichtige Eigenschaften des Proteins für den Menschen zu unterbinden. "Jegliche Veränderung auf zellulärer Ebene beim Menschen ist mit Vorsicht zu genießen."

Überwiegend beschäftigt sich die Suche nach Mitteln gegen die Grippe mit Ansatzpunkten, die die Viren direkt ausschalten sollen. Die Wirkstoffe Oseltamivir oder Zanamivir beispielsweise hemmen die Neuraminidase auf der Oberfläche der Viren und damit die Vermehrung der Krankheitserreger.

Allerdings haben die Viren teils Resistenzen gegen die Neuraminidase-Hemmer entwickelt. Die gängigen Impfstoffe wiederum müssen jedes Jahr neu zusammengestellt werden, weil sich die Viren durch Mutationen ändern.

Daher sind die Forscher aus Industrie und Grundlagenforschung auf der Suche nach Komponenten in den Viren, die konstant bleiben und in der Fachsprache als konserviert bezeichnet werden.

"Eine dieser konservierten Bestandteile ist die Polymerase", sagt Gabriel. Mit dieser hatte sich die junge, schon vielfach ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftlerin in ihrer Doktorarbeit beschäftigt.

"Das Ergebnis war, dass eine erhöhte Polymerase-Aktivität ein Marker für schwerere Krankheitsverläufe ist." Dadurch war sie auf die Fragestellung gekommen, welche Stoffe beim Menschen oder Tier diese Polymerase-Aktivität begünstigen - so war sie auf die Importine gestoßen.

Ihre Ergebnisse hat die Leiterin der Arbeitsgruppe Influenza-Pathogenese am Heinrich-Pette-Institut in wenigen Jahren erarbeitet, bei Stationen in Marburg, Oxford und nun Hamburg.

Dass sie forschen darf, empfindet sie als ein "großes Privileg". Nun hat sie ein Team von zehn Mitarbeitern, um sich dem Kampf gegen die Grippe zu widmen. Dafür wird sie vom Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, das den Nachwuchs innerhalb weniger Jahre zu einer Befähigung zum Hochschullehrer führen soll.

"Influenzaviren faszinieren mich immer wieder. Und an neuen Strategien zu tüfteln, in einem kreativen und jungen Team arbeiten zu können, das macht mich glücklich", sagt Gabriel. (dpa)

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Saisonale Influenza ist weltweit sehr verschieden


In Europa dominiert das Schweinegrippe-Virus, in Nordamerika ein H3N2-Virus

GENF (hub). 2009 bis 2010 war weltweit nur ein Influenza-Virus unterwegs: das neue H1N1-Virus (Schweinegrippe). Das ist jetzt anders. Je nach Region zirkulieren unterschiedliche Viren.

In Deutschland sind 64%
der nachgewiesenen
Influenza-Viren H1N1-Viren.
In den USA und in Kanada steigt die Zahl von Patienten mit Influenza weiter, meldet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ihrer Homepage. In beiden Ländern gehe dies mit einer zunehmenden Zahl labordiagnostisch bestätigter Erkrankungen durch H1N1- und B-Typ-Viren einher. Dominierendes Virus in Nordamerika sei aber weiterhin das H3N2-Virus. In Kanada werde dieses Virus in 88 Prozent aller Isolate nachgewiesen.

Diese Dominanz des H3N2-Virus hat Folgen: Zwei Drittel aller tödlich verlaufenden Grippe-Erkrankungen in Kanada betreffen Menschen über 65 Jahre. Das ist in Europa ganz anders. Hier sind die 15- bis 64-Jährigen die Hauptbetroffenen einer Influenza. Von diesen wiederum haben 60 bis 70 Prozent eine zugrunde liegende Grunderkrankung. Die Situation in Europa entspricht somit eher jener während der Schweinegrippe-Pandemie, während die Lage in Nordamerika komplett anders ist.

Die mögliche Erklärung: In Nordamerika hatten offenbar sehr viele Menschen während der Pandemie Kontakt zum neuen H1N1-Virus und dadurch eine Immunität erworben. In diese Lücke ist das H3N2-Virus gestoßen, das auf eine Bevölkerung trifft, die weniger gegen dieses Virus immun ist. Da in Europa das Schweinegrippe-Virus während der Pandemie nicht so stark verbreitet war wie in Nordamerika, und zudem die Impfraten meist niedrig waren, ist das Virus hier noch immer das dominierende.

In Deutschland sind 64 Prozent der nachgewiesenen Influenza-Viren das H1N1-Virus und 36 Prozent Influenza-B-Viren. In den USA sind 67 Prozent H3N2-Viren und 33 Prozent B-Typ-Viren. Von den B-Viren wiederum sind 94 Prozent die Victoria-Variante. Dieser Stamm ist im aktuellen trivalenten Impfstoff enthalten, so die WHO. Die Organisation schreibt erneut, dass Menschen mit schwer verlaufenden Grippe-Erkrankungen in der Regel nicht geimpft waren.

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Auch Schweine können Schweinegrippe bekommen

Von Heike Le Ker

Die Schweinegrippe breitet sich rasend schnell unter Menschen aus, spielte aber bei Schweinen bislang kaum eine Rolle. Jetzt haben Forscher gezeigt, dass die Tiere erkranken, die Viren effizient weitergeben und neue, gefährliche Erreger entstehen lassen können.

Die aktuelle Influenza-Pandemie trägt zwar ihren Namen, doch bislang war nicht belegt, dass auch Schweine am derzeit kursierenden H1N1-Virus erkranken können. Jetzt ist der Beweis erbracht, berichten Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Ostsee-Insel Riems, die fünf Schweine infiziert und den Krankheitsverlauf beobachtet haben.

Zu Beginn der Epidemie gingen Seuchenexperten davon aus, dass das Virus von Schweinen stamme. Dafür fehlen aber weiterhin die Beweise. Allerdings hatte ein Handwerker aus Kanada, der sich in Mexiko vermutlich mit H1N1 infiziert hatte, Schweine vermutlich bei Arbeiten in einem Stall infiziert.

Weil es bislang kaum verfolgbare Fälle von H1N1-Infektionen bei Schweinen gab, haben sich die Riemser Forscher nun ein Beobachtungsfeld unter Laborbedingungen geschaffen. Das Team um Thomas Vahlenkamp, der das Institut für Infektionsmedizin am FLI leitet, infizierte fünf Tiere mit den Viren. Schon einen Tag später schieden die Schweine die Viren aus, wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Journal of General Virology" berichten. Die Tiere entwickelten typische, milde Grippesymptome, unter denen auch H1N1-infizierte Menschen leiden: Niesen, Schnupfen, Fieber und Durchfall.

Zwar kommen H1N1-Viren bereits bei Schweinen in Europa vor. Doch die Erreger unterscheiden sich vom derzeit unter Menschen kursierenden Erreger. Laut Vahlenkamp beinhaltet das aktuelle Virus zwei Proteine mit unterschiedlicher Herkunft: Das sogenannte Hämagglutinin (H) kommt von nordamerikanischen H1N1-Viren beim Schwein, die Neuraminidase (N) von eurasischen Viren. "Wir haben somit europäische Schweine mit einem Virus infiziert, das nach derzeitigem Kenntnisstand so bei Schweinen nicht vorkommt", sagte Vahlenkamp zu SPIEGEL ONLINE.

