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H1N1-Virus ist resistent gegen Tamiflu

Von Pia Heinemann 1. Juli 2009
Bei einem dänischen Patienten zeigte das Grippe-Medikament erstmals keine Wirkung - Virologen sind davon nicht überrascht

Berlin - Die Schweinegrippe zieht weiter um den Erdball. Bisher hat das Virus nur in relativ wenigen Fällen aggressive Symptome hervorgerufen - doch gestern wurde zum ersten Mal ein Fall von Resistenz gegen das Grippemittel Oseltamivir (Handelsname Tamiflu) bekannt: Ein Däne, der Kontakt zu Erkrankten hatte, war an der neuen Grippe erkrankt. Tamiflu schlug bei ihm nicht an. Er wurde daraufhin mit dem Alternativmedikament Zanamivir (Handelsname Relenza) behandelt, teilten die dänischen Gesundheitsbehörden mit.

Dass Tamiflu früher oder später bei einigen Schweinegrippe-Patienten nicht wirken würde, erstaunt die Experten nicht weiter. Schon seit einigen Jahren gibt es immer wieder Veröffentlichungen darüber, dass H1N1-Viren durch den sogenannten Neuraminidasehemmer nicht gebremst werden können. "Schon vor dem Jahr 2007 war das aus Japan bekannt", sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin am Berliner Robert-Koch-Institut (RKI).

Man dachte, die Resistenz käme daher, dass in Japan besonders viel Tamiflu eingesetzt wurde - und dass die Viren, ähnlich, wie es von Bakterien und Antibiotika bekannt ist, resistent gegen das Mittel werden. "Aber nach 2007 gab es aus vielen Ländern Berichte, dass Tamiflu-resistente H1N1-Viren gefunden wurden, obwohl das Medikament hier nur selten verordnet wurde." In der vergangenen Grippesaison 2008/09 traten nach WHO-Angaben rund um den Globus Resistenzen gegen Tamiflu bei den H1N1-Viren auf. Vermutlich war das eine Folge der normalen Evolution, die durch Mutation und Selektion auch auf Viren wirkt. Es muss nicht unbedingt der Selektionsdruck durch Tamiflu zur Verbreitung der resistenten H1N1-Viren geführt haben.

Die Resistenz-Liste der WHO für das vierte Quartal 2008, in dem ein anderes H1N1-Virus im Rahmen der saisonalen Grippe um den Globus zog, listet für Argentinien, die USA, Marokko, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan und Singapur in 99 bis 100 Prozent der beobachteten Fälle eine Resistenz gegen Tamiflu auf. Dass das Mittel bei der neuen Grippe bisher so gut zu wirken scheint, ist also vermutlich nur ein glücklicher Zufall.

"Es handelt sich bisher nur um einen Einzelfall", betont RKI-Sprecherin Glasmacher. Auch der Schweizer Tamiflu-Hersteller Roche erklärte, die Resistenzbildung bei einem Patienten bedeute nicht, dass das H1N1-Virus generell resistent gegen Tamiflu sei. David Reddy, der Leiter der Pandemie-Taskforce bei Roche, sagte, es handele sich bei dem dänischen Patienten um einen individuellen Fall, der innerhalb der 0,5-Prozent-Marge liege, die bei klinischen Versuchen mit dem Medikament in der Testphase ermittelt worden sei.

"Eine sichere Aussage, ob das so stimmt, können wir mangels verfügbarer Zahlen bisher nicht treffen", sagte allerdings Thorsten Wolff, Virologe am RKI. Weltweit wurde das neue H1N1-Virus nach WHO-Angaben bei knapp 70 900 Menschen nachgewiesen, 311 Menschen waren bis gestern Mittag daran gestorben, drei davon in Großbritannien und einer in Spanien. Der dänische Patient ist der bisher einzige, bei dem eine Resistenz nachgewiesen wurde. Er ist mittlerweile wieder gesund.

Dass Tamiflu bei ihm nicht wirkte, liegt daran, dass das Virus an Position 274 im Neuraminidasegen mutiert ist. Hier wurde infolge einer Mutation anstelle der Aminosäure Histidin die Aminosäure Tyrosin in das Enzym Neuraminidase eingebaut. Dadurch hat sich ein Protein, an dem das Enzym Neuraminidase sich normalerweise anlagert, verändert. Die Neuraminidase bewirkt normalerweise, dass Viren nach ihrer Vermehrung aus der Zelle freigesetzt werden und neue Körperzellen befallen können. Neuraminidase-Hemmer wir Tamiflu blockieren diesen Vorgang: Wirken sie, so können Viren die infizierten Zellen nicht mehr verlassen. Der Befall anderer Zellen des Patienten wird so verhindert.

"Dass, wenn Tamiflu nicht wirkt, Relenza die Vermehrung der Viren bremsen kann, liegt daran, dass dieses chemisch anders aufgebaut ist", sagt Wolff. Über den von GlaxoSmithKline hergestellten Wirkstoff gibt es bisher noch keine Resistenzberichte. Allerdings wird es nicht wie Tamiflu als Tablette hergestellt, sondern als Inhalationsspray.

Doch wenn im Notfall, einer Resistenz bei einem einzelnen Patienten, ein Alternativmedikament bereitsteht, besteht dann überhaupt ein Grund zur Sorge über die Tamiflu-Resistenz? "Dieser Fall aus Dänemark bedeutet zunächst einmal nur, dass das Virus in der Lage ist, resistent gegen Tamiflu zu werden", sagt Wolff. "Wir wissen aber ohnehin nicht, in wie vielen Fällen Oseltamivir bisher geholfen hat."

Nehmen Grippekranke gegen schwere Fälle der jährlichen saisonalen Grippe rechtzeitig Tamiflu ein, so können sie im besten Fall zwei Tage früher wieder zur Arbeit gehen als ohne das Medikament. Die neue Schweinegrippe verläuft in der Regel sehr milde. Ob Tamiflu den Verlauf der neuen Grippe bei Patienten mit leichten Symptomen überhaupt deutlich verbessert, ist bisher unklar. Und, wie RKI-Virologe Wolff erklärt: "Falls es weitere Infektionen mit resistenten Viren geben sollte, wird es wichtig sein zu beobachten, ob sich hier erschwerte Symptomatiken zeigen. In dem jetzigen Fall gibt es darauf bislang keinen Hinweis.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de.....

Schweinegrippe und Tamiflu

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Wichtige Informationen zur Schweinegrippe und Tamiflu

Die Schweinegrippe oder auch Swine flu hat Ihre ersten Todesopfer gefordert. Europa bereitet sich auf eine mögliche Gefahr vor. Wir geben Ihnen hier einige Informationen zur Schweinegrippe, dem Grippevirus und ob und wie Tamiflu Sie davor schützen kann.

Was ist Influenza, die „normale“ Grippe?

Influenza, üblicherweise mit Grippe bezeichnet, ist eine Infektion der Atemwege, die durch den Virus Typ A und Typ B zumeist im Winter verursacht wird. Das hoch ansteckende Virus gelangt normalerweise über die Schleimhäute des Mundes, der Nase und der Augen in den Körper. Bei den Infizierten ausgelöstes starkes Husten und Niesen verbreitet die Viren in der Luft und diese können so auf andere übertragen werden. Jahreszeitlich bedingt werden auf diese Weise etwa 15 – 20 % der Bevölkerung mit Influenza infiziert.

Was ist Schweinegrippe, Swine flu?

Die Schweinegrippe, weltweit unter Swine flu bekannt geworden, ist ursprünglich eine Atemwegserkrankung, die bei Schweinen auftritt. Die bisherigen, durch den Grippevirus Typ B verursachten regelmäßigen Ausbrüche unter Schweinen waren zwar sehr infektiös und verbreiteten sich schnell, dennoch waren Todesfälle bei Schweinen durch Swine Flu sehr selten. Tatsächlich gibt es allerdings eine ganze Reihe unterschiedlicher Arten der Schweinegrippe und so, wie bei der normalen Grippe, mutiert auch der Virus, der die Schweinegrippe verursacht, permanent.

Im letzten Jahrhundert hat es drei sogenannte Influenza - Pandemien (weltweiter Ausbruch einer Krankheit) gegeben, die durch einen neuen Stamm des Virus verursacht wurden. Das wirklich beunruhigende daran sind die Berichte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach diese Pandemien am häufigsten durch einen vollkommen neuen Stamm des H1N1 Virus verursacht wurden.

Wie konnte die Schweinegrippe vom Schwein auf den Menschen übergreifen?

Grippeviren sind in der Lage, Teile ihres genetischen Codes untereinander auszutauschen und es scheint so, als ob der neue Stamm als eine Mischung vorhandener unterschiedlicher Varianten des H1N1 Virus entstanden ist. Schweine sind dabei offensichtlich der ideale Organismus, um diese genetische Mutation zu vollziehen.

Welche Gesundheitsgefährdung für den Menschen geht von der Schweinegrippe aus?

Die Symptome einer Infektion mit der Schweinegrippe sind vergleichbar mit denen einer normalen Grippe. Die Infizierten bekommen Fieber, Husten, Heiserkeit, Halsschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Ermüdungszustände. Obwohl in den meisten Fällen keine Lebensgefahr besteht, hat es dennoch in Mexiko einige Todesfälle gegeben.

Sind wir durch die Schweinegrippe gefährdet und müssen wir uns Sorgen machen?

Glaubt man den Nachrichtensendern, so ist der Virus der Schweinegrippe normalerweise nicht auf den Menschen übertragbar, obwohl bereits von einigen Todesfällen berichtet wurde. Die infizierten Personen hatten allerdings in den meisten Fällen sehr engen Kontakt zu Schweinen.

Möglicherweise kann der Virus von einer auf eine andere Person in der gleichen Weise, wie bei der normalen Grippe, übertragen werden (Tröpfcheninfektion durch Husten und Niesen) und in bestimmten Einzelfällen ist die Übertragung von Mensch zu Mensch bereits nachgewiesen worden.

Eine Frage, die jedem sofort auf der Zunge liegt: “Können wir weiterhin Schweinefleisch essen?” Die Antwort ist 'Ja'. Es hat bisher keine Anzeichen für einen Befall des Fleisches gegeben. Auf jeden Fall wird empfohlen, Schweinefleisch gründlich bei einer Temperatur von 70° C zu kochen.

Stehen wir kurz von einer Pandemie?

Immer dann, wenn ein neuer Stamm des Grippevirus auftaucht, der auf den Menschen übertragbar ist, muss dieser genau beobachtet und überwacht werden, denn die Möglichkeit einer Pandemie ist extrem hoch und nimmt durch die fortschreitende weltweite Vernetzung weiter zu. Es gibt Berichte, die bei der Schweinegrippe von einer höheren Wahrscheinlichkeit eines weltweiten Ausbruchs ausgehen, als jemals zuvor. Danach ist die von der Schweinegrippe ausgehende Gefahr einer Pandemie mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 auf einer sechsstufigen Skala festgelegt worden.

Wie kann man die Schweinegrippe behandeln?

Die Wahrheit ist, dass es zur Zeit keine eindeutige Bestätigung für ein wirksames Mittel gegen die Schweinegrippe gibt, obwohl einige Berichte davon sprechen, dass 2 Arten von Medikamenten (Tamiflu und Relenza) in verschiedenen Behandlungsfällen erfolgreich gewesen sein sollen. Entscheidend ist, dass diese Arzneimittel in ausreichender Menge vorhanden sind und rechtzeitig verteilt werden, sobald die Wirkungen und Nebenwirkungen bekannt sind.

Die Verwendung von Tamiflu könnte sich ebenfalls bei der Verhinderung der gegenseitigen Ansteckung bei Menschen bewähren, denn durch die neuesten Fälle mit dem aktuellen Virusstamm ist die gegenseitige Übertragung von Mensch zu Mensch nachgewiesen worden.

