WHO erklärt Schweinegrippe zur weltweiten Pandemie

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Über 27 700 Fälle in 74 Ländern, 141 Tote! Die Zahl der Schweinegrippen-Infizierten steigt weltweit rasant an...

Der Notfall-Ausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf hat weltweit die Schweinegrippen-Pandemie ausgerufen. Die Mitglieder wurden entsprechend informiert. Die Schweinegrippe gilt damit als Krankheit mit weltweiter Ausbreitung.

Für den Abend hat WHO-Generaldirektorin Margaret Chan eine Pressekonferenz angekündigt. Zuvor war in Genf der Notfall-Ausschuss mit Krisenexperten zusammengetreten. Auch über eine Videokonferenz wurde weltweit über die Lage beraten. Am Mittwoch hatte Chan mit Vertretern von acht Ländern konferiert, in denen das Virus verstärkt auftritt, darunter auch Australien, wo es mittlerweile über 1200 Fälle gibt.

Das Virus hat sich nach Ansicht von Experten mittlerweile auf mehr als einem Kontinent durch Übertragung von Mensch zu Mensch ausgebreitet. Mit Alarmstufe 6 fordert die WHO alle Mitgliedsländer auf, ihre Gesundheitssysteme auf eine intensive Bekämpfung der Grippe umzustellen. Auch sollen Impfstoffe verstärkt

Für Deutschland wird sich durch die sechste Warnstufe zunächst nichts unmittelbar verändern, so das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Die Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen hätten schon jetzt einen hohen Standard erreicht. Diese würden aber weiter entwickelt. Die Öffentlichkeit wird noch stärker zur Einhaltung von Hygieneregeln aufgefordert. Dazu gehört vor allem häufiges und gründliches Händewaschen.

• Mit der Vorbereitung für die Herstellung eines Impfstoffs wurde bereits begonnen. Pharmakonzerne haben am Mittwoch Proben des Virus erhalten und versuchen, innerhalb der kommenden Monate einen Impfstoff bereitzustellen. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass zunächst nicht ausreichend Impfstoff für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung steht. Sobald die Pandemie aus Sicht der Behörden Deutschland erreicht hat, können Medikamente und Impfstoffe verteilt werden.

• Nach dem nationalen Pandemieplan soll der Impfstoff so verteilt werden, dass medizinische Versorgung und öffentliche Ordnung aufrechterhalten bleiben. Mitglieder von Polizei, Feuerwehr und medizinisches Personal würden daher vorrangig geimpft. Ebenso soll ein Personalausfall bei der Versorgung mit Nahrung, Trinkwasser, Energie sowie bei der Aufrechterhaltung der Kommunikation vermieden werden. Auch so genannte Risikogruppen sollen vorrangig einen Impfschutz erhalten (ältere Bürger, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen).

• Für Erkrankte helfen nach bisherigen Erkenntnissen herkömmliche Grippemittel wie Tamiflu oder Relenza. Die Bundesländer müssen für 20 Prozent der Bevölkerung diese Mittel vorrätig haben. Im Schnitt wurde diese Quote erfüllt.

• Der Bund will dennoch eine eigene Reserve anlegen und hat dafür zusätzliches Geld beim Haushaltsausschuss beantragt. Die Verteilung der Grippemittel würde sich nach ähnlichen Kriterien richten wie beim Impfstoff.

• Da im Ernstfall auch mit einem Ausfall medizinischer Fachkräfte zu rechnen ist, sind im Pandemieplan Maßnahmen zur Rekrutierung zusätzlichen Personals vorgesehen. Dazu gehören Medizinstudenten im letzten Ausbildungsabschnitt, geschulte Krankenpflegeschüler, Ärzte und Pflegekräfte im Ruhestand.

• Bei einer Pandemie können nach Bedarf auch Veranstaltungen verboten oder Schulen und Kindergärten geschlossen werden. Auch Kino-, Theater-, Disco-, Markt- und Kaufhausbesuche können untersagt werden.

• Denkbar ist nach dem Infektionsschutzgesetz auch eine Kontrolle Reisender etwa durch Temperaturmessungen.

Experten warnen jetzt: Es könnten auch in Deutschland Menschen an dem A/H1N1-Virus sterben! Todesopfer seien nicht auszuschließen, sagte der Chef des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, im ARD-„Morgenmagazin“. Der Grund: Mit Beginn der generellen Influenzasaison im Herbst könnte die neue Grippe mit einem gegebenenfalls veränderten Virus und schwereren Symptomen zurückkehren, sagte der RKI-Präsident.