„Europa droht eine zweite Grippewelle mit mehr Todesfällen“

Die Gesundheitskommissarin der EU, Androulla Vassiliou, hat vor einer weiteren Schweinegrippe-Welle gewarnt. „Europa droht eine zweite Grippewelle mit mehr Todesfällen“, sagte die Kommissarin, denn niemand wisse wie sich das A/H1N1-Virus entwickle. Dennoch gebe es zu einer Panik vor der Schweinegrippe nach wie vor keinen Grund.

EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou hat vor einem Unterschätzen der Schweinegrippe und weiteren Opfern gewarnt. „Europa droht eine zweite Grippewelle mit mehr Todesfällen“, sagte Vassiliou der WAZ-Gruppe (Freitagausgabe). Niemand wisse, wie sich das Virus entwickele. „Unsere Sorge ist, dass sich A/H1N1 auch mit anderen Grippestämmen mischen könnte und es zu Mutationen kommt“, sagte Vassiliou und fügte hinzu: „Zur Panik gibt es nach wie vor keinen Grund, aber wir müssen wachsam bleiben und uns vor einer Ansteckung schützen“.

Im Vorblick auf die demnächst startenden Impfungen hob die EU-Kommissarin hervor, dass die europäische Arzneimittel-Agentur die jüngst zugelassenen Impfstoffe als sicher eingestuft habe. Trotzdem müssten die EU-Staaten „nun sehr genau beobachten, ob und welche Nebenwirkungen eintreten“. Schwangeren empfahl Vassiliou, sich auf jeden Fall vor einer Impfung den Rat ihres Arztes einzuholen.

Die EU-Kommissarin verteidigt die Pharmakonzerne gegen Vorwürfe, Aufregung geschürt zu haben, um Kasse zu machen: „Wir haben die Pharma-Unternehmen sogar dazu gedrängt, so schnell wie möglich Impfstoffe zu entwickeln“, betonte sie. Es sei daher unfair zu behaupten, die Konzerne hätten die Situation ausgenutzt.
gxg/AP

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Neues Medikament ist resistent gegen Mutation

Fludase gegen Schweinegrippe

Es ist das Szenario, das Mediziner fürchten: Schweinegrippen-Viren, die ihr Erbgut ständig verändern und nicht mehr auf herkömmliche Medikamente wie Tamiflu oder Relenza ansprechen.

Doch jetzt gibt es neue Hoffnung: US-Forscher haben ein Mittel entwickelt, das immun gegen solche Mutationen des H1N1-Virus ist.

Die Arznei mit dem Namen Fludase verhindere, dass das Virus auf andere Zellen übergreife. Damit könne sie auch wirken, wenn sich das Virus verändere und resistent werde.

Hersteller des Medikaments ist der US-Konzern NexBio in San Diego (US-Bundesstaat Kalifornien), erste klinische Versuche sind bereits abgeschlossen.

Eine Mutation des Virus kann zu wesentlich schwereren Krankheitsverläufen führen und die wirkungsvolle Impfung deutlich erschweren.

Wie das Robert-Koch-Institut Anfang September meldete, habe es aus einigen Ländern bereits Meldungen gegeben, dass das Virus Resistenzen gegen die herkömmlichen Mittel entwickelt habe. Eine Mutation seit allerdings noch nicht beobachtet worden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Einschätzung bekräftigt, dass die weltweite Ausbreitung des Virus nicht zu stoppen ist. Eine weitere Ausbreitung der neuen Grippe, auch in Deutschland, ist nicht zu vermeiden.

Derzeit sind über 160 Länder von der neuen Grippe betroffen. Auch in Deutschland breitet sich die Krankheit weiter aus. Derzeit sind 17.937 Fälle gemeldet (Stand: 10. September 2009).

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Schweinegrippe-Panik in New York

Zwangsimpfungen für eine halbe Million Menschen?

VON CLAUDIA HAJ ALI

New York ist bisher der einzige US-Bundesstaat, der sein gesamtes Gesundheitspersonal zur Impfung aufforderte
Foto: dpa

Die Regierung des US-Staates New York plant, einer halbe Million Menschen, die für die Gesundheitsbehörde arbeiten, Grippe- und Schweinegrippe-Impfungen zu verabreichen. Wer sich weigert, soll gefeuert werden. Dagegen gibt es jetzt massiven Widerstand.