Regierungen in Europa hat tatsächlich bereits damit begonnen, den Vorrat an Tamiflu um viele Millionen Dosen aufzuhäufen, ein Nachweis des Vertrauens in die Wirksamkeit des Medikamentes.

Was Impfstoffe angeht, so ist von einer Wirksamkeit nichts bekannt und obwohl Fachleute nach einem neuen Impfstoff suchen, wird dies sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen und die Herstellung wird den Bedarf dann sicherlich nicht kurzfristig decken können.

Was ist Tamiflu und wie kann es die Schweinegrippe bekämpfen?

Tamiflu ist eine orale Behandlungsform, die zur Bekämpfung von Influenza entwickelt wurde. Das Arzneimittel gehört zur Gruppe der Neurominidase-Hemmer. Diese Mittel bekämpfen direkt den Virus und lindern nicht nur die Folgen der Erkrankung, wie es viele rezeptfrei erhältliche Mittel tun.

Zusätzlich funktioniert Tamiflu präventiv gegen die Ausbreitung der Krankheit innerhalb des Körpers und die Verbreitung auf andere Menschen.

Tamiflu beinhaltet als Hauptwirkstoff Oseltamivir - Phosphat, der zur Gruppe der Neuraminidase-Hemmer zählt und geeignet ist, die Symptome der Schweinegrippe zu mindern, indem er sich selbst an die Neuaminidasen anhängt und so deren Funktionen stört. Als Folge davon können keine Virusteilchen mehr freigegeben werden und der Virus wird auf seinem Verbreitungsweg gestoppt.

Tamiflu kann Ihr Immunsystem vorbereiten und stärken, um den Virus zu zerstören, bevor er Schaden anrichten und sich verbreiten kann. Das Wirksamkeit von Tamiflu und der Erfolg mag natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich ausfallen.

Wie sollte Tamiflu genommen werden und ist es für Kinder geeignet?

Bitte beachten Sie, dass Sie Tamiflu nur bei den oben geschilderten Symptomen nehmen sollten. Bei einer Aufbewahrungsdauer von 1 – 3 Jahren ist Tamiflu entwickelt worden, um es zweimal täglich (einmal am Morgen und einmal am Abend) unabhängig von den Mahlzeiten fünf Tage lang nehmen zu können. Um Magenproblemen vorzubeugen nehmen Sie Tamiflu am Besten in Verbindung mit einem leichten Snack.

Außerdem wird empfohlen, die Behandlung mit den insgesamt 10 Kapseln in jedem Fall komplett durchzuführen, auch wenn die Symptome in der Zwischenzeit nachlassen oder ganz verschwunden sind. Tamiflu muss bei Raumtemperatur gelagert werden, außergewöhnliche Temperaturschwankungen sind zu vermeiden. Außerdem ist auszuschließen, dass Sie das Medikament mit einer anderen Person teilen, auch wenn diese die gleichen Symptome einer Grippe zeigt.

Die orale Behandlung mit Tamiflu ist für Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren und für Erwachsene im Alter von 18 und darüber vollkommen geeignet. Nicht eingenommen werden sollte das Arzneimittel von Kleinkindern (1 – 2 Jahre) und von Kindern im Alter von 2 – 12 Jahren.

Kann ich diese Behandlung mit Tamiflu online bestellen?

Als ersten Schritt empfehlen wir, Ihren Hausarzt aufzusuchen, bevor Sie Tamiflu online bestellen. Sollten Sie eine Bestellung aufgeben wollen, so füllen Sie bitte das Bestellformular aus und beantworten die Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß.

Da es in Großbritanien bereits zu Lieferengpässen für Tamiflu gekommen ist, halten wir umfangreiche Mengen bei unserer niederländischen Apotheke vor und haben weitere reserviert. Sie erhalten in jedem Fall den Beipackzettel in deutscher Sprache. Sollten Sie auch nach der Anlieferung noch Fragen haben oder Unterstützung benötigen, schicken Sie uns bitte eine Email. Unser Arzt oder Apotheker wird sich dann direkt mit Ihnen in Verbindung setzen. Bitte beachten Sie, dass das gelieferte Medikament Tamiflu auch aus unserer niederländischen Apotheke ausschließlich originales Tamiflu von Roche ist und die Lieferung am nächsten Tag erfolgt.

euroclinix.de

Werden wir gegen die Grippemittel resistent?

Je öfter die Grippemittel verwendet werden, desto eher bilden sich Resistenzen
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Momentan gibt es zwei Medikamente gegen die Schweinegrippe. Wie lange bleiben sie noch wirksam?

Deutschland bangt um einen Schweinegrippepatienten – ein Bonner ist schwer erkrankt. Das in solchen Fällen eingesetzte Medikament Tamiflu wirkt zwar gegen die H1N1-Viren. Aber wie lange können Ärzte dem Grippemittel noch vertrauen? In Amerika, Kanada, Japan und anderen Ländern gab es bereits Fälle von Resistenzen. Laufen wir Gefahr, dass auch bei uns die beiden einzigen Grippemedikamente Tamiflu mit dem Wirkstoff Oseltamivir und Relenza mit dem Wirkstoff Zanamivir ihre Wirksamkeit verlieren? Der Virologe Professor Hermann Schätzl von der Technischen Universität München beantwortet unsere Fragen.

Wie groß ist die Gefahr einer Resistenz der Schweinegrippeviren gegen unsere Medikamente?

Es kommt darauf an, wie oft die Wirkstoffe eingenommen werden. Je häufiger sie zum Einsatz kommen, desto eher werden die Viren Resistenzen entwickeln. Die Erreger der Schweinegrippe gehören zu den Influenza-A-Viren. Von diesen ist bekannt, dass sie sich immer leicht verändern. Momentan scheint das Virus aber noch relativ stabil zu sein. Kein Mensch weiß, wie lange sie noch sensibel gegen Tamiflu und Relenza bleiben.

Warum werden die Wirkstoffe unwirksam?

Eine Grippe läuft vereinfacht so ab: Die Viren befallen menschliche Zellen und zerstören diese dann. Das löst die Symptome aus. Die frei gewordenen Viren befallen daraufhin weitere Zellen. Je mehr Virus in einem Menschen steckt, desto stärker ist die Krankheit.

Tamiflu und Relenza verhindern, dass das Virus wieder aus der befallenen Zelle herauskommt, so dämmen sie die Ausbreitung ein. Die Viren können nun dergestalt mutieren, dass sie diesen Wirkmechanismus umgehen. Das Medikament verliert seine Wirkung. Je häufiger Viren mit einem Medikament in Kontakt kommen, desto schneller können sich derartige Veränderungen entwickeln. Tamiflu und Relenza sind ja normale Grippemedikamente. In den USA und Kanada wurden sie bereits so oft eingesetzt, dass Tamiflu bei der dortigen saisonalen H1N1-Grippe zu 90 Prozent unwirksam geworden ist.

Wann ist die Einnahme sinnvoll?

Es gibt nur zwei Fälle, die den Einsatz rechtfertigen. Erstens einen sehr schweren Krankheitsverlauf. Das kommt bei der Schweinegrippe eher selten vor, oft verläuft sie sehr mild. Der zweite Grund ist die Verhinderung einer generellen Ausbreitung des Virus. Dafür ist es im Fall der Schweinegrippe bereits viel zu spät. Also sollten Ärzte Tamiflu und Relenza wirklich nur geben, wenn ein Risikopatient erkrankt oder wenn es dem Patienten sehr schlecht geht.

Wie handeln Ärzte, wenn bei einem Patienten Tamiflu nicht wirkt?

In der Regel greift man dann auf Relenza zurück. In den meisten Fällen sind die Viren nicht gegen beide Wirkstoffe resistent.

Kann Tamiflu bei einem Menschen von Geburt unwirksam sein?

Nein, das kann nicht passieren. Der Wirkstoff Oseltamivir hat seinen Angriffspunkt direkt bei den Viren. Nicht beim menschlichen Organismus. Also wird auch keine Person gegen Tamiflu resistent, sondern ausschließlich Viren. Wenn das geschehen ist, dann können die mutierten Viren ein nächstes Opfer infizieren und auch bei diesem Patienten ist das Medikament dann unwirksam. In seltenen Fällen kann sich die Resistenz der Viren wieder zurückbilden, das ist aber in der Regel nicht der Fall.

Sollte man Tamiflu prophylaktisch einnehmen?

Auf keinen Fall. Wie schon gesagt gibt es nur sehr spezielle Fälle, die den Einsatz rechfertigen. Je seltener Tamiflu verschrieben wird, desto länger bleibt es wirksam. Eine Ausnahme, die einen prophylaktischen Einsatz erlaubt, bilden zum Beispiel Menschen, die direkt Schweinegrippepatienten behandeln. Wir sprechen hier auch von einer Postexpostionsprophylaxe.

Eine großflächige Behandlung ist auch rein technisch völlig unmöglich. Eine Packung des Medikamentes enthält zehn Tabletten. Wie soll die ganze Nation beispielsweise 20 Tage lang jeden Tag einmal täglich das Medikament einnehmen? Dafür gibt es überhaupt keine Ressourcen.

Sophie Kelm / apotheken-umschau.de

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Resistente Schweinegrippe-Viren in USA aufgetaucht

Noch gibt es keinen Impfstoff gegen die Schweinegrippe, Schutz bietet das Präparat Tamiflu. Aber wie lange noch? Auch in den USA, an der Grenze zu Mexiko, sind nun resistente Erreger aufgetaucht. Und zwei neue Studien zeigen: Bei Kindern zeigt das Präparat Nebenwirkungen.

La Jolla - Experten schlagen Alarm: Im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko sind nach Behördenangaben Fälle von Schweinegrippe aufgetaucht, bei denen eine Behandlung mit dem Medikament Tamiflu unwirksam war. In der Grenzregion, der Stadt El Paso und in der Nähe von McAllen im US-Bundesstaat Texas seien einige Fälle von Tamiflu-Resistenz festgestellt worden, sagte die Chefin der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO), Maria Teresa Cerqueira, bei einer Konferenz im kalifornischen La Jolla.

Die Resistenzen seien bei Infizierten festgestellt worden, die regelmäßig die Grenze zwischen Mexiko und den USA überquerten und die sich selbst mit Tamiflu behandelt hätten, sagte Cerqueira. Das vom Pharmakonzern Roche hergestellte Medikament ist derzeit das wichtigste zur Behandlung der Schweinegrippe eingesetzte Mittel, da ein Impfstoff noch nicht existiert. Daneben gibt es noch Relenza mit dem Wirkstoff Zanamivir von GlaxoSmithKline. In den USA gibt es Tamiflu nur auf Rezept, in Mexiko ist es frei verkäuflich. Wenn das antivirale Medikament schon "beim ersten Niesen" eingenommen werde, sei es unwirksam, wenn es wirklich benötigt werde, warnte Cerqueira.

Bereits im Juli war in Kanada ein Fall von Tamiflu-Resistenz beobachtet worden, auch in Dänemark, Japan und Hongkong erwiesen sich Stämme des Virus A/H1N1 bereits als unempfindlich gegen das Medikament. Roche hatte nach klinischen Tests angekündigt, dass mit einer Resistenzrate von etwa 0,5 Prozent zu rechnen sei.

Das Präparat mit dem Wirkstoff Oseltamivir besitzt zudem Nebenwirkungen. Bei Erwachsenen werden häufig Übelkeit, Kopfschmerzen und Magenbeschwerden beobachtet. Bei Kindern ist der Einsatz von Tamiflu erst wenig untersucht. Zwei aktuelle britische Studien aus Eurosurveillance kommen nun jedoch zu dem Ergebnis, dass die Arznei auch bei jungen Patienten häufig Nebenwirkungen auslöst.

Bei der ersten Untersuchung haben Aileen Kitching von der Health Protection Agency (HPA) in London und ihr Team Kinder von Grund- und weiterführenden Schulen untersucht. Dort hatte es bestätigte Fälle von Schweinegrippe gegeben, die untersuchten Kinder wurden jedoch rein prophylaktisch behandelt, hatten also keine Krankheitssymptome.

