Das Schweinegrippevirus hat begonnen, sich deutlich zu verändern. Noch ist es aber nicht resistent gegen Grippemittel und Impfstoff.
Von FOCUS-Online-Autorin Petra Apfel
In Norwegen und Großbritannien haben Ärzte unterschiedlich mutierte Schweinegrippeviren nachgewiesen. Während die skandinavische Variante zwei Todesopfer gefordert hat und möglicherweise besonders aggressiv ist, ist die britische Mutation resistent gegen das Grippemittel Tamiflu. Das Besondere daran: Anders als bereits bekannte resistente H1N1-Stämme sprang erstmals ein solches Virus von Mensch zu Mensch über.
Angst vor großen Veränderungen
Eine dramatische Veränderung des Schweinegrippevirus nannten Virologen vom ersten Auftauchen der neuen Grippe an als deren größte Gefahr. Meldungen über Mutationen beunruhigen daher die Öffentlichkeit besonders.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO beeilte sich jedoch, die Harmlosigkeit der momentanen Virenveränderung zu betonen: „Obwohl weitere Untersuchungen laufen, gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass diese Mutationen zu einer ungewöhnlichen Zunahme der Zahl von H1N1-Infektionen oder zu einer größeren Zahl ernster oder tödlicher Erkrankungen führen“, hieß es in Genf.
Viren verändern sich ständig
Diese Meinung teilt auch Hans Wilhelm Doerr, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt rechne ich nicht mit einer Mutation, die das Virus gefährlicher macht“, erklärt er und legt die Betonung auf „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“. Der Virologe ist allerdings auch nicht überrascht von den Mutationsmeldungen: „Es liegt in der Natur eines Virus, sich ständig zu verändern. Kleine sogenannte Punktmutationen im Erbgut passieren laufend.“ Sie führten mit der Zeit zu einem Drift und das Virus unterscheide sich schließlich gravierend von seiner Ausgangsvariante. Je länger die Schweinegrippeepidemie anhalte, umso wahrscheinlicher werde der Drift.
Gefahr: Machtloser Impfstoff, wirkungslose Grippemittel
Für H1N1 könnte das etwa bedeuten, dass beide Grippemittel (Tamiflu und Relenza) nicht mehr wirken oder der vorhandene Impfstoff nicht mehr schützt. So weit hat sich der Schweinegrippeerreger allerdings noch nicht verändert. „Gegen die Tamiflu-restistenten H1N1-Varianten wirkt das Alternativmittel Relenza und auch die Impfung greift noch“, beruhigt Hans Wilhelm Doerr. Er weist im Übrigen darauf hin, dass erst in zwei, drei Tagen eindeutige Aussagen zu den norwegischen und britischen Mutationen zu erwarten sind. Noch arbeiten die nationalen Referenzlabore – vergleichbar mit dem Robert Koch-Institut in Berlin – an deren Analyse.
Mutationen örtlich begrenzt
Von den fünf britischen Patienten eines Krankenhauses in Wales hatten sich drei auf einer Station der Universitätsklinik in Cardiff mit dem resistenten H1N1-Virus angesteckt. Sie lagen dort wegen anderer schwerer Krankheiten. Von der Schweinegrippe haben sich zwei Patienten bereits völlig erholt. Die britischen Gesundheitsbehörden gehen nicht davon aus, dass sich der Virusstamm aus Cardiff weiter ausbreiten wird.
Auch in Norwegen glauben die Behörden nicht an eine größere Verbreitung des mutierten Virus. Die Untersuchung von 70 weiteren Erkrankten ergab, dass sie keine veränderten Erreger aufwiesen. Es könnte sich bei den drei Betroffenen um eine spontane Mutation handeln, ergänzte das norwegische Institut für Gesundheit in Oslo. Womöglich führe die Mutation aber dazu, dass das veränderte Virus tiefer in die Atemwege gelange, erklärte das norwegische Institut. Dann komme es zu schweren, oft tödlichen Verläufen der Krankheit.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....
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