1976 starben 25 Menschen an den Nebenwirkungen der letzten staatlichen Pflichtimpfung. Tausende protestierten gegen die Impfaktion.

„Sich wegen des Impfdebakels von 1976 nicht impfen zu lassen, ist, als ob man wegen eines Flugzeugabsturzes vor 33 Jahren nie mehr fliegen wolle“, sagt der New Yorker Gesundheitsbeauftragte Richard Daines.

Die lokale Zeitung „Newsday“ berichtet: Bisher sei New York der einzige Bundesstaat, der sein gesamtes Gesundheitspersonal zur Impfung auffordere. Andererseits würden auch andere Staaten die Maßnahme in Erwägung ziehen.

Frist ist der 30. November – bis dahin müssen alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens, darunter Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, gegen Schweinegrippe geimpft sein.

Krankenschwester Kristi Tramposh ist sehr beunruhigt: „Diese Impfungen bestehen aus vielen giftigen Substanzen. Ich würde gerne eine Reihe von Leuten sehen, die schon geimpft wurden, bevor ich mich entscheide.

In Deutschland soll ab dem 19. Oktober eine erste Impfaktion gegen die Schweinegrippe beginnen. Zwangsmaßnahmen sind bislang aber nicht geplant.

Vorrangig sollen Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Feuerwehrleute und Polizeibeamte geimpft werden. Schwangere, chronisch Kranke, Kinder und Jugendliche sowie Menschen bis einschließlich 48 Jahre sollen folgen.

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Situationseinschätzung zur Neuen Influenza (Schweinegrippe) in Deutschland

Fallzahlen in Deutschland (Letzte Änderung 01.10.2009)

In Deutschland sind dem Robert Koch-Institut mit Datenstand vom 30.09.2009 (15.00 Uhr) seit Ende April 2009 insgesamt 20.648 Fälle der Neuen Grippe (Influenza H1N1/2009) übermittelt worden. Gegenüber der letzten Aktualisierung (Datenstand: 29.09.2009, 15.00 Uhr) wurden 134 Fälle neu übermittelt. Da der Anteil der Fälle, die eine Infektion mit Neuer Influenza in Deutschland erworben haben, inzwischen auf nahezu 75% gestiegen ist, wird auf eine Differenzierung zwischen importierten und in Deutschland erworbenen Neuerkrankungen in den Situationsberichten zukünftig verzichtet. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung auf die Bundesländer. Als Fälle werden sowohl Personen mit einer Labordiagnose ausgewiesen als auch Erkrankte, bei denen selbst keine Labordiagnose durchgeführt wurde, die aber Kontakt zu anderen laborbestätigten Erkrankten hatten.

Situation in Deutschland (Bundesländer): Stand 30. September 2009, 15:00 Uhr

Bundeslandgesamt
Baden-Württemberg3132
Bayern2827
Berlin636
Brandenburg421
Bremen160
Hamburg438
Hessen976
Mecklenburg-Vorpommern160
Niedersachsen2747
Nordrhein-Westfalen5808
Rheinland-Pfalz1224
Saarland257
Sachsen392
Sachsen-Anhalt380
Schleswig-Holstein627
Thüringen463
Summe20.648

Weitere Informationen (Letzte Änderung 30.09.2009)

In der 38. Kalenderwoche (KW) (vom 14.09. bis 20.09.2009) wurden dem Robert Koch-Institut 749 Neuinfektionen übermittelt. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen lag in der 31. KW mit über 3.300 Meldungen am höchsten und ist in den folgenden Wochen kontinuierlich gesunken. Der Anteil der autochthonen Fälle ist in den letzten Wochen angestiegen. So haben in den letzten Wochen die Mehrzahl der übermittelten Fälle die Infektion in Deutschland erworben. Die Daten müssen mit Vorsicht interpretiert werden, da ein verändertes Diagnose- und Meldeaufkommen ebenfalls zu Änderungen bei den Meldedaten führen kann.