Mehr als 100.000 Schweinegrippefälle weltweit

Die Wissenschaftler hatten auch drei gesunde Schweine und fünf Hühner zu den infizierten Schweinen in den Stall gesteckt. Bereits drei Tage später schieden auch die gesunden Schweine die Viren aus, tags darauf zeigten sie die Grippesymptome. "Schweine übertragen die Infektion sehr effizient auf nicht-infizierte Kontaktschweine", kommentiert Vahlenkamp. Die Vögel allerdings blieben gesund - warum, wissen die Forscher nicht.

Wichtig sei daher, streng darauf zu achten, dass Grippekranke nicht mit Schweinen in Kontakt kommen, um eine Ausbreitung unter den Tieren zu vermeiden. Denn das Schwein ist wegen seines Immunsystems, das dem des Menschen ähnelt, gefürchtet als Mischgefäß, in dem Viren mutieren oder sich mit anderen Erregern rekombinieren könnten. "Am wahrscheinlichsten wären Rekombinationen mit den beim Schwein endemisch vorkommenden Influenzaviren", so Vahlenkamp. Würde ein derartig veränderter Erreger wieder auf den Menschen überspringen, könnte er eine weitaus gefährlichere Pandemie auslösen als die aktuelle.

Die Zahl der weltweit registrierten Schweinegrippefälle ist aktuell auf über 100.000 gestiegen. Schwerpunkt sind nach jüngsten Daten der EU-Seuchenbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) weiterhin die USA mit 34.000 registrierten Erkrankungen seit Ende April und Mexiko mit mehr als 10.000. In Nordamerika verzeichnete die Behörde zudem etwa drei Viertel der 441 Todesfälle.

Am Donnerstag hat die Seuche das Saarland erreicht - das einzige deutsche Bundesland, das bisher noch keinen Fall gemeldet hatte. Es handele sich um eine 24-jährige Frau, die nach ihrem Urlaub auf Mallorca entsprechende Symptome gezeigt habe, teilte der saarländische Gesundheitsminister Gerhard Vigener (CDU) mit. Nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts wurden in Deutschland bis Donnerstag 641 Schweinegrippe-Infektionen gemeldet, die meisten davon seien mild verlaufen. Mehr als die Hälfte dieser Patienten hat sich innerhalb Deutschlands angesteckt.

Die bislang beobachteten drei Fälle von Resistenzen des Erregers gegen das Grippemittel Tamiflu bereiten der WHO derzeit kein Kopfzerbrechen. "Es handelt sich um vereinzelte Fälle, und wir haben keine Beweise für eine weitergehende Ausbreitung", sagte der WHO-Generaldirektor für Gesundheitssicherheit und Umwelt, Keiji Fukuda. Die Resistenzen, die bei bereits wieder gesunden Patienten in Dänemark, Japan und Hongkong aufgetreten sind, seien durch Mutationen entstanden. Es handele sich aber nicht um eine Verbindung mit derzeit zirkulierenden saisonalen Grippeviren. Tamiflu-Hersteller Roche hatte betont, ein geringer Anteil von Resistenzen sei zu erwarten gewesen und werde stets auch bei der saisonalen Grippe beobachtet.

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Tricksen mit dem Immunsystem

Mitten in Dresden züchtet ein Pharmakonzern Viren für die Impfstoffproduktion. Welche Schwierigkeiten dabei bewältigt werden müssen, erklärt der Leiter der Impfstoffabteilung im Interview mit FOCUS-Online-Redakteurin C. Steinlein.

Deutschland hat 50 Millionen Dosen Impfstoff gegen die Schweinegrippe beim Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) bestellt. Das Unternehmen produziert in seinem Werk in Dresden auf Hochtouren, um der Nachfrage gerecht zu werden. Zugelassen ist der Impfstoff noch nicht. Dr. Jens Vollmar, Abteilungsleiter medizinische Impfstoffe, erklärt, wie ein Impfstoff entwickelt wird und warum das Werk in Dresden oft belächelt wird.

dpa
Eine Mitarbeiterin des Pharmakonzernes GlaxoSmithKline in Dresden in einem Sicherheitslabor

FOCUS Online: Sie haben das Virus erst Ende Mai von der Weltgesundheitsorganisation erhalten, und seit Wochen produzieren sie Impfstoff. Das ging schnell.

Dr. Jens Vollmar: Wir haben bereits vor Jahren mit der Entwicklung von Pandemie-Impfstoffen begonnen, nur deshalb ging das so schnell.

FOCUS Online: Die neue Grippe gibt es doch erst seit Kurzem, wie können sie da schon seit Jahren an dem Impfstoff arbeiten?

Vollmar: Wir haben einen Musterimpfstoff entwickelt, dem als letzte Zutat das Antigen des Schweinegrippe-Virus fehlte. Die passenden Antigene haben wir nun noch eingefügt. Den Musterimpfstoff haben wir schon vor einiger Zeit bei der europäischen Zulassungsbehörde eingereicht, sodass sehr viele der verlangten Tests schon durchgeführt werden konnten. Nachdem wir den Impfstoff jetzt verändert haben, werden wir noch die Ergebnisse einiger klinischer Studien nachreichen. Im August beginnen wir mit Verträglichkeitstests an Menschen.

FOCUS Online: Was ist die größte Unsicherheit?

Vollmar: Wir brauchen für den Impfstoff Viren. Diese züchten wir in Hühnereiern heran. Das ist ein biologisches System, extrem empfindlich. Im Moment wissen wir noch nicht, wie groß die Ausbeute sein wird. Davon hängt ab, wie viel Impfstoff wir letztlich in welchem Zeitraum produzieren können.

FOCUS Online: Wie viele Eier brauchen Sie dafür?

Vollmar: Beim saisonalen Grippe-Impfstoff pro Dosis ein Ei. Für den Pandemie-Impfstoff werden wir etwas weniger Eier brauchen. Wegen der Hühnereier werden wir oft belächelt. Aber das ist das zuverlässigste Verfahren, um Antigene zu züchten. Wir könnten sie auch in Zellkulturen heranwachsen lassen, aber das ist unserer Erfahrung nach noch nicht so ausgereift.

FOCUS Online: Das Werk in Dresden liegt im Stadtgebiet. Wie stellen Sie sicher, dass die Viren nicht nach draußen gelangen?

Vollmar: Der Sicherheitsstandard, den GSK in seinen Werken erfüllt, ist höher als der gesetzlich vorgeschriebene. In Dresden wird kein lebendiges Virus das Labor verlassen. Dort herrschen höchste Hygienestandards, nur qualifizierte Mitarbeiter in Schutzanzügen und mit Masken haben Zutritt, verlassen können sie die Labore nur durch mehrere Unterdruckschleusen.

FOCUS Online: Was machen Sie mit den Viren, die sie aus den Eiern ernten?