Von 83 Kindern, die das Virustatikum schluckten, berichteten 45 über Nebenwirkungen. 40 Prozent von ihnen klagten über Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit, 18 Prozent litten unter Schlafstörungen, Albträumen oder Konzentrationsproblemen.

Die zweite Studie lieferte ähnliche Ergebnisse: Von 248 vorsorglich mit Tamiflu behandelten Kindern klagten 126 über Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme, Konzentrationsstörungen oder Müdigkeit. Die Autoren um Anders Wallenstein vom HPA im britischen Stonehouse schreiben: "Nebenwirkungen müssen in die Abwägung, ob der massenhafte Einsatz einer vorbeugenden Therapie gegen neue Influenza-Viren sinnvoll und sicher ist, ebenso mit einbezogen werden wie das Risiko von Resistenzentwicklungen - insbesondere wenn die Erkrankungen meist mild verlaufen."

In vergangenen Jahren gab es in Japan Beobachtungen, dass Tamiflu bei Kindern und Jugendlichen zu Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen, Krämpfen und sogar Depressionen führe. Ein ursächlicher Zusammenhang zur Einnahme von Tamiflu konnte jedoch nicht belegt werden. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMEA empfahl im Jahr 2007, Jugendliche, die Tamiflu einnehmen, genau zu beobachten.

lub/hei/AFP



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Schweinegrippe-Medikamente für Kinder fehlen!

Tamiflu in Saftform bis Dezember nicht mehr lieferbar

Wird die Schweinegrippe unseren Kleinsten gefährlich? Säuglinge und Kleinkinder bis fünf Jahre können offenbar kaum wirksam behandel werden! Keines der beiden Grippe-Medikamente Tamiflu und Relenza ist für Säuglinge zugelassen, warnt Wolfram Hartmann, Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

Noch dazu sei die für Kleinkinder geeignete Saftform von Tamiflu dem Hersteller zufolge bis November oder Dezember nicht mehr lieferbar.

Hartmann: „Damit haben wir bei einem Übergreifen der neuen Grippe auf besonders gefährdete Säuglinge und Kleinkinder in den nächsten Wochen so gut wie keine einigermaßen wirksamen Behandlungsmöglichkeiten.“

Eine vorbeugende Influenza-Impfung kann außerdem frühestens im November wirksam sein, warnen die Kinderärzte.

Was können Eltern tun?

Steigen die Erkrankungszahlen weiter, sollten Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern Menschenansammlungen meiden. Zeigen sich Grippesymptome, setzen Sie sich und dem Baby einen Mundschutz auf und achten Sie auf sorgfältige Hygiene!

Welche Kinder sind besonders gefährdet?

Aus Mexiko ist bekannt, dass besonders bei Säuglingen und Kleinkindern mit Risikofaktoren wie Herz- oder Lungenerkrankungen, Untergewicht oder Frühgeburten die Schweinegrippe einen schweren Verlauf nehmen kann.

Mit welchen Medikamenten kann man Kleinkinder gegen Schweinegrippe behandeln?

Relenza (Wirkstoff Zanamivir) muss inhaliert werden und ist daher erst für Kinder ab einem Alter von 5 Jahren zugelassen. Tamiflu (Wirkstoff Oseltamivir) gibt es als Kapseln und als Saft, weshalb damit auch jüngere Kinder ab einem Jahr, die keine Kapseln schlucken können, behandelt werden können.

Ulrich Heier, Pressesprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte: „Kürzlich hat der Ausschuss für Humanarzneimittel an der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMEA) eine bedingte Empfehlung für eine Zulassung von Tamiflu auch für die Behandlung von Kindern im Alter von 6 Monaten bis 1 Jahr ausgesprochen.“

Weder Tamiflu noch Relenza sind für Säuglinge zugelassen. Erkrankt ein Säugling dennoch, was kann man tun?

Heier: „Am 8. Mai 2009 hat die EMEA wegen der zu diesem Zeitpunkt „drohenden“ Pandemie konstatiert, dass im Rahmen einer Pandemie, der erwartete Nutzen die Risiken der Anwendung von Tamiflu bei Kindern im Alter unter einem Jahr zur Behandlung der Grippe übersteigt.“

Mit anderen Worten: Wenn es richtig ernst wird, können auch Säuglinge Tamiflu erhalten.

Heier: „Ja, aber vor der Behandlung eines Säuglings mit Tamiflu ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren!“

Übrigens: Die Länder haben bislang Impfdosen für maximal 25 Millionen Menschen bestellt, die wie Schwangere oder medizinisches Personal besonders gefährdet sind. Die geplante Doppelspritze gegen die Schweinegrippe kostet laut Bundesgesundheitsministerium rund 28 Euro – zieht aber weder eine Praxisgebühr noch irgendwelche Beitragserhöhungen für die gesetzlich Krankenversicherten nach sich.

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Tamiflu macht auch Erwachsene krank

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LONDON – Tamiflu sollte eigentlich heilen – macht aber Kinder krank. Jetzt kommts noch dicker. Es wird sogar von einem Todesfall gesprochen.

Ist Tamiflu etwa genauso gefährlich wie die Seuche, gegen die es eigentlich eine so starke Waffe sein soll? In Britannien haben sich die Meldungen der Nebenwirkungen innert einer Woche verdoppelt. Die Behörde für die Regulierung von Pharmaprodukten meldet einen Anstieg von 150 auf 293 Fälle.

Die Zahl ist nur ein paar Tage nach der beunruhigenden Studie des britischen Gesundheitsministeriums, wie negativ sich Tamiflu auf die Gesundheit von Kindern auswirken kann, erschienen. Über 50 Prozent der untersuchten Kinder leiden an Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Albträumen und Veränderungen im Verhalten (Blick.ch berichtete).

Ein Toter durch Tamiflu?
Der massive Anstieg der Beschwerde-Zahl in Bezug auf die Einnahme von Tamiflu zeigt, dass auch Erwachsene mit massiven Nebenwirkungen des Grippemittels zu kämpfen haben. Von Übelkeit, Herz- und Sehproblemen wird berichtet. 46 Menschen klagen über starke psychische Probleme, 48 über Schäden im Nervensystem.

Es wurde sogar ein Todesfall gemeldet. Hier ist allerdings noch nicht klar, ob der Betroffene an dem H1N1-Virus oder an den Nebenwirkungen von Tamiflu gestorben ist.

Der Chef der britischen Gesundheitsbehörde, Sir Liam Donaldson rät allerdings zur Ruhe. «Es geht immer darum das Für und Wieder abzuwägen.» Momentan sei die Bilanz von Vorteilen und Nebenwirkungen von Tamiflu noch positiv. (s5j)

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Experten raten von Tamiflu und Relenza bei Kindern ab

Kinder die an Influenza oder Schweinegrippe erkranken sollten britischen Ärzten zufolge nicht mit den antiviralen Mitteln Relenza und Tamiflu behandelt werden. Der Grund: Die Wirkstoffe verkürzen die Dauer der Grippe lediglich um einen Tag - führen aber bei den kleinen Patienten zu erheblichen Nebenwirkungen, wie die Wissenschaftler an der Oxford University jetzt attestieren.

Die im Fachblatt British Medical Journal publizierte Studie kommt den Pharmaherstellern ungelegen: Allein Roche setzte den Autoren zufolge in UK über den britischen Flu Service innerhalb einer Woche 150.000 Tamiflu-Dosen ab. Obwohl die Studie auf Influenza-Erreger basiert, raten die Oxford-Fachleute explizit auch in Fällen von Schweinegrippe bei Kindern vom Einsatz der Blockbuster ab. Lediglich kleine Patienten mit extremen Risiken wie beispielsweise zystischer Fibrose sollten die Medikamente erhalten.

Schweinegrippe-Erreger: Tamiflu mutiert zur stumpfen Waffe


Die noch nicht verfügbare Impfung gegen H1N1/A soll rund ein Drittel aller Deutschen gegen den Erreger der Schweinegrippe schützen, doch ganz andere Nachrichten der BBC vom 29. Juni 2009 waren unmissverständlich und machten innerhalb von Minuten unter Virusforschern die Runde: Der Erreger der Schweinegrippe (Influenza H1N1/A) ist gegen Tamiflu zunehmend resistent. Überraschend ist die Entwicklung jedoch nicht. Denn der Erreger der Schweinegrippe, H1N1 A, setzt Regierungen politisch unter Druck: Gesundheitsbehörden horten Notvorräte für Tamiflu, erste Versorgungsengpässe auf Grund auftretender Lieferschweirigkeiten treten auf. Dabei war Tamiflu dabei, bereits vor der Schweinegrippe zum wirkungslosen Ladenhüter zu verkommen: Schon der gegenüber dem Wirkstoff Oseltamivir zunehmend resistente normale Grippeerregerstamm H1N1 hatte nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Mai 2008 die Vereinigten Staaten und Kanada erreicht. Laut US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) waren bereits damals in den USA fünf Prozent der getesteten Erreger gegenüber Tamiflu resistent. In Kanada liegt dieser Anteil allein für 2008 bei etwa sechs Prozent, insgesamt 8 von 128 Proben reagierten laut WHO-Sprecher Gregory Hartl in Kanada nicht mehr auf den Wirkstoff Oseltamivir. Und warum die Grippesaison 2007/2008 mit einer derart großen Resistenzwelle einherging, stellt die Fachleute noch heute vor einem Rätsel. Fest steht nur: Die neue Grippe H1N1 A kommt den Tamiflu-Verkäufen zu Gute - noch.


Für Fachleute sind diese Erkenntnisse keinesfalls neu. Dass ein kommendes Pandemievirus sämtlichen Medikamenten trotzen würde, bahnte sich bereits seit geraumer Zeit an.

So sind auch die derzeitigen Vakzine gegen Grippe in den USA gegen Influenzaerreger anderer Typen zunehmend wirkungslos, als Co-Infektionen bei betroffenen Patienten treten bereits erste Fälle von MRSA auf. Darauf hat die US-amerikanische Seuchenbekämpfungsbehörde CDC am 8. Februar in einem entsprechenden Meeting hingewiesen. Fachleute zeigen sich über die Widerstandskraft der Viren erstaunt: Eine derartige Erreger-Resistenzwelle habe man zum letzten Mal vor 30 Jahren beobachtet - 2 der 3 amerikanischen Vakzinkomponenten gegen Influenzaviren sind laut CDC „off-target“, also wirkungslos.

93 Prozent der zirkulierenden Influenza B-Viren gehörten nämlich zur so genannten Yamagata-Linie, erklärte Joe Bresee, Chef der CDC Influenza Division. Dieser Erregerstamm erweise sich gegenüber der B-Komponente des diesjährigen Impfstoffs als resistent. Bei der B-Komponente handelt es sich um ein B/Malaysia/2506/2004-ähnliches Virus, das wiederum der so genannten Victoria-Linie angehört. Weil Victoria und Yamagata unterschiedlich sind, sei auch die Rate der Cross-Protection gering.

Resistenzen sind laut CDC auch bei dem A/H3N2 Subtyp, A/Brisbane/10/2007-like, beobachtet worden. Die Behörde warnt auch vor möglichen Co-Infektionen mit Staphylococcus aureus (MRSA) – bislang waren über sechs Todesfälle zu beklagen.

Rezession im Bann des Virus

Eine Simulationsrechnung der Deutschen Bank rief im Jahr 2006 das Interesse vieler Medien auf den Plan. In Europa, so das Fazit der Ökonomen, könnte eine Influenza-Pandemie die Wirtschaftsleistung um bis zu 0,8 Prozent absacken lassen. Im Falle einer schweren Pandemie, rechneten die Experten weiter vor, drohen theoretisch sogar Kostensteigerungen – bringen Viren den globalen Wirtschaftscrash? Derartige Gedankenspiele als abstruse Spielerei weltfremder Ökonomen abzutun wäre unangebracht. Denn schon die Folgen einer schlichten Influenza-Pandemie sind bedeutsamer, als bisher angenommen, wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) ebenfalls dokumentiert. Das Risiko von globalen Pandemien beschäftigte bislang Mediziner und Epidemiologen. Jetzt nehmen auch Ökonomen die Bedrohung durch neu aufkeimende Seuchen ins Visier – und gelangen zu alarmierenden Ergebnissen.

