Die Seuche ist noch nicht eingedämmt: In den USA gibt es Behördenangaben zufolge inzwischen 642 bestätigte Fälle von Schweinegrippe - am Dienstag waren erst 403 Fälle gemeldet.
Washington - Die gefährliche Schweinegrippe bleibt in den USA ein großes Problem: Die US-Seuchenbehörde CDC sprach am Mittwoch von 642 bestätigten Fällen in 41 der 50 Bundesstaaten. Noch am Dienstag hatte die Behörde lediglich 403 Erkrankungen gemeldet. Am stärksten betroffen ist der Staat Illinois, wo 122 Fälle bekannt wurden.
In den USA wurden zunächst zwei Todesfälle durch die Grippeform bekannt. Zuletzt starb eine gut 30 Jahre alte Frau in Texas, die laut Behörden unter chronischen Gesundheitsproblemen litt. Den ersten Schweinegrippe-Todesfall in den USA hatte es ebenfalls in Texas gegeben: Ende April starb ein 23 Monate altes Kleinkind durch das Virus.
In Mexiko stieg die Zahl der bestätigten Schweinegrippe-Todesfälle weiter an. Inzwischen sei in 42 Fällen Influenza A (H1N1) zweifelsfrei als Todesursache bestätigt worden, teilte Gesundheitsminister José Angel Córdova am Mittwoch mit. Mehr als tausend weitere Menschen seien erkrankt. Bisher hatte Mexiko von 29 bestätigten Todesfällen gesprochen. Befürchtet wird, dass mehr als 150 Menschen an der neuen Krankheit starben.
In dem Ursprungsland der Grippe kehrten die Menschen derweil zum normalen Leben zurück. Unter anderem durften am Mittwoch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt Geschäfte und Restaurants wieder öffnen, die aus Angst vor einer weitreichenden Epidemie vor gut einer Woche geschlossen worden waren. In den Straßen begann eine großangelegte Reinigungsaktion, die Schulen wurden für die geplante Wiedereröffnung am Donnerstag vorbereitet.
Polen bestätigte am Mittwoch den ersten Schweinegrippe-Fall. Bei der Erkrankten handle es sich um eine 58-Jährige, die am Samstag aus New York zurückgekehrt sei, sagte Gesundheitsministerin Ewa Kopacz am Mittwochabend in Warschau. Der Zustand der Frau sei nicht besorgniserregend. Alle Fluggäste, die in derselben Maschine wie die Erkrankte nach Polen zurückgeflogen seien, würden medizinisch überwacht.
Eine Sprecherin des Krankenhauses von Mielec, wo die Grippe-Kranke betreut wird, sagte, die Frau fühle sich schon wieder ziemlich gut: "Wir sind sehr optimistisch, was den Fall angeht."
Der Startschuss für die internationale Herstellung eines Impfstoffs gegen das Schweinegrippevirus wird frühestens in der kommenden Woche fallen. Darauf hat am Mittwoch die Impfexpertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Marie-Paule Kieny, verwiesen. Eine Expertengruppe bei der WHO müsse diese Entscheidung anhand der bis dahin gesammelten Daten über die Entwicklung des Virus treffen, da sie auch die Herstellung des normalen Impfstoffes für die üblichen Grippewellen betreffe, sagte Kieny vor Journalisten in Genf. Die WHO zählte bis Mittwochabend 1658 Fälle von Schweinegrippe beim Menschen.
An den saisonalen Grippewellen sterben im Jahr zwischen 250.000 bis 500.000 Menschen weltweit. Die Produktion des normalen Grippeimpfstoffes müsse deshalb unbedingt aufrechterhalten werden, sagte die WHO-Expertin. Laut Kieny reicht die Kapazität der Hersteller derzeit für etwa ein bis zwei Milliarden Impfdosen jährlich. Etwa 700 Millionen werden für die saisonalen Grippeimpfungen produziert.
Wenn die WHO in der kommenden Woche eine Empfehlung zum Start der Produktion geben würde, müssten die Unternehmen entscheiden, ob sie einsteigen, sagte Kieny. Grundsätzlich sei eine ältere Technologie zur Impfstoffherstellung bereits patentfrei. Bei besonderen oder neueren Technologien kann die WHO entsprechende Lizenzen vergeben.
Unklar ist noch, wie viele Impfungen nacheinander nötig sein könnten, bis der Grippeschutz aufgebaut ist. Normalerweise reiche eine Dosis, aber die Widerstandsfähigkeit des mutierten Virus sei noch nicht bekannt, sagte Kieny. Auch sei nicht klar, wer zuerst geimpft werden müsse. Bei normalen Grippewellen seien dies ganz junge und ältere Menschen. Das mutierte Virus befällt aber auch junge, gesunde Erwachsene.
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