Vollmar: Die Viren werden abgetötet und in mehreren Durchgängen aufgereinigt, um Hühnerei-Bestandteile von ihnen zu entfernen. Anschließend wenden wir einen Trick an, der die Immunantwort des Menschen verstärkt, wir mischen ein sogenanntes Adjuvanssystem bei. Im Falle des Impfstoffes gegen die Schweinegrippe ist das eine Öl-Wasser-Emulsion mit Vitamin – dieser Trick wirkt gleich doppelt. Erstens brauchen wir dadurch weniger Antigene pro Impfdosis. Zweitens haben Versuche gezeigt, dass das Adjuvanssystem eine starke Kreuzimmunität bewirkt. Das bedeutet: Selbst wenn das Virus sich verändert, sollte der Impfstoff noch wirken.

FOCUS Online: Woher wissen Sie, dass der Impfstoff wirkt?

Vollmar: Wir können mit Menschen natürlich keine Wirksamkeitstests machen. Wir können sie nicht probehalber impfen und dann überprüfen, ob sie sich trotzdem mit dem Pandemievirus infizieren. Wir analysieren stattdessen das Blut auf Antikörper. Darüber können wir dann abschätzen, wie wirksam der Impfstoff sein wird.

FOCUS Online: Wann rechnen Sie mit der Zulassung?

Vollmar: Das hängt von der Zulassungsbehörde ab. Dank der Musterzulassung wird es aber ein beschleunigtes Verfahren geben.

FOCUS Online: Falls die Situation sich dramatisch zuspitzt, können Länder Impfstoff verteilen, bevor die europäische Zulassungsbehörde grünes Licht gegeben hat. Würde Ihnen das in diesem Fall schlaflose Nächte bereiten?

Vollmar: Wir rechnen nicht damit, dass das passiert, da die Zulassungsbehörde sehr schnell arbeiten wird. Aber selbst wenn mit dem Mittel geimpft würde, bevor es zugelassen ist, hätte ich keine schlaflosen Nächte. Wir impfen millionenfach. Der Pandemie-Impfstoff unterscheidet sich nicht wesentlich von einem saisonalen Grippe-Impfstoff, nur dass der saisonale meist drei unterschiedliche Virenstämme enthält und der Pandemie-Impfstoff auf einem einzigen basiert, eben dem zu H1N1. Zu dem Adjuvanssystem, das wir dem Pandemie-Impfstoff zumischen, haben wir klinische Studien mit über 39 000 Probanden durchgeführt, etwa 12 000 davon haben den Musterimpfstoff mit einem Pandemievirus erhalten. Die Impfung ist nicht gefährlich.

FOCUS Online: Werden Viren durch Impfstoffe langfristig aggressiver?

Vollmar: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Viren werden aggressiver, wenn sie sich stark verbreiten können. Je höher die Anzahl der Infizierten, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, dass verschiedene Viren in einem Wirt aufeinandertreffen und ihre schlimmsten Eigenschaften zusammenfügen. Mit jedem geimpftem Menschen hat das Virus also weniger Chancen.

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Körperprotein stoppt H1N1-Virus

Eine Gruppe körpereigener Proteine verhindert, dass Viren wie der Schweinegrippe-Erreger Körperzellen kapern und sich darin vermehren. Antigrippemittel auf der Basis dieser Eiweiße könnten besonders effektiv sein.
 
US-Forscher haben herausgefunden, dass die IFITM genannten Eiweiße bis zu 90 Prozent der Krankheitserreger schon bei dem Versuch abtöten, sich in eine Körperzelle einzuschleichen. Je mehr dieser Eiweiße gegen die Schweinegrippe-Viren Wache halten, desto leichter verläuft die Erkrankung: Einige Patienten kommen so mit einem leichtem Schnupfen statt einer echten Grippe davon. Die Wissenschaftler arbeiten daher an einem Verfahren, die Proteingruppe mit einem Trick direkt zur Zelloberfläche zu bringen und damit den Ausbruch einer Infektion zu verhindern. IFITM wirkt übrigens auch gegen gefährliche Krankheiten wie Gelb-, Westnil- und Dengue-Fieber. Die Ergebnisse stellen die Forscher um Stephen Elledge von der Harvard Medical School im Fachmagazin „Cell“ vor.

„Ohne IFITM vermehrt sich ein Schweinegrippe-Virus in einer Körperzelle bis zu zehnmal schneller“, beschreibt Stephen Elledge die Schutzkraft der Proteine. Weil die IFITM an der Zellwand sitzen und Moleküle aller Art auf dem Weg in die Zelle kontrollieren, bilden sie die vorderste Verteidigungslinie des Körpers gegen Viren. In Experimenten mit Zellen von Mäusen und Menschen wiesen die US-Forscher nach, dass sie dem Angreifer keine Zeit lassen, sein gefährliches Erbmaterial einzuschleusen. Wenn Zellen infiziert sind, reagieren sie mit dem immunstimulierenden Hormon Interferon, das gegen Viren und Tumore aktiv wird. „Interferon gibt den Zellen mehr Schutz als IFITM, aber als wir in den Versuchen das Protein ausschalteten, ließ die Wirkung stark nach“, berichtet der Wissenschaftler.
 
edikamente auf Basis von IFTIM könnten künftig mittels Liposomen im Körper an ihren Bestimmungsort transportiert werden: In diesen winzigen Kügelchen von wasserabweisenden Molekülen reisen sie zur Zelloberfläche. „Das dürfte den Schutz in der alljährlich wiederkehrenden Grippesaison erhöhen“, meint Stephen Elledge. Das ist ohne weitere Grundlagenforschung allerdings noch Zukunftsmusik: Noch wissen die Forscher nicht, wie eine Zelle auf die massenhafte Verabreichung der Proteingruppe reagiert. Erforscht werden muss zudem, wie der Antiviren-Schutz mit den verschiedenen Techniken zurechtkommt, mit denen Viren an Zellen andocken. Auch werden nicht alle Viren abgewehrt: So lässt IFTIM beispielsweise den Aids- oder Hepatitis-C-Erreger passieren.
map/ddp
 

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Wirkt Tamiflu bald nicht mehr?

Mittel gegen die Schweinegrippe

Bisher verliefen die Schweinegrippe-Fälle in Deutschland alle sehr mild. Doch jetzt kämpft ein 35-jähriger Infizierter in Bonn um sein Leben. Er wurde mit dem Grippe-Mittel Tamiflu behandelt. Aber: Mit jedem Patienten, dem das Mittel verabreicht wird, steigt die Gefahr, dass es unwirksam wird.

Der Virologe Professor Hermann Schätzl von der Technischen Universität München beantwortete BILD.de und apotheken-umschau.de die wichtigsten Fragen.

Wie groß ist die Gefahr einer Resistenz der Schweinegrippeviren gegen die Medikamente?

Schätzl: „Es kommt darauf an, wie oft die Wirkstoffe eingenommen werden. Je häufiger sie zum Einsatz kommen, desto eher werden die Viren Resistenzen entwickeln. Die Erreger der Schweinegrippe gehören zu den Influenza-A-Viren. Von diesen ist bekannt, dass sie sich immer leicht verändern. Momentan scheint das Virus aber noch relativ stabil zu sein. Kein Mensch weiß, wie lange sie noch sensibel gegen Tamiflu und Relenza bleiben.“

Warum werden die Wirkstoffe irgendwann unwirksam?