In Deutschland gab es einen Todesfall, der im Zusammenhang mit einer Infektion mit der Neuen Influenza („Schweinegrippe“) steht. Darüber hat die Universitätsklink Essen am 25.9.2009 informiert. Es handelt sich um eine 36-jährige Frau, die an den Folgen einer Infektion mit akutem Lungen- und Multiorganversagen gestorben ist und die auch eine vorbestehende Erkrankung der Atemwege hatte. Bei der Patientin waren nicht nur Bakterien sondern auch die Erreger der Neuen Influenza – das Influenza-Virus H1N1 – nachweisbar. Ob die Patientin unmittelbar an der Neuen Influenza selbst beziehungsweise an deren Komplikationen starb oder vielmehr bakterielle und virale Infektionen nur zufällig zusammen auftraten, wird weiter untersucht.

Bislang gab es in Europa mehr als 170 Todesfälle. Viele, aber nicht alle schweren Fälle, sind bei Menschen mit Grunderkrankungen aufgetreten, auch Schwangere haben ein höheres Komplikationsrisiko. Die Krankheitsverläufe der Neuen Influenza in Deutschland waren bislang in der Regel milde, aber es wurde schon länger darauf hingewiesen, dass bei einer größeren Verbreitung auch hierzulande mit Todesfällen gerechnet werden muss. Die Weltgesundheitsorganisation hat die Schwere der Pandemie bisher als moderat eingestuft Die meisten Todesfälle in Europa sind nach Angaben des Europäischen Zentrums für Krankheitsprävention und Kontrolle (ECDC) bislang in Großbritannien aufgetreten (rund 80). Bei einer saisonalen Welle sterben in Deutschland jährlich im Durchschnitt zwischen 8.000 und 11.000 Menschen.

Zur Frage, inwieweit sich die Neue Grippe auf die Erkrankungsraten in der Gesamtbevölkerung auswirken, können die Daten des Grippe-Beobachtungssystems der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) herangezogen werden. Dort wird beobachtet, dass das Niveau der akuten respiratorischen Infektionen jedoch weiterhin in einem für die Jahreszeit üblichen Bereich liegt, so dass noch nicht von einer relevanten Auswirkung der neuen Influenza auf Bevölkerungsebene auszugehen ist. Der Anteil der positiven Virusfunde bei den im Nationalen Referenzzentrum untersuchten Influenza-ähnlichen Erkrankungen (Positivenrate) lag in der 31. KW bei 8 Prozent (5 von 61 untersuchten Proben), stieg zwischenzeitlich bis auf 19 Prozent an (8 von 43 untersuchten Proben) und liegt nun in der 38. KW bei 6 Prozent (3 von 49 untersuchten Proben) - weitere Informationen siehe www.rki.de/agi.

Angesichts des weiter bestehenden Infektionsrisikos ist die Bedeutung der persönlichen Hygienemaßnahmen unverändert hoch, insbesondere bei vielen Kontakten zu anderen, etwa in Schulen. Es ist bekannt, dass sich die Influenza unter Kindern und Jugendlichen besonders rasch ausbreiten kann. Daher sollten kranke Kinder nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen. Influenzaviren werden vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen. Insbesondere beim Niesen oder Husten können Erreger auch auf die Hände gelangen und dann durch direkten Kontakt oder z.B. über die Hände weiterverbreitet werden. Daher wird insbesondere häufiges Händewaschen empfohlen und das Husten in den Ärmel statt in die Hand.

Die etablierten Maßnahmen und Krisenreaktionsstrukturen in Deutschland werden fortgeführt, bei Bedarf intensiviert und an neue Situationen angepasst. Die Schutzimpfung hat hierbei den höchsten Stellenwert. Die ersten Impfstoff-Dosen gegen das neue Influenzavirus werden voraussichtlich im Oktober 2009 zur Verfügung stehen. Unter Berücksichtigung der WHO-Empfehlungen wird dann zunächst Impfstoff für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen: Dazu zählt vor allem das medizinische Personal und Menschen mit Vorerkrankungen sowie Schwangere.