„Die meisten Szenarien rechnen aufgrund der Influenza mit einer Reduktion der Zahl der Arbeitskräfte um ein Drittel während zwei bis drei Wochen. Dazu kommen Absenzen für die Pflege von Angehörigen und zur Vermeidung von Exposition und Ansteckung“, heißt es dazu in der Publikation der BAG, und: „Die Größenordnung dieser Absenzen wird auf 20 Prozent der gesamten Arbeitskapazität während drei Monaten geschätzt“.

Tatsächlich würde eine Pandemie den Unternehmen dort zusetzen, wo sie am verwundbarsten sind: bei den Arbeitskräften. Da gerade in der ersten Phase einer Pandemie die meisten Mitarbeiter vollkommen ungeschützt zur Arbeit gehen, ist die Ansteckungsrate im Betrieb besonders hoch. Was für die Viren gut ist, schadet dem Menschen nicht nur gesundheitlich. So rechnet die BAG mit einem massiven Rückgang der Produktivität und stellt nüchtern fest, dass dieser „alle Wirtschaftssektoren einschließlich des Gesundheitssektors“ betreffen wird. Damit nicht genug. Auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen wäre gefährdet.

Wie schnell eine Pandemie ganze Teile der Gesellschaft lahmlegen kann, demonstriert das Beispiel SARS. Zwar verlief die Seuche im Jahr 2003 alles andere als pandemisch, doch schon die reine Vorstellung eines unkontrollierbaren Ereignisses ließ in den betroffenen Ländern Asiens den Personenverkehr massiv einbrechen. „In einer derartigen Situation werden nicht nur längere Reisen, sondern auch kürzere Freizeitfahrten vermieden“, konstatiert daher die BAG.

Betroffen sind nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Ob Verkehr, Hotellerie und Gastgewerbe, ob Kultur oder Sport, wer sich .ungeschützt mit anderen trifft läuft Gefahr, selbst zu erkranken. Über die Fernsehkanäle übertragene Bilder von Menschen mit Mundschutz avancieren angesichts der realen Bedrohung zur Notwendigkeit und Aufklärung zugleich. Und sie zeigen, wie sehr eine Pandemie das tägliche Leben grundlegend ändert.

Als besonders besorgniserregend gilt dabei die Dauer der Folgeeffekte, wie das BAG-Papier aufzeigt. Denn der der Rückgang des Konsums und der Investitionen hänge „mit dem subjektiven Vertrauen der Personen als Konsumenten und der Unternehmen als Investoren zusammen“. Selbst eine länger anhaltende rezessive Wirkung sei nicht auszuschließen, meinen die Experten der BAG. Und stehen mit ihrer Meinung nicht allein.

Tatsächlich rechnet die Studie des „Congressional Budget Office“ für die USA im Falle einer milden Pandemie-Variante mit einem Rückgang des Butto-Sozialprodukts um rund 1.5 Prozent. Eine aggressivere Influenza-Welle würde das BSP sogar um fünf Prozentpunkte erodieren. Das angesehene australische Lowy Institute for International Policy in Sidney wiederum geht für Europa von einem Rückgang des BSP zwischen 0.7 und acht Prozent aus. Eine andere Studie der australischen Regierung schließlich berücksichtigt nur ein einziges, gravierendes Szenario und sagt dabei einen BSP-Rückgang von fünf Prozent voraus. Die Schweizer Ökonomen wiederum rechnen allein im Alpenland mit Maximalkosten von 2.3 Milliarden Franken im Falle einer Influenza-Pandemie. Je nach Szenario summierten sich jedoch die Verluste auf bis zu 35 Milliarden.

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Kinder nicht mit Tamiflu behandeln

Einer neuen Studie zufolge sollten an einer jahreszeitlich bedingten Grippe erkrankte Kinder nicht mit dem Medikament Tamiflu behandelt werden. Bei dem Arzneimittel würden die gefährlichen Nebenwirkungen überwiegen.

Der Nutzen halte sich in engen Grenzen, heisst es in einem Bericht, den das «British Medical Journal» am Montag auf seiner Website veröffentlichte.

Kinder könnten austrocknen

Demnach kann Tamiflu bei Kindern Übelkeit und Erbrechen verursachen, was zu Austrocknung und anderen Komplikationen führen kann. Die Dauer der Krankheit wird durch das Medikament aber höchstens um eineinhalb Tage verkürzt.

Die aktuelle Verbreitung der Schweinegrippe ist in dem Bericht nicht berücksichtigt. Dennoch lassen die Ergebnisse darauf schliessen, dass der Einsatz von antiviralen Präparaten wie Tamiflu auch bei mit dem Virus A (H1N1) infizierten Kindern die Krankheitsdauer nur wenig reduziert und kaum vor Komplikationen wie Asthma-Anfällen oder Mittelohrentzündungen schützt.

Tamiflu kann bei Kindern ab einem Jahr verschrieben werden, mit der entsprechenden Dosierung für Kleinkinder. Für die Studie stützen sich die Autoren auf die Daten von vorangegangenen Untersuchungen.

Roche: Geringe Nebeneffekte

Ein Sprecher des Basler Pharmaunternehmens Roche sagte, die in dem Bericht beschriebenen Symptome könnten auch auf die Grippe selbst und nicht auf das Roche-Medikament zurückzuführen sein. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) litten rund die Hälfte aller Grippe-Patienten unter Übelkeit oder Verdauungsproblemen.

Klinische Studien hätten Nebeneffekte für Kinder aufgezeigt. Diese seien jedoch gering. Es sei sehr selten, dass eine Tamiflu- Behandlung deswegen abgebrochen werden musste.

In der Schweiz ist Tamiflu seit Anfang Monat kassenpflichtig. Die Krankenkassen vergüten das Medikament, wenn Grippekranke im Spital behandelt werden.

Auch für die Behandlung von chronisch Kranken, Heimbewohnerinnen und -bewohnern, Kindern und über 65-Jährigen wird das Medikament vergütet. Ausgenommen von einer generellen Vergütung sind Schwangere und Kleinkinder bis 3 Jahre.

(sda)

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Tamiflu laut WHO bei Schweinegrippe-Infektion nicht immer zwingend nötig

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) müssen Personen, die sich mit Schweinegrippe infiziert haben, nicht zwingend Medikamente wie Tamiflu einnehmen. Nur bei einem schweren Krankheitsverlauf sollte der Virus mit Tamiflu behandelt werden, so die WHO.

Die Einnahme spezieller Medikamente ist bei einer Schweinegrippe-Infektion für ansonsten gesunde Menschen nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht notwendig. Grippemittel wie Tamiflu sollten Patienten bekommen, die zu Risikogruppen gehörten, erklärte die WHO am Freitag. Bei einem schweren Krankheitsverlauf solle aber sofort mit Tamiflu behandelt werden, möglicherweise sogar in einer höheren Dosierung als bisher. Nach Deutschland wird das Virus nach wie vor von Touristen eingeschleppt.

Die WHO erklärte, Ärzte müssten bei leichten oder mittleren Fällen bei sonst gesunden Menschen keine antiviralen Medikamente verschreiben. Anders sei dies bei Risikopatienten, das sind laut WHO Kinder unter fünf Jahren, Schwangere, Menschen über 65 und Personen mit Problemen wie Herzbeschwerden, Diabetes oder HIV. Bei ihnen besteht den Angaben zufolge ein erhöhtes Risiko für Komplikationen.

Krankheit verläuft überwiegend mild
Die neue Empfehlung der WHO steht im Widerspruch zu den Anweisungen der Gesundheitsministerien einiger Länder, darunter Großbritannien. Dort wird Tamiflu an alle ausgegeben, die möglicherweise an Schweinegrippe erkrankt sind. Notwendig ist nicht einmal ein Arztbesuch, vielmehr genügt ein Anruf bei einer landesweiten Grippe-Hotline. Der britische Gesundheitsminister Andy Burnham hat zugesagt, Tamiflu werde für alle zur Verfügung stehen, die es bräuchten. Experten haben beim gewöhnlichen Grippevirus H1N1 bereits Resistenzen gegen das antivirale Medikament festgestellt und fürchten, dass auch der Schweinegrippe-Erreger nicht mehr auf das Mittel ansprechen könnte.

Laut WHO könnten in den kommenden zwei Jahren bis zu zwei Milliarden Menschen an Schweinegrippe erkranken, das ist fast ein Drittel der Weltbevölkerung. In den kommenden Monaten werde die Verbreitung des Virus massiv zunehmen und auch mehr Menschen das Leben kosten, sagte der WHO-Direktor für die Region des westlichen Pazifik, Shin Young Soo, am Freitag. In vielen Ländern könnten sich die Fallzahlen alle drei bis vier Tage verdoppeln. „Ab einem gewissen Punkt wird es so scheinen, als gebe es eine Explosion der Fallzahlen“, sagte Shin auf einer Tagung von Gesundheitsexperten in Peking.

Shin forderte die Regierungen daher zu raschem Handeln auf. Gleichzeitig warnte der WHO-Experte, dass vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer gefährdet seien, weil ihre Gesundheitssysteme schlecht ausgestattet und unterfinanziert seien.

Vor allem Reiserückkehrer bringen Virus nach Deutschland
Nach wie vor schleppen vor allem Reiserückkehrer die Schweinegrippe nach Deutschland ein. Die Zahl Infektionen stieg bis zum (gestrigen) Donnerstag auf 13 740, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Homepage mitteilt. Dies seien 560 mehr gewesen seit der letzten Aktualisierung. Davon hätten 431 Touristen das H1N1-Virus vom Urlaubsort mit nach Deutschland gebracht. 129 hätten sich daheim angesteckt.

Nach Angaben der WHO kostete das Schweinegrippe-Virus bis vergangene Woche fast 1 800 Menschen das Leben. Die meisten Patienten erholen sich nach einer Infektion aber ohne ärztliche Behandlung binnen einer Woche. An der jährlichen „gewöhnlichen“ Influenza sterben jedes Jahr allein in Deutschland Tausende Menschen.
gxg/AP

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WHO ruft Tamiflu-Notvorrat ab

Basel - Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den beim Pharmakonzern Roche gelagerten sogenannten Notvorrat an Tamiflu aktiviert, um der globalen Bedrohung durch ein neues Influenza A(H1N1)-Virus (Schweinegrippe) zu begegnen. Roche bestätigte die Aktivierung durch die WHO. Der Vorrat wird nach Ermessen der WHO in betroffenen Ländern eingesetzt. Die Vorräte der WHO umfassen demnach regionale Bestände von zwei Millionen Packungen Tamiflu, die weltweit gelagert werden, sowie einen Notvorrat von drei Millionen Packungen Tamiflu, die bei Roche eingelagert sind.

Darüber hinaus steigert Roche nach eigenen Angaben die Produktionsmenge von Tamiflu, um die wachsende Nachfrage nach dem Grippemedikament zu decken. In der vergangenen Woche habe man den Produktionsausstoss von Tamiflu erhöht. Die Produktionssteigerung werde fortgesetzt, damit die produzierte Menge Tamiflu laufend erhöht werden kann.

dpa/APOTHEKE ADHOC, Sonntag, 03. Mai 2009

Sollen sich Schwangere impfen lassen?

Mutter, Baby und ein Virus

Von Harro Albrecht

Mehrere Schwangere starben an Schweinegrippe. Sollten sich werdende Mütter mit riskanten Impfungen schützen?