Schätzl: „Eine Grippe läuft vereinfacht so ab: Die Viren befallen menschliche Zellen und zerstören diese dann. Das löst die Symptome aus. Die frei gewordenen Viren befallen daraufhin weitere Zellen. Je mehr Virus in einem Menschen steckt, desto stärker ist die Krankheit.

Tamiflu und Relenza verhindern, dass das Virus wieder aus der befallenen Zelle herauskommt, so dämmen sie die Ausbreitung ein. Die Viren können aber so mutieren, dass sie diesen Wirkmechanismus umgehen. Das Medikament verliert dann seine Wirkung. Je häufiger Viren mit einem Medikament in Kontakt kommen, desto schneller können sich derartige Veränderungen entwickeln. Tamiflu und Relenza sind ja normale Grippemedikamente. In den USA und Kanada wurden sie bereits so oft eingesetzt, dass Tamiflu bei der dortigen saisonalen H1N1-Grippe zu 90 Prozent unwirksam geworden ist.“

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Die unaufhaltsame Seuche

Wie aggressiv ist mittlerweile der Schweinegrippe-Erreger? Wer wird zuerst geimpft? Aktuelle Antworten zu der drohenden Pandemie.

Von Christina Berndt

Ist die Schweinegrippe noch zu stoppen?

Nein, sagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Seuche greife in so hohem Tempo um sich, dass sie nicht mehr aufzuhalten sei. Die UN-Organisation forderte die Pharmakonzerne deshalb auf, unter Hochdruck an einem Impfstoff gegen den Erreger zu arbeiten. Allein die USA haben bereits knapp 1,5 Milliarden Dollar dafür bereitgestellt.

Die Krankheit ist doch gar nicht so schlimm. Was also soll der Aufwand?

Die Schweinegrippe ist die erste weltweite Epidemie des 21. Jahrhunderts. Mehr als 110 000 Fälle wurden bisher registriert, doch Schätzungen zufolge haben sich in den vergangenen drei Monaten weltweit mehr als eine Million Menschen angesteckt. Gestorben sind etwa 600 von ihnen, weil die Krankheit in den allermeisten Fällen milde verläuft. Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden befürchten aber, dass der Erreger, der jetzt den Namen H1N1 09 trägt, in den kommenden Monaten aggressiver und gefährlicher werden könnte. Auch die Erreger früherer Pandemien wie die der Spanischen Grippe von 1918 fingen ganz harmlos an und mutierten erst im Laufe der Zeit zu tödlichen Viren. Bei H1N1 09 wäre das besonders unerfreulich, weil es sich so schnell ausbreitet.

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt arbeitet an einem Nationalen Impfplan. Was steht da drin?

Die SPD-Ministerin will nach eigenen Angaben noch in dieser Woche entscheiden, wer am ehesten geimpft werden soll. Am Dienstag ließen die Bundesländer, die auch für die Impfstoffverteilung zuständig sind, bereits durchsickern, dass wahrscheinlich das Gesundheitspersonal sowie chronisch Kranke und Schwangere den Vorzug bekommen sollen.

Lohnt sich auch eine normale Grippe-Impfung?

Während der Impfstoff für die Schweinegrippe erst noch hergestellt werden muss, ist die Produktion für den alljährlichen winterlichen Grippe-Impfstoff schon fast abgeschlossen. Dieser hilft allerdings nicht gegen die Schweinegrippe. Wie anders sich die neuen Viren verhalten, zeigt sich auch an den Symptomen, die sie hervorrufen. Sie greifen zum Beispiel die Lunge stärker an, als dies gewöhnliche Grippeviren tun. Auch kommt es durch H1N1 09 häufiger zu Magen-Darm-Problemen, die von anderen Grippe-Erkrankungen weniger bekannt sind.

Was kann man sonst tun?

Viele Menschen haben die einfachsten Hygienemaßnahmen längst vergessen. "Sie sind aber von besonderer Bedeutung", sagte Jörg Hacker, der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), der SZ. Influenzaviren gelangen vor allem durch Niesen oder Husten von einem Menschen zum anderen, aber auch über schmutzige Hände, an denen solches Sekret klebt. Hacker empfiehlt daher, sich besonders häufig die Hände zu waschen - vor allem dann, wenn man sich an Orten aufgehalten hat, an denen man vielen anderen Personen und ihren Sekreten begegnet ist. Auch gilt die Hand vorm Mund unter Virologen als gar nicht so fein wie unter Eltern. Man soll lieber in die Armbeuge husten, sagt Hacker. Damit schüttelt man dem nächsten Menschen wenigstens nicht die Hand.

Warum werden ganze Schulen geschlossen?

Die Behörden versuchen, die Ausbreitung von H1N1 so gut es geht einzudämmen. Weil Kinder meist weniger distanziert sind als Erwachsene, sind Schulen für Viren eine besonders gute Begegnungsstätte. Jede weitere Verbreitung aber kann den Viren helfen, sich zu verändern und gefährlicher zu werden.

Was muss ich tun, wenn ich nach Mallorca reise?

Vom Ballermann sind jüngst sieben junge Leute mit der Schweinegrippe zurückgekehrt. Wo viele Menschen die Nähe der anderen suchen, kann man sich nun einmal leicht anstecken. Die WHO hat aber dezidiert keine Reisewarnungen ausgesprochen. Und immerhin hat sich etwa die Hälfte der 727 infizierten Deutschen hierzulande angesteckt.

In Asien laufen viele Menschen mit einem Mundschutz herum. Brauche ich den auf meiner Reise nach Thailand?

Den Mundschutz aus Papier kann man getrost zu Hause lassen. Der nützt nichts gegen Viren. Die WHO empfiehlt auch die echten Hygienemasken nicht, die Ärzte im OP tragen, weil der Schutz nicht belegt sei. Vielmehr würden sich die Träger in falscher Sicherheit wiegen - und wahrscheinlich zu wenig die Hände waschen.

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Häufig gestellte Fragen zu Schweinegrippe

Berlin (eb). Die WHO hat die Alarmstufe 6 ausgerufen. Damit ist die Schweinegrippe (Mexikanische Grippe) als Pandemie anerkannt. Wie gefährlich ist die Schweinegrippe? Wie kann man sich vor Infektionen schützen? Solche häufig gestellten Fragen hat das Robert Koch Institut (RKI) zusammen gestellt. Hier eine Auswahl; weitere Fragen und Antworten finden Sie auf der Webseite des RKI.

  • Wie gefährlich ist die Schweinegrippe?

Das ist noch unklar. Bislang verläuft die Krankheit meist relativ mild. Allerdings gab es aber in besonders betroffenen Ländern wie Mexiko, den USA und Kanada schwere Verläufe und Todesfälle. Die Sterblichkeit bei der Schweinegrippe ist ähnlich der "normalen" saisonalen Influenza. Anders als bei der saisonalen Grippe erkranken bisher vorwiegend jüngere Menschen.

Bei der jährlichen Grippewelle kennt man die zirkulierenden Viren gut. Zwar verändern sich die Viren stetig, aber der Impfstoff wird jährlich angepasst, und es gibt in der Bevölkerung einen gewissen Immunschutz. Bei der Schweinegrippe handelt es sich dagegen um ein neues Influenzavirus, gegen das kein oder kaum ein Immunschutz in der Bevölkerung existiert.