Die WHO hat die Pandemie bislang als moderat eingestuft. Bei einer großen Verbreitung könnte auch ein Virus, das bei gesunden Menschen vorwiegend moderate Symptome verursacht, große Auswirkungen auf eine Gesellschaft haben („Assessing the severity of an influenza pandemic“ vom 11.05.2009). Das Virus ist gut von Mensch zu Mensch übertragbar. Es ist außerhalb der normalen Grippesaison aufgetreten, es gibt keine oder nur eine beschränkte Immunität gegen das neue Virus, noch keinen Impfstoff, und es sind zum Teil andere Risikogruppen betroffen. Hinzu kommt, dass Grippeviren ihr Erbgut ständig verändern. Im Unterschied zu den gut charakterisierten saisonalen Influenzaviren ist die weitere Entwicklung des neuen Erregers nicht vorherzusehen, insbesondere seine Auswirkungen im Herbst und Winter, zur üblichen Grippezeit. In früheren Pandemien gab es häufig eine zweite, schwerere Welle.

Bei den bisher im Nationalen Referenzzentrum für Influenza im Robert Koch-Institut untersuchten neuen Influenzaviren haben sich die so genannten Neuraminidasehemmer als wirksam erwiesen.

Stand: 01.10.2009

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Schweinegrippe grassiert an Schulen

Das Gesundheitsamt München-Land hat das Staatliche Gymnasium Pullach diese Woche für den Schulbetrieb geschlossen. Damit hat Behördenleiter Gerhard Schmid die Konsequenz aus der weiteren Ausbreitung der Schweinegrippe gezogen. Nach 31 ärztlich bestätigten Infektionen mit dem neuen H1N1-Virus am Freitag registrierte die Behörde Anfang der Woche bereits 36 angesteckte Jugendliche. Auch eine Lehrkraft ist erkrankt. Ansteckungsherd war offenbar eine Party der Kollegstufen K 12 und K 13 am letzten Freitag in den Ferien in einem Münchner Lokal. Wie und ob der Schulbetrieb am kommenden Montag, 5. Oktober, weitergehen wird, können Eltern und Schüler von Donnerstag an im Internetauftritt der Schule erfahren. Auch an der Maisacher Realschule grassiert der Virus. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten hat dort eine Schulklasse wegen einer nachgewiesenen Schweinegrippeinfektion nach einer Klassenfahrt eine Woche schulfrei bekommen. mm/eis

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Keine Massenimpfungen!

Die Impfstoffe stehen bereit. Im Oktober könnten Millionen Bürger gegen die Schweinegrippe geimpft werden. Aber wie sinnvoll und notwendig ist das eigentlich? Ein Kommentar von Lea Wolz

In Europa ist der Impfstoff gegen die Schweinegrippe nun zugelassen. Damit können die Impfungen gegen H1N1 jetzt auch in Deutschland beginnen.

Die Europäische Zulassungsstelle Emea hat den H1N1-Impfstoff freigegeben© Paul Kane/Getty Images
Gerade rechtzeitig, ist hierzulande doch vielleicht der erste Schweinegrippe-Todesfall zu beklagen. Doch Halt! Ob die vergangene Woche in Essen verstorbene Frau tatsächlich dem H1N1-Virus zum Opfer fiel, ist ungewiss. Bei der übergewichtigen, zuckerkranken Patientin wurden neben H1N1-Viren auch Bakterien gefunden. Sicher ist dagegen: Die Meldung kam zur Unzeit. Denn was hätte die gefühlte Gefahr des Schweinegrippevirus besser verdeutlichen können als das Ereignis in Essen? Ist ein Wendepunkt erreicht? Rollt die viel beschworene zweite, schlimmere Welle der Pandemie an? Sollte man sich besser schleunigst impfen lassen?