Vor dem Schweinegrippevirus sind nicht alle gleich. Es trifft vor allem die Schwangeren. Das erste Todesopfer in Europa war die 38-jährige Schottin Jacqui Fleming aus Glasgow – kurz nach der Geburt ihres Kindes. Auch die erste Schweinegrippetote auf dem Festland, in Spanien, war im siebten Monat schwanger. Und die erste tödliche Infektion im fernen Tonga traf eine 26Jährige. Sie stand kurz vor der Entbindung, ihr Kind überlebte.

Diese Todesfälle seien nicht zufällig, rechneten Forscher vergangene Woche im Fachblatt The Lancet vor. Das Risiko, wegen Komplikationen bei einer Schweinegrippeinfektion in ein Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen, sei für Schwangere viermal so hoch wiefür den Rest der Bevölkerung, schreibt die Studienleiterin Denise Jamieson. Unter 45 Grippetoten in den USA waren sechs Schwangere – die meisten im letzten Drittel der Schwangerschaft und alle in relativ gutem Gesundheitszustand. Sie husteten, ihr Hals kratzte, sie bekamen Fieber, aber keine der Frauen erhielt innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Auftreten dieser Symptome das Grippemedikament Tamiflu. Mediziner und Frauen zögerten mutmaßlich, weil sich ihrer Ansicht nach Medikamente in der Schwangerschaft verbieten. Inzwischen infizieren sich hierzulande jeden Tag rund 700 Menschen mit dem Virus H1N1/09. Nun fragen sich auch immer mehr der rund 700000 Schwangeren in Deutschland: Wie steht es um die Sicherheit von Medikamenten und Impfungen?

Entscheidend für den Einsatz von Medikamenten in der Schwangerschaft ist die penible Abwägung zwischen Risiko und Nutzen. Und diese Abwägung fällt aus einer ganzen Reihe von Gründen sehr schwer. Normalerweise plagt die saisonale Wintergrippe vor allem ältere Menschen und chronisch Kranke. Sie stehen im Fokus der Behandlung. An Schwangeren hat die Pharmaindustrie die Medikamente gegen die Schweinegrippe, Tamiflu und Relenza, ebenso wenig getestet wie den für den Herbst erwarteten Impfstoff. Es existieren allerdings Daten über die Anwendung des Impfstoffes für die saisonale Wintergrippe. In den USA empfehlen die Ärzte den Schwangeren, anders als in Deutschland, sich gegen die Wintergrippe impfen zu lassen. In Nachbeobachtungen fanden die Wissenschaftler keinen Hinweis darauf, dass die Impfung dem Ungeborenen oder der Mutter geschadet hätte. Doch im neuen Impfstoff gegen H1N1/09 steckt ein Zusatz mit dem Namen AS03, der die Impfwirkung verstärkt. Durch die Beimischung lässt sich die Impfstoffmenge strecken, denn die Ausbeute in der Produktion ist nur mäßig. Wie sich AS03 mit einer Schwangerschaft verträgt, ist ungewiss.

Das Virus trifft Schwangere selten – dann aber hart
Auch die Risiken durch das Virus sind schwer einzuschätzen. Wenn die Mutter an Grippe erkranke, leide womöglich die Intelligenz des Nachwuchses, meint Willy Eriksen vom Norwegian Institute of Public Health.

In einer unveröffentlichten, aber von den Annals of Neurology bereits akzeptierten Studie stellt der Norweger die Verbindung zwischen der Hongkong-Grippe von 1969 und einer signifikant verminderten Intelligenz unter norwegischen Rekruten her, die sechs bis neun Monate nach dem Ausbruch geboren worden waren. Hatte das Grippevirus oder das Fieber der Mütter die Hirnentwicklung der Ungeborenen beeinträchtigt? Handelte es sich vielleicht um eine Nebenwirkung fiebersenkender Mittel? Nachträglich lässt sich der kausale Zusammenhang schwer herstellen. Doch wie die aktuelle Lancet- Studie zeigt, kann auch H1N1/09 Schwangeren besonders zusetzen. Das Virus trifft sie zwar sehr selten – dann aber hart.

Angesichts dieser Unwägbarkeiten kommen die Experten je nach Profession zu ganz unterschiedlichen Ratschlüssen. Schwangere mit Grippesymptomen sollten sich »auf jeden Fall« Tamiflu verschreiben lassen, findet Bernhard-Joachim Hackelöer von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Von der Impfung hält der Hamburger Gynäkologe indes sehr wenig. »Ich halte das für übertrieben«, sagt der Arzt von der drittgrößten Geburtsklinik Deutschlands. Die Schwangeren seien »im Moment nicht besonders gefährdet«. Allenfalls für den Fall, dass die Frauen Vorerkrankungen hätten wie Asthma, könne er sich für eine Impfung erwärmen.

Gerhard Jahn schätzt die Lage entschieden anders ein. »Erstens: Tamiflu weglassen. Es ist ja ein Witz, wenn ich dann anstelle von vier Tagen nur drei Tage Fieber habe«, sagt der Virologe, der in Tübingen seit zehn Jahren medizinische Anfragen zu Viruserkrankungen in der Schwangerschaft beantwortet. »Und Impfen? Bin ich klar dafür – auch Schwangere«, sagt Jahn knapp. Während der praktizierende Hamburger Gynäkologe Hackelöer meistens gesunde Frauen berät, beurteilt der Kollege aus Tübingen die Lage aus der Perspektive des Virologen, der täglich sieht, was andere Viren im Fötus anrichten können. Gerade die Vorgänge an der Schaltstelle zwischen Mutter und Kind seien komplex. »Ich habe mich sehr mit der Plazenta beschäftigt«, sagt Jahn, »es ist ein Mysterium, was sich hier abspielt.«

»Die Datenlage ist mager«, sagt ein Berliner Pharmaexperte
Hätte sich eine Frau mit diesen beiden Experten getroffen, wäre sie nun vollends verwirrt. In diesem Fall könnte sie sich an Christof Schäfer wenden. Der unterhält in Berlin am Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie die größte deutsche Datenbank für Medikamentennebenwirkungen in der Schwangerschaft. »Die Datenlage ist tatsächlich mager«, sagt Schäfer. Für Tamiflu gebe es immerhin Berichte über Schwangere, die das Mittel erhalten hätten. »Beim Menschen gibt es bisher keine alarmierenden Einzelfallberichte«, sagt Schäfer. Das heißt: Bisher führte die Behandlung mit Tamiflu nicht zu vermehrten Fehlbildungen bei den Kindern. Allerdings rät er den Frauen, das Mittel nicht vorbeugend einzunehmen, weil sie meinten, Kontakt mit einem Infizierten gehabt zu haben. Sollte allerdings in der Umgebung eine Infektion nachgewiesen worden sein oder die Schwangere Symptome haben, »gibt es keinen Grund, ihr das Mittel vorzuenthalten«.

In Bezug auf die Impfung ist Schäfer unentschieden. Ja, man habe mit dem Wirkstoffverstärker AS03 wenig Erfahrungen. Und man wisse auch gar nicht, ob die Impfung bei Schwangeren genauso gut wirke wie bei Nichtschwangeren. Eine adäquate Risiko-Nutzen-Abwägung sei unter diesen Bedingungen schwer. Am Ende sei es eine Typfrage. »Es gibt Leute, die zu schnell Pillen nehmen«, sagt Schäfer, »und welche, die sagen: Niemals ein Medikament, erst wenn ich fast sterbe.« Er empfiehlt den gesunden Mittelweg zwischen den Extremen.

Die Situation führt in ein Dilemma, für das die Wissenschaft und die Zulassungsbehörden nicht gerüstet sind. Aus ethischen Gründen verbieten sich Medikamententests an Schwangeren. Trotzdem müssen die Verantwortlichen jetzt Stellung beziehen. Einerseits rät die europäische Zulassungsbehörde für Arzneimittel von dem Gebrauch des Grippemittels Tamiflu in der Schwangerschaft ab, andererseits kommt sie zum dem Schluss, dass der Nutzen von Tamiflu in einer Pandemie die Risiken überwiege. Auch im Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe (PEI) fühlt man sich in der Klemme. »Was machen wir«, fragt die Sprecherin Susanne Stöcker, »wenn wir sagen, man soll schwangere Frauen nicht impfen, weil der Impfstoff nicht an dieser Personengruppe getestet worden ist – und dann haben wir plötzlich hundert tote Mütter?« Auch die Ständige Impfkommission will mit ihrer Impfempfehlung noch abwarten. »Die letzte Entscheidung kann niemand den Frauen abnehmen«, sagt Stöcker. Eines sei indessen jetzt schon klar: Wenn dann nur eine Frau ein fehlgebildetes Kind bekommt – auch wenn dies statistisch ohnehin zu erwarten ist –, würde es sicher dem Impfstoff angelastet werden.

In Großbritannien und Australien, wo das Grippevirus H1N1/09 heftiger wütet, begegnet man dieser Unsicherheit mit pragmatischen Tipps. Die Frauen sollten entweder mit der Zeugung eines Kindes warten. Oder, wenn sie schwanger sind, sich häufiger die Hände waschen und Menschenansammlungen meiden. Die Aufforderung zur Selbstquarantäne fand nicht überall Anklang. »Jetzt ist es wohl Zeit, anstatt mit der UBahn mit dem Chauffeur zur Arbeit zu kommen – möglichst mit einem, der schon die Schweinegrippe hatte«, ätzte die britische Ärztin Annabel Bently im Internet. Trotzdem flüchten sich auch deutsche Experten in diesen Ausweg. Wichtig sei es, jetzt die »Küsserei« sein zu lassen, sagt der Hamburger Gynäkologe Hackelöer. Der Tübinger Virologe Gerhard Jahn ist radikaler: »Schwangere Kindergärtnerinnen sollten sofort die Arbeit einstellen und lieber Papierarbeit übernehmen.« Und schwangere Lehrerinnen? »Da würde ich ein sofortiges Tätigkeitsverbot aussprechen – ohne Kompromisse.«

Jeder Experte gibt Ratschläge nach eigenem Gusto. Zumindest in einem Punkt besteht halbwegs Einigkeit: Bei Risikoschwangerschaften sind die Medikamente und Impfungen vertretbar. Eine mögliche Lösung wäre es auch, für Schwangere den Impfstoff ohne den Zusatz AS03 anzubieten. Die Behörden spielen auf Zeit und warten mit ihren Empfehlungen ab. Doch die schnell steigenden Infektionszahlen machen es erforderlich, dass sie möglichst bald eine gemeinsame Sprachregelung finden.

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Virus entwickelt erstmals Resistenz gegen Tamiflu

Das H1N1 Virus, besser bekannt als Schweinegrippe, hat erstmals eine Resistenz gegen das Grippemittel Tamiflu entwickelt. In Dänemark musste die Behandlung eines Patienten mit dem Medikament aus dem Hause Roche abgebrochen werden.
In Dänemark ist zum ersten Mal ein Fall von Tamiflu-Resistenz bei Schweinegrippe bekanntgeworden. Eine mit dem H1N1-Virus infizierte Person habe während der Behandlung mit dem Grippemittel des Roche-Konzerns eine Resistenz entwickelt, wie der Basler Konzern und die dänische Behörde Statens Serum Institut (SSI) am Montag bekanntgaben. „Das ist der erste Fall, den wir bei H1N1 haben“, sagte David Reddy, Leiter der Pandemie-Taskforce bei dem Basler Konzern am Montag in einer Telefonkonferenz.

„Der Person geht es jetzt gut und keine weitere Ansteckung mit dem resistenten Virus wurde bemerkt“, teilte das SSI mit.