  • Gibt es typische Schweinegrippe-Symptome?

Die Symptome ähneln den Symptomen der jährlichen (saisonalen) Grippe im Winter. Typisch sind Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit. Einige Menschen, die mit dem Erreger der Schweinegrippe (H1N1) infiziert waren, berichteten auch über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

  • Wie steckt man sich an?

Es ist davon auszugehen, dass das neue Influenzavirus H1N1 so übertragen wird wie eine übliche Influenza: überwiegend durch Tröpfchen, die zum Beispiel beim Sprechen, insbesondere aber beim Husten oder Niesen entstehen und über eine geringe Distanz auf die Schleimhäute von Kontaktpersonen gelangen können. Diskutiert wird aber auch die Möglichkeit einer Übertragung durch so genannte Tröpfchenkerne, die kleiner sind (kleiner als fünf Mikrometer) und länger in der Luft schweben können (aerogene Übertragung). Vermutlich kann die Übertragung auch über Oberflächen erfolgen, die mit virushaltigen Sekreten verunreinigt sind, wenn sie angefasst werden. Dabei gelangen die Viren über die Hand in Mund, Nase oder Augen.

  • Wie lange dauert es, bis Symptome auftreten?

Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) ist von der Art des Influenza-Virus abhängig. Bei den Erregern der saisonalen Influenza beträgt diese ein bis vier Tage, bei den Erregern der Vogelgrippe hingegen zwei bis fünf Tage. Die genaue Inkubationszeit des neuen Influenza-Virus ist noch unbekannt, dürfte sich aber in den oben genannten Zeiträumen bewegen und scheint wie bei der Vogelgrippe eher etwas länger zu sein als bei der saisonalen Influenza. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt bei der saisonalen Influenza bereits kurz (weniger als 24 Stunden) vor Auftreten der klinischen Symptomatik und besteht danach gewöhnlich für drei bis fünf Tage. Bei der neuen Influenza ist dazu noch nichts bekannt, eine Ansteckungsfähigkeit vor Symptombeginn lässt sich nicht ausschließen.

  • Wie kann die Schweinegrippe (Mexikanische Grippe; H1N1) diagnostiziert werden?

Das neue Virus H1N1 wird in speziellen Labors identifiziert. Zur Diagnose sollte ein Rachen- oder Nasenabstrich möglichst rasch nach Beginn der Erkrankung von einem Arzt entnommen und an ein Labor eingesandt werden. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza am Robert Koch-Institut und einige weitere Laboratorien in Deutschland können dieses Virus aber mit einer speziellen Methode sicher nachweisen.

  • Welche Medikamente stehen zur Verfügung?

Prinzipiell stehen zur ursächlichen Behandlung Arzneimittel aus zwei Therapieklassen zur Verfügung: die sogenannten Amantadine und die Neuraminidasehemmer Oseltamivir (Tamiflu®) und Zanamivir (Relenza®). Bei den bisher im Robert Koch-Institut untersuchten neuen Grippeviren haben sich die Neuraminidasehemmer als wirksam erwiesen. Damit werden entsprechende Untersuchungen aus den USA auch für die in Deutschland aufgetretenen Viren bestätigt.

Eine individuelle Bevorratung mit antiviralen Arzneimitteln wird nicht empfohlen. Diese Arzneimittel sind rezeptpflichtig, da sie unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden müssen. Das ist zum Beispiel deshalb wichtig, weil Unterdosierungen die Entstehung von resistenten Viren begünstigen können. Zudem ist die Eigendiagnose einer Influenza unzuverlässig; die Influenza kann mit vielen anderen akuten Erkrankungen verwechselt werden.

  • Wie kann man sich schützen?

Schützen sollten sich bei einer Pandemie in jedem Fall alle, die mit Erkrankten Kontakt haben. Zu den allgemeinen Hygieneregeln zählen unter anderem:

    • das Vermeiden von Händegeben, Anhusten, Anniesen,
    • das Vermeiden von Berührungen der Augen, Nase oder Mund,
    • die Nutzung und sichere Entsorgung von Einmaltaschentüchern,
    • Empfehlungen zu einer intensiven Raumbelüftung,
    • das gründliche Händewaschen nach Personenkontakten, der Benutzung von Sanitäreinrichtungen und vor der Nahrungsaufnahme sowie bei Kontakt mit Gegenständen oder Materialien, die mit respiratorischen Sekreten von Erkrankten kontaminiert sein können (zum Beispiel bei der Pflege von Angehörigen - Bett- oder Leibwäsche, Essgeschirr, Patienten-nahe Flächen),
    • die getrennte Behandlung von an Influenza erkrankten Personen, insbesondere von Säuglingen, Kleinkindern und Personen mit chronischen Erkrankungen,
    • die Empfehlung für fieberhaft Erkrankte, im eigenen Interesse zu Hause zu bleiben, um weitere Ansteckungen zu verhindern,
    • die Vermeidung von direkten Kontakten zu möglicherweise erkrankten Personen sowie
    • der Verzicht auf den Besuch von Theatern, Kinos, Diskotheken, Märkten, Kaufhäusern bzw. die Vermeidung von Menschenansammlungen.
    • Das Tragen eines dichtanliegenden, mehrlagigen Mund-Nasen-Schutzes kann in bestimmten Situationen, in denen ein Kontakt zu anderen vermutlich infizierten Personen in geschlossenen Räumen nicht vermeidbar ist, möglicherweise einen gewissen Individualschutz bieten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in ihrem Rahmen-Pandemieplan keinen Mund-Nasen-Schutz für die allgemeine Bevölkerung. (Quelle: RKI)

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Kommt jetzt der Super-Impfstoff?

Forscher fanden heraus: Infizierte entwickeln Antikörper gegen alle Grippearten

Chicago – Eine sensationelle medizinische Entdeckung könnte den Kampf gegen die gefährlichsten Grippe-Stämme revolutionieren. US-Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen, die sich mit der Schweinegrippe infiziert haben, offenbar gegen alle anderen Grippearten immun sind. Mit dieser Erkenntnis wollen die Forscher jetzt einen universalen Super-Impfstoff entwickeln!

Die Wissenschaftler aus Chicago und Atlanta arbeiten an einem Wirkstoff, der vor sämtlichen H1N1-Stämmen und bestenfalls sogar vor allen Influenza-Erregern schützt.
Ein Professor spricht schon vom „Heiligen Gral“ unter den Vakzinen (Impfstoffen)!

Der Schlüssel für die Super-Impfung liegt nach Ansicht der Wissenschaftler im H1N1-Virus. 

In ihrer Studie konnten sie nachweisen, dass menschliche Antikörper gegen die Schweinegrippe auch gegen zahlreiche andere Influenza-Stämme wirksam sind.

Grundlage für die Studie bildete das Genmaterial von neun Menschen, die im Winter 2009 an Schweinegrippe erkrankt waren, einige von ihnen schwer.

Die Wissenschaftler bauten aus dem Genmaterial grippebekämpfende Antikörper nach. Diese wurden anschließend gesunden Mäusen injiziert. Später spritzten die Forscher den Labortieren das H1N1-Virus und andere Grippe-Stämme.