Wenn man zu keiner Risikogruppe gehört – sprich weder schwanger ist, noch Diabetes, eine Herz-Kreislauferkrankung, Asthma oder ein beeinträchtigtes Immunsystem hat – gibt es darauf nur eine Antwort: nein! Wie sich die Lage zurzeit darstellt, sind Massenimpfungen so nötig wie ein Schal im Hochsommer. Nach aktuellem Stand haben sich hierzulande gut 21.000 Menschen mit der Schweinegrippe angesteckt. Die meisten Erkrankungen verlaufen mild. Die Anzahl der Influenzaerkrankungen im Herbst liegt laut Robert-Koch-Institut im Bereich dessen, was in dieser Jahreszeit erwartet wurde. Die Gesamtzahl an Influenzaerkrankungen hat sich durch die Neue Grippe bis jetzt nicht merklich erhöht. In den vergangenen Wochen ist die Zahl neu gemeldeter Infektionen sogar rückläufig. Ein Killervirus ist nicht in Sicht. Keine Panik also!

Ärger ist allerdings erlaubt: Über das undurchschaubare Vorgehen und die Kommunikation mancher staatlicher Stellen. Punkt eins: die heraufbeschworene und die tatsächliche Gefahr. Richtig ist, dass Behörden und Politiker in der Pflicht stehen, bei drohenden Gefahren vorzusorgen. Wichtig wäre allerdings auch, auf den Verlauf einer Pandemie zu reagieren. Der ist bei der Schweinegrippe bis jetzt in Deutschland mild. Unbegründete Ängste durch Diskussionen über Schulschließungen und prognostizierte Todesfälle zu schüren, ist daher wenig hilfreich.

Punkt zwei: die Wirkverstärker, die der Impfung beigefügt sind, um eine geringere Antigenmenge zu benötigen. Sie sind alles andere als „fast so etwas wie ‚Bio-Verstärker’“, wie es aus dem für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Institut verharmlosend heißt. Fakt ist: Der als Adjuvans bezeichnete Zusatzstoff, der die Immunreaktion des Körpers steigern soll, kann die Nebenwirkungen verstärken. Fakt ist auch, dass dieser Wirkverstärker bis jetzt in keinem Impfstoff enthalten ist, der frei verkauft wird. Viel Erfahrung hat man daher nicht damit. Das sollte auch so kommuniziert werden. Und Fakt ist schließlich, dass gerade bei Schwangeren nicht untersucht ist, wie die Bestandteile der Verstärker auf ein geschwächtes Immunsystem wirken. Ein Dilemma! Denn die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Schwangeren, die als besonders gefährdet gelten, einerseits eine Impfung. Andererseits liegen für diese Gruppe keine klinischen Tests vor, die Aufschluss über mögliche Nebenwirkungen von adjuvantierten Impfstoffen geben könnten. Für Ärzte ist die Impfung daher gerade bei dieser Risikogruppe eine Art Blindflug – ein freihändiges Navigieren zwischen möglichem Impfrisiko und -nutzen.

Das wäre vermeidbar gewesen, hätte man hierzulande wenigstens für Schwangere verstärkerfreie H1N1-Impfstoffe bestellt. Für die adjuvantierte Variante entschied man sich in Deutschland und einigen anderen Ländern, da nicht sicher war, ob auf herkömmliche Weise rechtzeitig ausreichend Impfstoffe gegen H1N1 hergestellt werden können. Ein Blick in die USA zeigt nun aber, dass auch die traditionellen Vakzine rechtzeitig da sind. Dort setzt man auf wirkverstärkerfreie H1N1-Impfungen. Die sind nicht anders als der jährliche Grippeimpfstoff. Damit sind genügend Erfahrungen vorhanden. Zudem zeigen Tests, dass eine einzige Dosis dieses Impfstoffes ausreicht, um eine Immunität zu erzeugen. Das hätte möglicherweise auch – Punkt drei – Kosten gespart. Überraschend ist auch, dass sich der geringe Antigenverbrauch der Impfung nicht auf den Preis auswirkt. Billigere Wirkverstärker und weniger Antigen, das müsste eigentlich Geld sparen. Mit 28 Euro für Serum und Impfen ist die H1N1-Vakzine allerdings teurer als die jährliche Grippeimpfung. Für die Pharmakonzerne dürfte dies ein lukratives Geschäft sein. Dem Bürger in Deutschland und anderen europäischen Ländern hingegen bleibt das mulmige Gefühl, für eine Impfung zweiter Klasse gegen eine bis jetzt mild verlaufende Pandemie Millionen Euro auf den Tisch gelegt zu haben.

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