Laut Reddy sind Fälle von Tamiflu-Resistenz bei der saisonalen Grippe bekannt, und es sei nicht überraschend, dass es auch bei H1N1 zu einer Resistenzbildung gekommen sei. Roche arbeite daran, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen der Schweinegrippe die erste Influenza-Pandemie des 21. Jahrhunderts ausgerufen. Die WHO-Experten hatten Anfang Juni die Ansetzung der höchsten von sechs Warnstufen beschlossen, weil sich immer mehr Menschen mit dem neuen Virus infizierten. Nach Angaben der Behörde sind mittlerweile mehr als 55.000 Menschen an dem Virus erkrankt und 238 gestorben.

Neben Roches Tamiflu gilt das Medikament Relenza von GlaxoSmithKline als wirksame Behandlung gegen die Schweinegrippe. Während Tamiflu in Kapselform vorliegt, muss Relenza inhaliert werden.

Die Roche-Genussscheine reagierten kaum auf die Neuigkeiten. Sie schlossen an der Schweizer Börse um 1,4 Prozent fester mit 149 Franken und ließen damit den europäischen Sektorindex hinter sich.

gxw/Reuters
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Massen-Impfung in Großbritannien

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Immun ganz auf die Schnelle
Von Peter Nonnenmacher

London. 13 Millionen Briten sollen bereits im Oktober gegen die auf der Insel grassierende Schweinegruppe geimpft werden - mit Stoffen, die sich noch in der Testphase befinden. Gegen die von der Regierung geplante Massen-Immunisierung regt sich allerdings schon Widerstand.

Zur Zielgruppe der Aktion gehören Personen mit chronischen Atem- und Herzbeschwerden, Diabetes-Kranke, Schwangere und Rentner. Auch Ärzte, Pfleger und andere Angehörige des Gesundheitsdienstes sollen sich der Impfung unterziehen.

Doch stößt Londons offizielle Grippe-Politik nun erstmals auf Kritik. Denn entsprechende Tests haben gerade erst begonnen - an Freiwilligen in der Stadt Leicester.

Auch die Überzeugung der Regierung, mit der tonnenweisen Ausgabe des Grippe-Medikaments Tamiflu dem Problem beikommen zu können, teilen nicht alle Experten. Mehrere just veröffentlichte Studien nähren den Verdacht, dass die Kapseln, die London gehortet hat, bei Kindern mehr Schaden anrichten können als Nutzen bringen.

Ein Mediziner-Team der Universität Oxford ist diese Woche zu dem Schluss gekommen, dass Tamiflu eine Grippe-Erkrankung zwar um rund einen Tag verkürzt, bei Kindern aber gelegentlich zu Komplikationen führt, die sich als gefährlich erweisen können.

"Grippe-Freie Zone"


Kinder, die Tamiflu nehmen, leiden häufig an Übelkeit, Schlaflosigkeit und Albträumen. Das ergab eine aktuelle Studie des Amtes für Gesundheitsschutz. Peter Holden, der Top-Experte für Schweinegrippe im Britischen Ärzteveband, warnt denn auch neuerdings davor, von Tamiflu "zu viel Gebrauch" zu machen. Hingegen beharren Minister Burnham, sein Gesundheitschef Sir Liam Donaldson und der Tamiflu-Produzent Roche darauf, dass jeder Erkrankte das Präparat ruhig einnehmen solle: Die Tamiflu-Erfahrungen, auf die sich die Kritiker beriefen, seien eh nur mit normaler Grippe, und nicht mit Swine Flu, gemacht worden.

Derweil haben erkrankte Briten im Alltag immer mehr Probleme, überhaupt in einer Praxis behandelt oder in einer Apotheke bedient zu werden. "Grippe-Freie Zone" verkündet beispielsweise ein rot-weißes Schild auf der Glastür einer Praxis - bereits unten an der Straße. Die örtliche Arztpraxis fordert ihre Patienten auf, doch bitte draußen zu bleiben, sofern sie glauben, der Schweinegrippe zum Opfer gefallen zu sein. Gegebenfalls darf man die nationale Telefonzentrale anläuten, die die Regierung zur Selbstdiagnose beunruhigter Bürger eingerichtet hat. Medikamente abzuholen ist freilich das nächste Problem für den Patienten. Auch der nahe Drogeriemarkt will keine infizierte Kundschaft. Frisch gedruckte Hinweistafeln an allen Eingangstüren erklären der erkrankten Klientel, dass sie im Laden unerwünscht ist. "Grippe-Freunde", bisher nicht angesteckte Verwandte oder Bekannte, sollen sich als Einkaufs-Boten betätigen. Nie waren Freunde so wertvoll wie in diesen Tagen.

In englischen Krankenhäusern liegen zur Zeit rund 800 Swine-Flu-Patienten, davon ein Zehntel auf Intensivstationen. Die Todesrate für ganz Großbritannien wird bei 44 angesetzt. Laut Statistik sterben auf der Insel jedes Jahr allein an der gewöhnlichen Grippe über 12000 Menschen. Allerdings: Nirgendwo in Europa ist die Krankheit so stark verbreitet wie auf der Insel.

In Deutschland könnte sich geplante Massenimpfung bis Mitte 2010 hinziehen. Das sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Wochenende erklärt. "Wir erwarten von Glaxo-Smith-Kline ab Ende September wöchentlich zwei Millionen Impfdosen. Novartis könnte vermutlich ab November die gleiche Menge liefern". (mit dpa)

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Neue Schweinegrippe-Resistenzen gegen Tamiflu

Bedrohliche Entwicklung des Virus: In Dänemark wurde der erste Schweinegrippe-Patient entdeckt, bei dem das Antigrippemittel Tamiflu keine Linderung mehr bewirkte. Nun sind auch in Japan und Hongkong weitere Fälle von Resistenz aufgetreten.Tokio/Hongkong - Tamiflu beginnt bei manchen Schweinegrippe-Patienten seine Schutzwirkung zuverlieren: In Hongkong konnte ein 16-jähriges Mädchen nicht mit dem Tamiflu-Wirkstoff Oseltamivir behandelt werden, wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Die Patientin, die am 11. Juni aus San Francisco eingereist sei, habe aber nur milde Symptome gehabt und sei nach einer Woche geheilt aus dem Krankenhaus entlassen worden. Das bei ihr isolierte H1N1-Virus habe aber bei dem Alternativpräparat Relenza (Wirkstoff Zanamivir) angeschlagen.

In Japan war laut Medienberichten bei einer Frau "in den Vierzigern" ebenfalls eine Tamiflu-Resistenz beobachtet worden. Die Patientin habe das Präparat Relenza bekommen und sei inzwischen wieder gesund, betonte das Gesundheitsministerium in Tokio. Das Ministerium hatte über die bereits Mitte Juni aufgetretene Resistenz erst jetzt berichtet. Der Fall sei keine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, da keine Infektionen im Umfeld der Patientin entdeckt worden seien, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur Kyodo.

In Dänemark war Ende Juni ein ähnlicher Fall gemeldet worden. Das mutierte Virus sei jedoch nicht aggressiver geworden und habe weiterhin nur zu milden Symptomen geführt, hatte das staatliche dänische Impfstoffinstitut (SSI) berichtet. Der Einzelfund sei keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit und kein Grund für einen anderen Umgang mit den Grippemitteln.

Der Tamiflu-Hersteller Roche betonte auf Anfrage, vereinzelte Resistenzen seien normal. Ein Anteil von 0,4 Prozent Resistenzen trete auch bei der saisonalen Influenza auf. Auch die Patientin in Dänemark sei wieder genesen.lub/dpa

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Zweifel an Virenmutation

ap
Bis die Impfung kommt, sind Antigrippemittel wie Tamiflu und Relenza die einzige Hilfe gegen A/H1N1
Nachdem erstmals in Deutschland ein Patient an der neuen Grippe lebensgefährlich erkrankte, kursieren Gerüchte, das Virus sei mutiert und Tamiflu habe versagt. Die Klinik gibt Entwarnung.
Von FOCUS-Online-Autorin Monika Preuk

Er ist 35 Jahre alt, männlich, aus Deutschland und wurde mit schweren Grippesymptomen vor einer Woche in die Bonner Universitätsklinik eingeliefert. „Er war vorher nicht im Ausland, hat sich also mit A/H1N1 hier in Deutschland angesteckt“, sagt Kliniksprecher Andreas Archut im Gespräch mit FOCUS Online. Doch nicht eine Mutation des Virus ist schuld, dass die neue Grippe gerade für diesen 35-Jährigen so dramatisch verläuft. „Der Patient hat eine bestimmte Prädisposition, wegen der für ihn auch jede andere Infektion oder die normale, saisonale Grippe derart massiv verlaufen könnte“, erklärt Andreas Archut. Das bedeutet, der Patient hat eine geschwächte Abwehr durch eine andere, chronische Erkrankung und reagiert deshalb besonders empfindlich auf Krankheitserreger.

Verschiedene Medien berichten allerdings, dass die Ursache für diese dramatische Erkrankung in Wirklichkeit eine ganz andere sei: Der Grippevirus ist gefährlich mutiert und resistent gegen die Grippemittel wie etwa Tamiflu. Andreas Archut verneint vehement: „Es handelt sich auch bei diesem Patienten eindeutig um das Virus, so wie wir es bereits kennen.“ Für gesunde Menschen bringt es nur eine milde Grippe. Zusätzlich hätte Tamiflu bei dem Bonner Patienten gut angeschlagen. Zwar etwas langsamer als bei gesunden Menschen, „doch das hängt wieder von der Prädisposition unseres Patienten ab“, fügt der Kliniksprecher dazu. Dass A/H1N1 nicht mehr auf Tamiflu anspricht, ist ihm nicht bekannt. Der Patient befindet sich jedenfalls auf dem Wege der Besserung. „Die Grippesymptome gehen deutlich zurück“, beruhigt Andreas Archut.

Die Frage, ob in Deutschland überhaupt ein Fall von Resistenz gegen die Grippemittel Tamiflu und Relenza bekannt sind, verneint Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert Koch-Instituts. Sie gibt zu bedenken, dass das Mittel allerdings nur wirkt, wenn es früh genug eingenommen werden: „Besteht die Infektion bereits ein paar Tage und nimmt der Patient erst dann diese Medikamente ein, können sie nicht mehr helfen.“

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Tamiflu nicht auf eigene Faust nehmen

Aus dem Grenzgebiet zwischen USA und Mexiko wurden zwei Fälle bekannt, in denen das Medikament nicht wirkte. Die Erkrankten hatten sich mit Tamiflu selbst behandelt
Von Adelheid Müller-Lissner

Hinweise zum Schutz vor dem H1N1-Virus auf einem Plakat in England
© dpa/picture alliance
7177 nachgewiesene Fälle der Schweinegrippe H1N1/2009 hat es inzwischen in Deutschland gegeben, 188 davon in Berlin. Sie sind ausgesprochen glimpflich verlaufen. Für viele ist es zudem eine Beruhigung, dass es, wenn auch noch keinen Impfstoff, so doch zwei Medikamente gibt, die den Verlauf der Grippe-Erkrankung zumindest abmildern können. Schon vor einigen Jahren, als die Vogelgrippe als bedrohlich galt, wurde das Präparat mit dem Handelsnamen Tamiflu und dem Wirkstoff Oseltamivir in zahlreichen Haushalten gehortet und harrt seitdem der Verwendung.

Prinzipiell ist es auch gegen den neuen Erreger wirksam. Doch nun wurden aus dem Grenzgebiet zwischen USA und Mexiko mehrere Fälle der Schweinegrippe gemeldet, in denen das Medikament nicht wirkte, wie die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) jetzt mitteilte. Festgestellt wurde das bei Infizierten, die sich auf eigene Faust mit Tamiflu behandelt hatten.

Im Unterschied zu Deutschland und den USA ist das Präparat in Mexiko nicht rezeptpflichtig. Wenn das Mittel schon beim ersten Niesen eingenommen werde, sei es später bei wirklichem Bedarf unwirksam, mahnte PAHO-Chefin Maria Teresa Cerqueira.