Das erstaunliche Ergebnis: Die zuvor verabreichten Antikörper machten die Influenza-Stämme unschädlich – die Mäuse waren gegen die Grippe-Viren immun! 

Patrick Wilson, Professor an der Universität von Chicago, sagte in der Zeitung „Daily Mail“: „Das Ergebnis ist sensationell. Es zeigt, wie man einen einzelnen Impfstoff herstellen kann, der gegen alle Grippearten immun macht“.
Bislang hatte die Weltgesundheitsorganisationen (WHO) jedes Jahr eine Empfehlung ausgesprochen, welche Viren-Stämme in das Impf-Serum aufgenommen werden müssten.
Durch die Entwicklung des neuen Impfstoffes aus den Schweinegrippe-Viren könnten kommende Generationen vor einer viel größeren Gruppe von Influenza-Viren geschützt werden.

Der Impfstoff könnte schon innerhalb der nächsten 10 Jahre verfügbar sein – und müsste im besten Fall nur ein einziges Mal im Leben verabreicht werden.

Die Forscher hoffen, dass der Wirkstoff auch die Viren der Vogelgrippe und der Spanischen Grippe außer Gefecht setzen wird. Bei den Mäusen hat es bereits funktioniert – die Tiere waren geschützt. Sogar, wenn sie erst 60 Stunden nach der Grippeinfektion geimpft wurden.


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"Es wird viele Pandemiewellen geben"

Pandemie-Impfstoffe führen zu einer breiteren Immunantwort als saisonale Impfstoffe. Erreicht wird das durch spezielle Adjuvanzien. "Geimpfte Menschen sind so auch gegen sich verändernde Schweinegrippe-Viren geschützt", sagt Dr. Michael Pfleiderer vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen (PEI).

Ärzte Zeitung: Weit über 125 000 bestätigte H1N1/09-Erkrankungen gibt es weltweit. Die Zahl real Erkrankter muss wesentlich höher sein, was ist anzunehmen?

Dr. Michael Pfleiderer: Das Virus ist in weiten Teilen der menschlichen Population vertreten. Was wir sehen, ist die Spitze des Eisbergs. Die Dunkelziffer ist gigantisch, vermute ich.

Ärzte Zeitung: Vertreten heißt, dass die Menschen Kontakt hatten oder erkrankt sind?

Pfleiderer: Bei den milden Verlaufsformen, vor allem am Anfang, als das Virus noch nicht so bekannt war, sind Erkrankungen nicht erkannt worden. Das haben erst die modernen Nachweisverfahren möglich gemacht, nicht die spezifische Symptomatik.

Ärzte Zeitung: Keine spezifische Symptomatik heißt subklinische Infektion?

Pfleiderer: Ja, oder auch atypische Infektionen, irgendeine Art von ILI - influenza like illness: die berühmte Sommergrippe oder eine leichte Verkühlung, nichts was man sonst mit einer echten Influenza in Verbindung bringen würde.

Ärzte Zeitung: Ist, wer jetzt an Schweinegrippe erkrankt, geschützt, wenn sich das Virus im Herbst oder Winter verändert? Auch frühere Pandemien hatten zwei Wellen.

Pfleiderer: Es wird vermutlich viele Wellen geben. Auch vergangene Pandemien sind in mehreren Wellen abgelaufen, nicht nur in zwei. Die Pandemie ist nichts, was jetzt in einigen Monaten vorbei ist. Wer bereits jetzt infiziert wurde, ist eher nicht geschützt, ich bezweifle das. Was so mild verläuft, kann keine Immunantwort erzeugen, die qualitativ so hoch ist, dass sie auch mit einem virulenteren Virus fertig werden würde. Das ist mit vielen Erregern so: Milde, subklinisch verlaufende Infektionen hinterlassen keine ausgeprägte Immunität. Es stellt sich auch immer wieder die Frage, muss man Menschen, die schon infiziert waren, impfen? Ja, die muss man impfen, weil man nicht davon ausgehen kann, dass sie einen Immunschutz haben.

Ärzte Zeitung: Also bietet eine Infektion mit dem neuen H1N1-Virus jetzt keinen Schutz vor einem veränderten Virus in der Zukunft?

Pfleiderer: Influenzaviren müssen sich verändern. Sie müssen ja der menschlichen Immunantwort entkommen, der Herdenimmunität. Es ist das natürliche Interesse des Virus, seine Oberfläche so zu verändern, dass es eben nicht mehr von spezifischen Antikörpern erkannt wird. Viren, die das nicht schaffen, werden eliminiert, etwas anderes sieht die Evolution nicht vor. Und Influenzaviren sind Erfolgsmodelle, die werden das immer wieder schaffen.

Ärzte Zeitung: Sind das zufällige Veränderungen, Mutationen?

Pfleiderer: Ja, aufgrund eines Selektionsdrucks. Und der kommt von der individuellen und kollektiven Immunantwort im Menschen. Das liegt im Moment für das neue H1N1-Virus noch nicht vor. Es ist ja ein neues Virus: Weltweit sind die Menschen immunologisch weitgehend naiv dagegen. Der Druck, die Oberfläche zu verändern, ist nicht da. Es ist unwahrscheinlich, dass wir es im Herbst mit einem Virus zu tun haben, das seine Oberfläche so verändert, dass es nicht mehr identisch ist, mit dem, was wir jetzt sehen. Es wird einen marginalen Drift geben, aber keinen Shift, kein neues Hämagglutinin, keine ganz andere Oberfläche.

Ärzte Zeitung: Was heißt Shift?

Pfleiderer: Shift ist eben das, was wir jetzt sehen: Ein neues H1N1 taucht auf, das noch nie da war. Drift bedeutet, ein vorhandenes Hämagglutinin verändert sich langsam, wegen der Exposition gegenüber einer wachsenden Immunantwort individueller und kollektiver Art im Menschen. Aber was uns etwas besorgter macht, ist, dass mit sich ausbreitenden Infektionen - mehr Personen sind infiziert - sich insgesamt die Spielwiese für das Virus vergrößert. Mit jedem Menschen, der neu infiziert wird, steigt die Möglichkeit, dass sich das Virus adaptiert, fitter wird, damit auch virulenter und so dieser zweiten Welle Vorschub geleistet wird. Durch eine Variante, die sich besser durchsetzen kann, auch infektiöser ist und besser übertragen werden kann, etwa über Tröpfcheninfektion, das kann das Virus im Moment noch nicht so gut.

Ärzte Zeitung: Wie ist das, wenn zwei Viren aufeinander treffen?

Pfleiderer: Dann besteht auch die Gefahr, dass diese Fitnessfaktoren von vorhandenen Genen der zirkulierenden Influenza-A-Viren übernommen werden, etwa über eine Koinfektion. Was daraus kommt, kann ich nicht beurteilen - niemand kann das, aber die Gefahr besteht.

Ärzte Zeitung: Das sind dann neue Reassortanten?

Pfleiderer: Ja, das neue H1N1-Virus nimmt einfach von vorhandenen Viren, was es braucht, um fitter zu werden. Ob das passiert, werden wir sehen. Wenn solche Isolate auftauchen, braucht es nur Laboranalytik, um festzustellen, wo der neue Faktor herkommt. Auf der anderen Seite ist es auch für das Virus kein Problem, sich sozusagen selbst fitter zu machen. Auch ohne Reassortment kann plötzlich eine virulentere Variante entstehen, die sich durchsetzt.

