Düsseldorf. Die Schweinegrippe breitet sich in Nordrhein-Westfalen weiter aus. In dieser Woche wurden laut Gesundheitsministerium rund 17.000 Schweinegrippe-Fälle registriert, das waren rund 6000 mehr als noch in der Vorwoche. Bürger können sich in Gesundheitsämtern und ausgewählten Arztpraxen impfen lassen. Abgeschaftt wird hingegen nach Informationen unserer Zeitung die Meldepflicht. Foto: dpa
15 Menschen starben inzwischen im bevölkerungsstärksten Bundesland an den Folgen der Erkrankung. Mit den negativen Nachrichten steigt nach anfänglicher Skepsis auch die Impfbereitschaft der Bevölkerung. Vielerorts ist daher der Impfstoff knapp, wie die Gesundheitsämter berichten.
«Wir haben das Glück, dass das Virus sich zwar sehr schnell ausbreitet, aber bisher relativ ungefährlich ist«, sagt der Chef der Abteilung Infektiologie an der Uniklinik Köln, Gerd Fätkenheuer. Trotz der immer schnelleren Ausbreitung des H1N1-Virus sei der Gipfel der ersten Erkrankungswelle noch gar nicht erreicht, sagt der Internist. Ende November starte die normale Grippesaison, dann würden sich die Infiziertenzahlen höchstwahrscheinlich nochmals sprunghaft erhöhen. Fätkenheuer rät daher allen Bürgern in NRW, sich impfen zu lassen. «Das ist der einzige Schutz gegen eine Infektion», sagt er.
Der Impfwirkstoff sei inzwischen Millionen Menschen verabreicht worden, tritt Fätkenheuer Bedenken entgegen. Bislang habe es keine schweren Nebenwirkungen gegeben, die nachweislich mit dem Impfstoff in Verbindung gebracht werden können.
Jeder, der in NRW an Grippesymptomen leide, habe mit »100- prozentiger Sicherheit« die Schweinegrippe, sagt der Internist. Inzwischen testeten Hausärzte daher aus Kosten- und Zeitgründen schon gar nicht mehr auf das Virus.
Mit den Berichten über erste Tote ist die Nachfrage nach der Schweinegrippe-Impfung deutlich gestiegen. Viele Gesundheitsämter im Land klagen nun über zu wenige Impfdosen. So reicht der zugeteilte Impfstoff des Landes in Dortmund derzeit nicht für alle Bestellungen, wie der Verwaltungsleiter des Gesundheitsamtes Holger Keßling sagt. Dramatisch sei dies nicht, weil die Stadt für die Risikogruppen genug Mittel habe. «Aber dennoch: Jetzt sind die Menschen endlich soweit, sich impfen zu lassen und jetzt gibt es keinen Impfstoff», klagt er.
Auch in Aachen ist der Impfstoff knapp, wie die Leiterin der Infektionsschutzabteilung des Gesundheitsamtes der Städteregion, Verena Bochat, berichtet. Alleine rund 21.000 Dosen wurden dort in einer Woche verimpft. Die Stadt Bonn hat nach Angaben einer Sprecherin für die kommende Woche mit rund 12.000 doppelt so viele Impfdosen bestellt, als ursprünglich vom Land eingeplant waren. In Köln herrscht ebenfalls Impfstoff-Knappheit. Zwar seien vom Land für die kommende Woche 26.500 weitere Impfdosen in Aussicht gestellt worden. Dafür lägen aber von den Kölner Ärzten doppelt so viele Bestellungen vor, sagt ein Sprecher.
Auch in Bielefeld wird eine steigende Impfbereitschaft registriert. Dort sind nach Angaben einer Sprecherin aber noch genügend Impfdosen vorhanden. Nur in Düsseldorf geht bei der zentralen Impfstelle die Nachfrage nach dem Impfstoff offenbar zurück. »Es ist sehr ruhig geworden«, sagt ein Sprecher: »In den ersten Wochen kamen durchschnittlich 1500 Personen am Tag, um sich impfen zu lassen. Jetzt sind es nur noch 650.« Rund 19.000 Düsseldorfer sind bereits immunisiert. Nachdem sie zuvor teilweise in langen Schlangen ausharren mussten, komme jeder Interessent jetzt sofort an die Reihe.
Von «riesigen logistischen Problemen» bei der Massenimpfung spricht der Vorsitzende des Vereins Ärzte für individuelle Impfentscheidung, Stefan Schmidt-Troschke. Es gebe derzeit zu wenig Impfstoff für alle, sagt der Mediziner aus Herdecke. Dennoch impften die Behörden derzeit jeden Bürger, der dies wünsche, anstatt sich zunächst auf die Risikogruppen zu konzentrieren. Dieses Vorgehen sei «höchst problematisch», beklagt Schmidt-Troschke.
Von einem Engpass mag das Gesundheitsministerium nicht sprechen. 1,18 Millionen Impfdosen sind nach Angaben eines Sprechers seit Beginn der Massenimpfung am 26. Oktober im Land verteilt worden. Der Stoff werde von einer Dresdner Firma wöchentlich geliefert. Zunächst sollten damit chronisch Kranke, Schwangere und medizinisches Personal geimpft werden. Für die anderen Bürger habe eine Impfung noch bis Anfang Dezember Zeit, betonte der Sprecher.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, az-web.de.....
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