Zu den Medikamenten aus der Gruppe der sogenannten Neuraminidase-Hemmer gehört neben Oseltamivir auch Zanamivir (Handelsname: Relenza). Die Mittel blockieren einen der beiden Eiweißstoffe auf der Oberfläche des Virus, die Neuraminidase. Dieses Eiweiß ermöglicht dem Virus chemische Reaktionen mit den Zellen des Menschen, ohne deren Mithilfe es sich nicht vermehren kann. Durch die Medikamente kann sein Weg durch die Schleimhäute gebremst werden. Das gelingt aber nur, wenn die Wirkstoffe spätestens 48 Stunden nach Einsetzen der ersten Symptome genommen werden.

Eine weitere Voraussetzung ist, dass das Oberflächeneiweiß sich nicht durch Veränderungen seiner Struktur den Angriffen der Medikamente entzieht – sprich: resistent ist. Solche Modifikationen der Oberflächenantigene Neuraminidase und Hämagglutinin bezeichnen Virologen als Antigendrift, sie führen zu neuen Varianten des Virus.

Bislang wurden bei den Viren, die im Robert-Koch-Institut (RKI) untersucht wurden, keine solchen Veränderungen gefunden. Bei der Weltgesundheitsorganisation werden die Meldungen über Resistenzen gegen Tamiflu bisher noch als Einzelfälle gehandelt. Sie traten in Kanada, Japan, Hong Kong und Dänemark auf. Dass jetzt aus den USA weitere Meldungen kommen, sei aber nicht wirklich überraschend, sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher.

Sie rät weiterhin, Oseltamivir auf jeden Fall nur nach ärztlicher Verordnung einzunehmen. Dafür muss der Hausarzt nicht auf das Ergebnis des genauen molekularbiologischen Tests warten, sondern wird sich nach den Symptomen, der Vorgeschichte – etwa einer Spanienreise – und dem Ergebnis des Schnelltests richten. Wer die Mittel zu kurz oder in zu geringer Dosierung nimmt, schadet möglicherweise auch anderen. Denn so wird es den Erregern erleichtert, Resistenzen zu bilden. Solche Viren könnten besonders für chronisch kranke, ältere und geschwächte Menschen gefährlich werden.

Einen häuslichen Tamiflu-Vorrat anzulegen ist nach Ansicht der Experten schon deshalb nicht sinnvoll, weil die Bundesländer dem Nationalen Pandemieplan folgend Neuraminidasehemmer für 20 Prozent der Bevölkerung bereithalten, der Bund für weitere zehn Prozent.

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Wirkt Tamiflu bald nicht mehr?

Mittel gegen die Schweinegrippe

Bisher verliefen die Schweinegrippe-Fälle in Deutschland alle sehr mild. Doch jetzt kämpft ein 35-jähriger Infizierter in Bonn um sein Leben. Er wurde mit dem Grippe-Mittel Tamiflu behandelt. Aber: Mit jedem Patienten, dem das Mittel verabreicht wird, steigt die Gefahr, dass es unwirksam wird.

Der Virologe Professor Hermann Schätzl von der Technischen Universität München beantwortete BILD.de und apotheken-umschau.de die wichtigsten Fragen.

Wie groß ist die Gefahr einer Resistenz der Schweinegrippeviren gegen die Medikamente?

Schätzl: „Es kommt darauf an, wie oft die Wirkstoffe eingenommen werden. Je häufiger sie zum Einsatz kommen, desto eher werden die Viren Resistenzen entwickeln. Die Erreger der Schweinegrippe gehören zu den Influenza-A-Viren. Von diesen ist bekannt, dass sie sich immer leicht verändern. Momentan scheint das Virus aber noch relativ stabil zu sein. Kein Mensch weiß, wie lange sie noch sensibel gegen Tamiflu und Relenza bleiben.“

Warum werden die Wirkstoffe irgendwann unwirksam?

Schätzl: „Eine Grippe läuft vereinfacht so ab: Die Viren befallen menschliche Zellen und zerstören diese dann. Das löst die Symptome aus. Die frei gewordenen Viren befallen daraufhin weitere Zellen. Je mehr Virus in einem Menschen steckt, desto stärker ist die Krankheit.

Tamiflu und Relenza verhindern, dass das Virus wieder aus der befallenen Zelle herauskommt, so dämmen sie die Ausbreitung ein. Die Viren können aber so mutieren, dass sie diesen Wirkmechanismus umgehen. Das Medikament verliert dann seine Wirkung. Je häufiger Viren mit einem Medikament in Kontakt kommen, desto schneller können sich derartige Veränderungen entwickeln. Tamiflu und Relenza sind ja normale Grippemedikamente. In den USA und Kanada wurden sie bereits so oft eingesetzt, dass Tamiflu bei der dortigen saisonalen H1N1-Grippe zu 90 Prozent unwirksam geworden ist.“

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Kaum Tamiflu-Resistenzen bei Schweinegrippe

Die Gesundheitsorganisation WHO hat gute Nachrichten: Die Resistenzen gegen das Medikament Tamiflu breiteten sich kaum aus. Derweil erkrankten 18 Kinder in einem spanischen Ferienlager an der Schweinegrippe. Auch aus Serbien und Kroatien wurden neue Ansteckungsfälle gemeldet.

In den meisten Fällen eine unbedenkliche Hilfe gegen die Schweinegrippe: Das Medikament Tamiflu
Die Weltgesundheitsorganisation WHO befürchtet keine wesentliche Ausbreitung von Resistenzen des sogenannten Schweinegrippe-Erregers gegen das Medikament Tamiflu. Es gebe derzeit keinen Anlass, bei der Behandlung von H1N1-Patienten anders vorzugehen, sagte der stellvertretende WHO-Generaldirektor Keiji Fukuda.

Die Situation sei nicht besorgniserregend, da die Resistenzen lediglich sporadisch aufgetreten seien. Die drei Erkrankten in Dänemark, Japan und Hongkong, bei denen eine Resistenz gegen Tamiflu festgestellt worden war, hätten sich inzwischen völlig erholt, fügte Fukuda hinzu.

Roche und Gilead Sciences bieten das Grippemittel Tamiflu an. Nach Angaben der WHO sind mittlerweile weltweit mehr als 55.000 Menschen an dem Virus erkrankt und mehr als 200 gestorben. Dem Robert-Koch-Institut zufolge gibt es in Deutschland 548 bestätigte Fälle.

Derweil sind in einem Ferienlager im spanischen Baskenland 18 Kinder und Jugendliche an der Schweinegrippe erkrankt. Die Infizierten zwischen elf und 15 Jahren zeigten alle "leichte Symptome“ wie Fieber, Erschöpfung und Husten, seien jedoch auf dem Weg der Besserung, teilte das baskische Gesundheitsministerium mit.

Insgesamt nehmen demnach 61 Kinder und Jugendliche sowie sieben Betreuer an dem Camp teil. In Spanien infizierten sich damit bislang 776 Menschen mit dem Virus A (H1N1).

Auch Serbien meldete fünf neue Schweinegrippe-Fälle. Nach Angaben des serbischen Gesundheitsamtes sind damit in dem Land insgesamt 26 Menschen an der Grippe erkrankt. In Kroatien stieg die Zahl der an der Schweinegrippe erkrankten Menschen nach zwei neuen Fällen auf drei.

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Pandemie-Panik: Schweinegrippe als Pharma-Coup?

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Der Erreger der Schweinegrippe, H1N1 A, setzt Regierungen politisch unter Druck: Gesundheitsbehörden horten Notvorräte für Tamiflu, erste Versorgungsengpässe auf Grund auftretender Lieferschweirigkeiten treten auf. Dabei war Tamiflu dabei, zum nutzlosen Ladenhüter zu verkommen: Der gegenüber dem Wirkstoff Oseltamivir zunehmend resistente Grippeerregerstamm H1N1 hat nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Mai 2008 die Vereinigten Staaten und Kanada erreicht. Laut US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) waren bereits damals in den USA fünf Prozent der getesteten Erreger gegenüber Tamiflu resistent. In Kanada liegt dieser Anteil allein für 2008 bei etwa sechs Prozent, insgesamt 8 von 128 Proben reagierten laut WHO-Sprecher Gregory Hartl in Kanada nicht mehr auf den Wirkstoff Oseltamivir. Und warum die Grippesaison 2007/2008 mit einer derart großen Resistenzwelle einherging, stellt die Fachleute noch heute vor einem Rätsel. Fest steht nur: Die neue Grippe H1N1 A kommt den Tamiflu-Verkäufen zu Gute. Seltsamer Zufall: Die BBC berichtete Ende Juni über Resistenzen bei H1N1/A gegen Tamiflu - worauf die WHO, rein zufällig, prompt ein Vakzin als Schutz gegen die Schweinegrippe empfahl und sich die Kritik vieler Ärzte einzog. Allein der Bezug des Impfstoffes wird in Deutschland rund 600 Millionen Euro kosten.


Für Fachleute sind diese Erkenntnisse keinesfalls neu. Dass ein kommendes Pandemievirus sämtlichen Medikamenten trotzen würde, bahnte sich bereits seit geraumer Zeit an.

So sind auch die derzeitigen Vakzine gegen Grippe in den USA gegen Influenzaerreger anderer Typen zunehmend wirkungslos, als Co-Infektionen bei betroffenen Patienten treten bereits erste Fälle von MRSA auf. Darauf hat die US-amerikanische Seuchenbekämpfungsbehörde CDC am 8. Februar in einem entsprechenden Meeting hingewiesen. Fachleute zeigen sich über die Widerstandskraft der Viren erstaunt: Eine derartige Erreger-Resistenzwelle habe man zum letzten Mal vor 30 Jahren beobachtet - 2 der 3 amerikanischen Vakzinkomponenten gegen Influenzaviren sind laut CDC „off-target“, also wirkungslos.

93 Prozent der zirkulierenden Influenza B-Viren gehörten nämlich zur so genannten Yamagata-Linie, erklärte Joe Bresee, Chef der CDC Influenza Division. Dieser Erregerstamm erweise sich gegenüber der B-Komponente des diesjährigen Impfstoffs als resistent. Bei der B-Komponente handelt es sich um ein B/Malaysia/2506/2004-ähnliches Virus, das wiederum der so genannten Victoria-Linie angehört. Weil Victoria und Yamagata unterschiedlich sind, sei auch die Rate der Cross-Protection gering.

Resistenzen sind laut CDC auch bei dem A/H3N2 Subtyp, A/Brisbane/10/2007-like, beobachtet worden. Die Behörde warnt auch vor möglichen Co-Infektionen mit Staphylococcus aureus (MRSA) – bislang waren über sechs Todesfälle zu beklagen.

Rezession im Bann des Virus

Eine Simulationsrechnung der Deutschen Bank rief im Jahr 2006 das Interesse vieler Medien auf den Plan. In Europa, so das Fazit der Ökonomen, könnte eine Influenza-Pandemie die Wirtschaftsleistung um bis zu 0,8 Prozent absacken lassen. Im Falle einer schweren Pandemie, rechneten die Experten weiter vor, drohen theoretisch sogar Kostensteigerungen – bringen Viren den globalen Wirtschaftscrash? Derartige Gedankenspiele als abstruse Spielerei weltfremder Ökonomen abzutun wäre unangebracht. Denn schon die Folgen einer schlichten Influenza-Pandemie sind bedeutsamer, als bisher angenommen, wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) ebenfalls dokumentiert. Das Risiko von globalen Pandemien beschäftigte bislang Mediziner und Epidemiologen. Jetzt nehmen auch Ökonomen die Bedrohung durch neu aufkeimende Seuchen ins Visier – und gelangen zu alarmierenden Ergebnissen.

„Die meisten Szenarien rechnen aufgrund der Influenza mit einer Reduktion der Zahl der Arbeitskräfte um ein Drittel während zwei bis drei Wochen. Dazu kommen Absenzen für die Pflege von Angehörigen und zur Vermeidung von Exposition und Ansteckung“, heißt es dazu in der Publikation der BAG, und: „Die Größenordnung dieser Absenzen wird auf 20 Prozent der gesamten Arbeitskapazität während drei Monaten geschätzt“.