Ärzte Zeitung: Aber die Pandemie-Impfstoffe, die jetzt produziert werden, die enthalten das jetzige H1N1-/09-Virus.

Pfleiderer: So ist es. Aber ich habe ja schon gesagt: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich die Oberfläche verändern wird. Und gegen die Oberfläche wirkt der Impfstoff, gegen das Hämagglutinin. Und selbst wenn es sich verändert: Das Impfstoffkonzept ist so angelegt, dass eine sehr breite Immunantwort generiert wird, die auch Driftvarianten des jetzigen neuen H1N1-Virus abdeckt.

Ärzte Zeitung: Wodurch wird das erreicht?

Pfleiderer: Durch potente Adjuvanzsysteme, also immunverstärkende Substanzen, die sehr viele immunologische Kompartimente ansprechen. So wird eine sehr breit gefächerte Immunantwort induziert, wesentlich breit gefächerter als bei den saisonalen Impfstoffen.

Das Interview führte Michael Hubert

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....

Mit Nasenspray gegen das Schweinegrippe-Virus

Von Silvia von der Weiden

Neuer Ansatz im Kampf gegen die Schweinegrippe: In einem rosa Mittelmeerstrauch, der so genannten Graubehaarten Zistrose, haben deutsche Forscher ein Mittel gegen H1N1 entdeckt – Der Pflanzenextrakt kleistert die Viren zu und behindert diese an der Ausbreitung im Körper.

Foto: pa
Das eingefärbte Foto, aufgenommen von der US-Seuchenkontrollbehörde CDC mit einem Transmissionselektronenmikroskop, zeigt den Schweinegrippevirus von 1976 "A/New Jersey/76 (Hsw1N1)". Die klassische Schweinegrippe ist ein Influenza-A-Virus vom Subtyp H1N1, der 1930 erstmals isoliert wurde.
Grippeviren sind trickreiche Gegner, weil sie den Zufall zu ihrem genetischen Programm gemacht haben. Die Rasanz, mit dem sie ihr eher kümmerliches Erbgut verändern, lässt jedes gegen sie gerichtete Mittel nur für einen begrenzten Zeitraum wirksam sein. Resistenzen sind programmiert. Dieses Dilemma könnte ein neuer Ansatz umgehen, den deutsche Forscher nun gegen die Schweinegrippe erproben.

Im Tierversuch zeigt die Methode, welche die Eintrittspforten der Grippeviren auf der Atemwegsschleimhaut des Wirtes blockiert, bereits Wirkung. Das berichtet Professor Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie der Universität Münster und Koordinator des vom Bundesforschungsministerium mit rund 30 Millionen Euro geförderten Projektes „Fluresearchnet“.

Die Forscher haben eine Doppelstrategie gegen das Schweinegrippevirus entwickelt. Diese setzt zum einen an einem Eiweißfaktor an, den das Virus braucht, um seine Erbinformation in eine für die Wirtszelle verständliche Form zu übersetzen. Dieser NF-KappaB genannte Faktor findet sich in leicht unterschiedlicher Ausprägung in vielen Zell- und Gewebetypen von Säugern, darunter auch bei Mensch und Schwein. Seine Blockierung durch ein Mittel, mit dem nur Zellen der Nasen- und Rachenschleimhaut in Kontakt kommen, könnte die Vermehrung des Virus sowohl im Menschen als auch in anderen Tierarten erschweren. Ein Überspringen auf einen neuen Wirt wäre so nur schwer möglich.

Mit einem zweiten Schachzug wollen die Forscher das Virus am Eintritt in menschliche Schleimhautzellen hindern. Das soll mithilfe eines Naturstoffes gelingen. Ein Extrakt aus der Graubehaarten Zistrose, einem rosa blühenden Mittelmeerstrauch, hat diese Fähigkeiten bereits in Experimenten mit Zellkulturen bewiesen. „Der Pflanzenextrakt kleistert die Viruspartikel gewissermaßen zu, sie verklumpen und können so nicht in die Zellen eindringen“, beschreibt Ludwig die Schutzfunktion. Verantwortlich für die Virus-Falle sind Polyphenole, Substanzen, die im Pflanzenreich als antimikrobielle Gerbstoffe und als Lichtschutzfaktoren weitverbreitet sind.

Gemeinsam mit einem pharmazeutischen Unternehmen arbeiten die Forscher daran, aus dem Pflanzenextrakt ein vorbeugendes Mittel zu entwickeln, das als Nasen- und Rachenspray verabreicht werden kann. In Tierversuchen habe es sich bereits bewährt, ohne dass nennenswerte Nebenwirkungen aufgetreten seien, sagt der Münsteraner Virologe. Anfang des kommenden Jahres wollen die Forscher damit in die klinische Gemeinsam mit einem pharmazeutischen Unternehmen arbeiten die Forscher daran, aus dem Pflanzenextrakt ein vorbeugendes Mittel zu entwickeln, das als Nasen- und Rachenspray verabreicht werden kann. In Tierversuchen habe es sich bereits bewährt, ohne dass nennenswerte Nebenwirkungen aufgetreten seien, sagt der Münsteraner Virologe. Anfang des kommenden Jahres wollen die Forscher damit in die klinische Erprobung.Erprobung

Schwierig ist die Entwicklung von schlagkräftigen Mitteln gegen Viren auch, weil es nur schwer möglich ist, Genaues über Aufgaben und Funktionen ihrer Gene herauszufinden. Viren besitzen nur sehr wenige Gene. Um bei ihnen konkrete Angriffsziele zu finden, müsste man einzelne Gene blockieren. Doch dann würde sich erst gar kein Virus bilden. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover haben nun einen Ausweg aus der Sackgasse gefunden. Sie blockieren in einem schrittweisen Verfahren die Produkte der Gene, die Proteine. Eine zwischengeschaltete synthetische Substanz wirkt wie ein Schaltknopf. „Wird die schützende Substanz entfernt, wird das Virusprotein von der Zelle abgebaut. Wir können dann genau beobachten, wie sich das Fehlen des Proteins auf die einzelnen Schritte der Virusvermehrung auswirkt. So wird offenbar, welche spezielle Funktion das entsprechende Virusprotein erfüllt“, sagt Professor Martin Messerle vom Institut für Virologie.

Der Forscher hat die Erfolgsstrategie von Herpesviren aufgedeckt. Mithilfe der neuen Technik, die Forscher vor Kurzem im Fachblatt „Nature Methods“ vorstellten, lassen sich auch andere Viren in die Karten schauen. „Weiß man, was ein Virus genau mit einer Zelle macht, kann man daraus ableiten, was zu tun ist, um dem Erreger das Handwerk zu legen“, betont der Forscher. Die Erkenntnisse sollen nun dazu beitragen, neue Angriffspunkte für Medikamente gegen gefährliche Viren zu finden.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....

H1N1 (Schweinegrippe)

Was ist H1N1?

