Düsseldorf (ddp). Die sogenannte Schweinegrippe breitet sich weiter rasant in Deutschland aus. Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) verzeichnete von Freitag zum Samstag 52 neue Fälle. Der Großteil der Neuinfektionen entfiel auf die bereits betroffene japanische Schule in Düsseldorf. Bundesweit zählte das RKI seit 29. April insgesamt 168 Erkrankungen mit der neuen Grippe. Darin noch nicht enthalten war der vermutlich erste Fall in Berlin. Die Krankheit verläuft dem RKI zufolge in Deutschland nach wie vor mild. Mit weiteren Infektionen müsse jedoch gerechnet werden. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sah derweil wegen der Heraufstufung der Schweinegrippe zur Pandemie keinen Grund zur Panik.
Nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit waren erste Tests bei einer 23-Jährigen positiv ausgefallen. Sie weise jedoch keine schweren Symptome auf und sei zu Hause isoliert, hieß es am Samstag. Die junge Frau soll laut einem Medienbericht nach einem Besuch in Düsseldorf erkrankt sein. Mit dem ersten Fall von Influenza A/H1N1 in der Bundeshauptstadt sind damit nur noch Bremen und das Saarland infektionsfreie Bundesländer.
Vorrangiger Grippeherd ist weiterhin Düsseldorf. Dort sind nach Angaben der Stadtverwaltung mittlerweile 75 Menschen infiziert. Bei 60 von ihnen handelt es sich um japanische Kinder. Am Samstag waren weitere acht Schüler der japanischen Schule positiv auf das neue Grippevirus getestet worden.
In Dresden erkrankte ein drei Jahre altes Mädchen. Weder das Kind noch seine Eltern seien verreist gewesen, teilte das Gesundheitsamt mit. Die Kindertagesstätte des Mädchens wurde über den Fall informiert.
Brandenburg verzeichnete am Wochenende den dritten Fall der neuen Influenza. Bei einem 33-jährigen Mann aus Cottbus habe sich der Verdacht nach einer USA-Reise bestätigt, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit. Der Mann und seine Freundin seien häuslich isoliert und mit den notwendigen Arzneimitteln versorgt worden.
Osama Hamouda vom RKI warnte davor, den Erreger zu unterschätzen. «Man kann keineswegs sagen, dass das Virus harmlos ist», sagte der stellvertretende Leiter der Abteilung Infektionsepidemiologie. Aktuelle Berichte vor allem aus den USA deuteten vielmehr darauf hin, dass der Erreger zunehmend schwere Erkrankungen auslöse.
Bundesgesundheitsministerin Schmidt mahnte zur Besonnenheit. Durch die Ausrufung der höchsten Warnstufe durch die Weltgesundheitsorganisation am Donnerstag wachse die Sorge vieler Menschen vor der neuen Grippe. «Aber zu übereilten oder panischen Reaktionen besteht kein Anlass», sagte die Ministerin. Die Krankheit sei in den einzelnen Fällen bisher milde verlaufen, die antiviralen Mittel wirkten. Schmidt äußerte sich zuversichtlich, dass ab Herbst - falls erforderlich - mit Impfungen gegen die Influenza A/H1N1 begonnen werden kann. «Wir haben gut vorgesorgt», sagte sie.
Unterdessen warnte der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor der Selbst-Versorgung mit Grippemedikamenten über das Internet. Diese seien oft gefälscht. «Die Medikamente müssen auf jeden Fall streng nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden - wer auf eigene Faust Selbstmedikation betreibt, schadet sich und riskiert, dass genau diese Medizin im Notfall wegen Resistenz-Bildungen nicht mehr wirkt», sagte Laumann.
(ddp)
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