Tatsächlich würde eine Pandemie den Unternehmen dort zusetzen, wo sie am verwundbarsten sind: bei den Arbeitskräften. Da gerade in der ersten Phase einer Pandemie die meisten Mitarbeiter vollkommen ungeschützt zur Arbeit gehen, ist die Ansteckungsrate im Betrieb besonders hoch. Was für die Viren gut ist, schadet dem Menschen nicht nur gesundheitlich. So rechnet die BAG mit einem massiven Rückgang der Produktivität und stellt nüchtern fest, dass dieser „alle Wirtschaftssektoren einschließlich des Gesundheitssektors“ betreffen wird. Damit nicht genug. Auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen wäre gefährdet.

Wie schnell eine Pandemie ganze Teile der Gesellschaft lahmlegen kann, demonstriert das Beispiel SARS. Zwar verlief die Seuche im Jahr 2003 alles andere als pandemisch, doch schon die reine Vorstellung eines unkontrollierbaren Ereignisses ließ in den betroffenen Ländern Asiens den Personenverkehr massiv einbrechen. „In einer derartigen Situation werden nicht nur längere Reisen, sondern auch kürzere Freizeitfahrten vermieden“, konstatiert daher die BAG.

Betroffen sind nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Ob Verkehr, Hotellerie und Gastgewerbe, ob Kultur oder Sport, wer sich .ungeschützt mit anderen trifft läuft Gefahr, selbst zu erkranken. Über die Fernsehkanäle übertragene Bilder von Menschen mit Mundschutz avancieren angesichts der realen Bedrohung zur Notwendigkeit und Aufklärung zugleich. Und sie zeigen, wie sehr eine Pandemie das tägliche Leben grundlegend ändert.

Als besonders besorgniserregend gilt dabei die Dauer der Folgeeffekte, wie das BAG-Papier aufzeigt. Denn der der Rückgang des Konsums und der Investitionen hänge „mit dem subjektiven Vertrauen der Personen als Konsumenten und der Unternehmen als Investoren zusammen“. Selbst eine länger anhaltende rezessive Wirkung sei nicht auszuschließen, meinen die Experten der BAG. Und stehen mit ihrer Meinung nicht allein.

Tatsächlich rechnet die Studie des „Congressional Budget Office“ für die USA im Falle einer milden Pandemie-Variante mit einem Rückgang des Butto-Sozialprodukts um rund 1.5 Prozent. Eine aggressivere Influenza-Welle würde das BSP sogar um fünf Prozentpunkte erodieren. Das angesehene australische Lowy Institute for International Policy in Sidney wiederum geht für Europa von einem Rückgang des BSP zwischen 0.7 und acht Prozent aus. Eine andere Studie der australischen Regierung schließlich berücksichtigt nur ein einziges, gravierendes Szenario und sagt dabei einen BSP-Rückgang von fünf Prozent voraus. Die Schweizer Ökonomen wiederum rechnen allein im Alpenland mit Maximalkosten von 2.3 Milliarden Franken im Falle einer Influenza-Pandemie. Je nach Szenario summierten sich jedoch die Verluste auf bis zu 35 Milliarden.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, lifegen.de.....

Schweinegrippe kann zwei Milliarden Menschen infizieren

Die Nachricht aus Genf dürfte die Pharmabranche vor Freude taumeln und die Aktienkurse nach oben schießen lassen: Nahezu ein Drittel der gesamten Erdbevölkerung könnte sich mit dem Erreger der Schweinegrippe H1N1 A infizieren. Teilt die WHO mit - rein zufällig ausgerechnet kurz vor Beginn der Impfsaison mit einem Impfstoff, den es bislang weder marktreif noch anhand von Langzeitstudien getestet gibt. So what? Allein in Deutschland wird die Aktion mit einer knappen Milliarde zu Buche schlagen. Der Nutzen wird indes von vielen Experten bezweifelt.

Tatsächlich setzt der Erreger der Schweinegrippe, H1N1 A, Regierungen politisch unter Druck: Gesundheitsbehörden horten Notvorräte für Tamiflu, erste Versorgungsengpässe auf Grund auftretender Lieferschweirigkeiten treten auf. Dabei war Tamiflu dabei, zum nutzlosen Ladenhüter zu verkommen: Der gegenüber dem Wirkstoff Oseltamivir zunehmend resistente Grippeerregerstamm H1N1 hat nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Mai 2008 die Vereinigten Staaten und Kanada erreicht. Laut US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) waren bereits damals in den USA fünf Prozent der getesteten Erreger gegenüber Tamiflu resistent. In Kanada liegt dieser Anteil allein für 2008 bei etwa sechs Prozent, insgesamt 8 von 128 Proben reagierten laut WHO-Sprecher Gregory Hartl in Kanada nicht mehr auf den Wirkstoff Oseltamivir. Und warum die Grippesaison 2007/2008 mit einer derart großen Resistenzwelle einherging, stellt die Fachleute noch heute vor einem Rätsel. Fest steht nur: Die neue Grippe H1N1 A kommt den Tamiflu-Verkäufen zu Gute. Seltsamer Zufall: Die BBC berichtete Ende Juni über Resistenzen bei H1N1/A gegen Tamiflu - worauf die WHO, rein zufällig, prompt ein Vakzin als Schutz gegen die Schweinegrippe empfahl und sich die Kritik vieler Ärzte einzog. Allein der Bezug des Impfstoffes wird in Deutschland rund 600 Millionen Euro kosten.


Für Fachleute sind diese Erkenntnisse keinesfalls neu. Dass ein kommendes Pandemievirus sämtlichen Medikamenten trotzen würde, bahnte sich bereits seit geraumer Zeit an.

So sind auch die derzeitigen Vakzine gegen Grippe in den USA gegen Influenzaerreger anderer Typen zunehmend wirkungslos, als Co-Infektionen bei betroffenen Patienten treten bereits erste Fälle von MRSA auf. Darauf hat die US-amerikanische Seuchenbekämpfungsbehörde CDC am 8. Februar in einem entsprechenden Meeting hingewiesen. Fachleute zeigen sich über die Widerstandskraft der Viren erstaunt: Eine derartige Erreger-Resistenzwelle habe man zum letzten Mal vor 30 Jahren beobachtet - 2 der 3 amerikanischen Vakzinkomponenten gegen Influenzaviren sind laut CDC „off-target“, also wirkungslos.

93 Prozent der zirkulierenden Influenza B-Viren gehörten nämlich zur so genannten Yamagata-Linie, erklärte Joe Bresee, Chef der CDC Influenza Division. Dieser Erregerstamm erweise sich gegenüber der B-Komponente des diesjährigen Impfstoffs als resistent. Bei der B-Komponente handelt es sich um ein B/Malaysia/2506/2004-ähnliches Virus, das wiederum der so genannten Victoria-Linie angehört. Weil Victoria und Yamagata unterschiedlich sind, sei auch die Rate der Cross-Protection gering.

Resistenzen sind laut CDC auch bei dem A/H3N2 Subtyp, A/Brisbane/10/2007-like, beobachtet worden. Die Behörde warnt auch vor möglichen Co-Infektionen mit Staphylococcus aureus (MRSA) – bislang waren über sechs Todesfälle zu beklagen.

Rezession im Bann des Virus
Eine Simulationsrechnung der Deutschen Bank rief im Jahr 2006 das Interesse vieler Medien auf den Plan. In Europa, so das Fazit der Ökonomen, könnte eine Influenza-Pandemie die Wirtschaftsleistung um bis zu 0,8 Prozent absacken lassen. Im Falle einer schweren Pandemie, rechneten die Experten weiter vor, drohen theoretisch sogar Kostensteigerungen – bringen Viren den globalen Wirtschaftscrash? Derartige Gedankenspiele als abstruse Spielerei weltfremder Ökonomen abzutun wäre unangebracht. Denn schon die Folgen einer schlichten Influenza-Pandemie sind bedeutsamer, als bisher angenommen, wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) ebenfalls dokumentiert. Das Risiko von globalen Pandemien beschäftigte bislang Mediziner und Epidemiologen. Jetzt nehmen auch Ökonomen die Bedrohung durch neu aufkeimende Seuchen ins Visier – und gelangen zu alarmierenden Ergebnissen.

„Die meisten Szenarien rechnen aufgrund der Influenza mit einer Reduktion der Zahl der Arbeitskräfte um ein Drittel während zwei bis drei Wochen. Dazu kommen Absenzen für die Pflege von Angehörigen und zur Vermeidung von Exposition und Ansteckung“, heißt es dazu in der Publikation der BAG, und: „Die Größenordnung dieser Absenzen wird auf 20 Prozent der gesamten Arbeitskapazität während drei Monaten geschätzt“.

Tatsächlich würde eine Pandemie den Unternehmen dort zusetzen, wo sie am verwundbarsten sind: bei den Arbeitskräften. Da gerade in der ersten Phase einer Pandemie die meisten Mitarbeiter vollkommen ungeschützt zur Arbeit gehen, ist die Ansteckungsrate im Betrieb besonders hoch. Was für die Viren gut ist, schadet dem Menschen nicht nur gesundheitlich. So rechnet die BAG mit einem massiven Rückgang der Produktivität und stellt nüchtern fest, dass dieser „alle Wirtschaftssektoren einschließlich des Gesundheitssektors“ betreffen wird. Damit nicht genug. Auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen wäre gefährdet.

Wie schnell eine Pandemie ganze Teile der Gesellschaft lahmlegen kann, demonstriert das Beispiel SARS. Zwar verlief die Seuche im Jahr 2003 alles andere als pandemisch, doch schon die reine Vorstellung eines unkontrollierbaren Ereignisses ließ in den betroffenen Ländern Asiens den Personenverkehr massiv einbrechen. „In einer derartigen Situation werden nicht nur längere Reisen, sondern auch kürzere Freizeitfahrten vermieden“, konstatiert daher die BAG.

Betroffen sind nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Ob Verkehr, Hotellerie und Gastgewerbe, ob Kultur oder Sport, wer sich .ungeschützt mit anderen trifft läuft Gefahr, selbst zu erkranken. Über die Fernsehkanäle übertragene Bilder von Menschen mit Mundschutz avancieren angesichts der realen Bedrohung zur Notwendigkeit und Aufklärung zugleich. Und sie zeigen, wie sehr eine Pandemie das tägliche Leben grundlegend ändert.

Als besonders besorgniserregend gilt dabei die Dauer der Folgeeffekte, wie das BAG-Papier aufzeigt. Denn der der Rückgang des Konsums und der Investitionen hänge „mit dem subjektiven Vertrauen der Personen als Konsumenten und der Unternehmen als Investoren zusammen“. Selbst eine länger anhaltende rezessive Wirkung sei nicht auszuschließen, meinen die Experten der BAG. Und stehen mit ihrer Meinung nicht allein.

Tatsächlich rechnet die Studie des „Congressional Budget Office“ für die USA im Falle einer milden Pandemie-Variante mit einem Rückgang des Butto-Sozialprodukts um rund 1.5 Prozent. Eine aggressivere Influenza-Welle würde das BSP sogar um fünf Prozentpunkte erodieren. Das angesehene australische Lowy Institute for International Policy in Sidney wiederum geht für Europa von einem Rückgang des BSP zwischen 0.7 und acht Prozent aus. Eine andere Studie der australischen Regierung schließlich berücksichtigt nur ein einziges, gravierendes Szenario und sagt dabei einen BSP-Rückgang von fünf Prozent voraus. Die Schweizer Ökonomen wiederum rechnen allein im Alpenland mit Maximalkosten von 2.3 Milliarden Franken im Falle einer Influenza-Pandemie. Je nach Szenario summierten sich jedoch die Verluste auf bis zu 35 Milliarden.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, lifegen.de.....