H1N1 ist eine neuartige, hochansteckende Virusinfektion der Atemwege. Bekannt wurde sie als Schweinegrippe oder Schweineinfluenza. Aber das Virus namens H1N1, das in Mexiko ausgebrochen ist, kann auch den Menschen angreifen und sich von Mensch zu Mensch übertragen, wie ein normales Grippevirus. Daher warnt die WHO vor einer Pandemie, einer weltweiten epidemischen Ausbreitung des Virus.


Warum nennt man es Schweinegrippe?

Das H1N1-Virus wurde ursprünglich Schweinegrippe genannt, weil es bei Labortests große genetische Ähnlichkeit mit einem Virus zeigte, dass es normalerweise bei Schweinen in Nordamerika gibt. Dann aber stellten die Forscher fest, dass es auch sehr große Unterschiede gibt. Es hat zwei genetische Grippeviren-Merkmale, die normalerweise unter Schweinen in Europa und Asien grassieren und außerdem aviare (Vögel betreffend) und humane (menschliche) Genanteile. Wissenschaftler nennen das ein "vierfaches Reassortment", was bedeutet, dass sich das Virus aus vier unterschiedlichen genetischen Einzelteilen zusammensetzt.


Gibt es eine Impfung gegen das Virus?

Das H1N1-Virus beim Menschen ist ein neuartiges Virus und es gibt keinen Impfstoff dagegen. Unsicher ist, ob die normalen Grippe-Impfungen wenigstens teilweise dagegen wirken.

Es wird derzeit an erfolgsprechenden Medikamenten zur Behandlung geforscht, so scheinen Neuraminidasehemmer (antivirale Medikamente gegen Influenzaviren) gegen das Schweinevirus wirksam zu sein (PM RKI, 2009). Auch zeigen erste Labortests aus den USA, dass die Arzneistoffe Oseltamivir und Zanamivir (Handelsnamen: Tamiflu bzw. Relenza) die Symptome mildern und die Gesundung fördern können. (BMI & RKI 2009)


Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr in Deutschland?

Es hat bereits Fälle gegeben, vor allem sind Mexiko-Touristen betroffen. Das Robert Koch-Institut hat bereits alle Krankenhäuser und Ärzte darüber informiert, welche Maßnahmen sie bei einem Verdacht auf Schweinegrippe ergreifen sollen. Dabei wird besonders an Reiserückkehrer gedacht, die mit Infizierten im gleichen Flugzeug saßen. Noch lässt sich nicht sicher einschätzen, welche Auswirkungen das Geschehen auf Deutschland hat. Aber: Eine allgemeine Gefährdung der Bevölkerung sieht das Robert-Koch-Institut nicht. (PM RKI, 2009)

Die WHO hat das Virus am 25.04.2009 "als gesundheitliches Risiko von internationaler Bedeutung" eingestuft, eine vergleichbare Einstufung hatte SARS im Jahr 2003. Auf einer Skala von 1 bis 6 erhielt die Schweinegrippe "Warnphase 4", die sich als das Auftreten von Ausbrüchen auf lokaler Ebene definiert. Allerdings hat sich die WHO vorbehalten, die Stufe zu erhöhen. (BMI & RKI 2009)


Wie wirkt sich das Virus auf den Menschen aus?

Die Symptome ähneln stark einer normalen Grippe: Fieber, Mattigkeit, Husten, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen. Doch es gibt weitere Symptome, die nicht zu einer einfachen Grippe passen, erklärt Dr. Jesús Elías Ovando, Kinder- und Lungenfacharzt im Kinderkrankenhaus im mexikanischen Tuxla Gutiérrez in Chiapas: "Da sind akute Schmerzen im Unterleib, Durchfall und Erbrechen. Auch ist das Fieber sehr hoch. Normalerweise haben Grippekranke nur selten 39 Grad Celsius Fieber - bei der Schweinegrippe können Erwachsene noch höheres Fieber haben."

Die Symptome einer Kopfgrippe (mit Schnupfennase und tränenden Augen) sind bei der Schweinegrippe nicht sehr ausgeprägt, ähnlich wie bei der Vogelgrippe. "Aber es ist schwer zu erkennen, was normal ist und was nicht", warnt Ovando. "Deshalb ist es wichtig zum Arzt zu gehen, wenn Ihr Kind hohes Fieber hat oder sich sehr schlecht fühlt."

Aber, wie bei einer normalen Grippe auch können die Symptome bei jedem Einzelnen sehr unterschiedlich sein. Manchmal gibt es nur sehr vage Anzeichen, in anderen Fällen kommt es zu schweren Komplikationen oder im schlimmsten Fall stirbt man daran. "Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen über 65 sind besonders gefährdet", Eltern sollten wie vor einer normalen Grippe auf der Hut sein, erklärt Dr. Ovando.


Könnte mein Kind noch andere Symptome haben?

Bei Kindern deutet schneller oder schwerer Atem auf eine Infektion der Atemwege hin. Auch wenn Ihr Baby gereizt wirkt, ständig müde ist oder Fieber hat, sollten Sie zum Arzt gehen. Das sind sehr wahrscheinlich nur Anzeichen für eine normale Erkältung, aber der Arzt kann Ihnen das genau sagen, deshalb sollten Sie das zur Sicherheit abklären lassen.


Wie verbreitet sich H1N1?

Es verbreitet sich auf die gleiche Art wie die normale Grippe, über Tröpfcheninfektion. Wenn eine infizierte Person hustet oder niest, dann werden die Viren in die Luft geschleudert. Daher ist die Ansteckungsgefahr an belebten Orten sehr hoch.

Die Viren verbreiten sich nicht durch den Genuss oder die Zubereitung von Schweinefleisch.


Wie kann ich eine Ansteckung verhindern?

Das Auswärtige Amt rät stark von Reisen nach Mexiko ab. Innerhalb von Deutschland ist die Ansteckungsgefahr noch sehr gering. Wenn Sie aber absolut sicher gehen wollen, dann beachten Sie die Vorsichtsmaßnahmen, die vor jeder Art Grippe schützen:

• Waschen Sie sich regelmäßig und sorgfältig die Hände, besonders nach dem Toilettengang, vor dem Essen und wenn Sie nach Hause kommen. Verwenden Sie dabei auch ausreichend Seife.

• Wenn Sie husten oder niesen müssen, dann bedecken Sie Ihren Mund und die Nase mit einem Papiertaschentuch. Werfen Sie das Tuch nach einmaligem Gebrauch weg.

• Wenn Sie kein Taschentuch zur Hand haben, dann husten Sie lieber in den Ärmel als in die Hand, damit sich die Infektion nicht durch Händeschütteln ausbreiten kann.

• Berühren Sie nicht Ihre Augen, Nase oder den Mund - denn die Viren dringen über die Schleimhäute schneller ein.

• Vermeiden Sie großes Gedränge und Menschenansammlungen. Bleiben Sie zu Hause, wenn es sich einrichten lässt und fahren Sie lieber Fahrrad statt U-Bahn.

• Viren können auf Oberflächen wie Türgriffen und Telefonen bis zu zwei Stunden überleben. Händewaschen hilft gegen eine Ansteckung.

• Lüften Sie regelmäßig. Das bläst mögliche Viren zum Fenster hinaus und verhindert das Austrocknen Ihrer Schleimhäute, die sie zur Abwehr brauchen.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, babycenter.de.....