Deutschland bestellt 50 Millionen Impfdosen gegen Schweinegrippe

Die Finanzierung ist noch nicht mal ganz geklärt, trotzdem hat Deutschland jetzt im großen Stil Dosen mit Impfstoff gegen den Schweinegrippeerreger H1N1 geordert. Einige Virologen fürchten, dass der Schutz zu spät kommt - und erwarten eine neue Erkrankungswelle mit dem Ende der Reisesaison.

Erfurt - Deutschland ordert 50 Millionen Impfdosen gegen den Schweinegrippeerreger H1N1. Thüringen, das gegenwärtig den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz hat, brachte am Freitag eine entsprechende Bestellung auf den Weg. Das gab das Gesundheitsministerium in Erfurt nach Gesprächen zwischen Bund und Ländern bekannt.

REUTERS

H1N1-Forschung (bei GlaxoSmithKline in Dresden): Zwei Milliarden Euro für bundesweite Impfung nötig
Mit der bereits angekündigten Bestellung orientieren sich die Gesundheitsminister an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zunächst sollen demnach besondere Personengruppen geimpft werden, wie zum Beispiel Menschen mit chronischen Krankheiten oder Beschäftigte im Gesundheitswesen. Derzeit wird eine Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums zwischen Bund und Ländern abgestimmt, in der die Einzelheiten der Impfung geregelt werden sollen - unter anderem die Frage, ob die Krankenkassen für die Kosten aufkommen müssen.

Die Behörden bemühen sich darum, Ängste zu vermeiden, dass das Serum nicht für alle reicht. Dem Thüringer Gesundheitsministerium zufolge gibt es eine Option zum Kauf weiterer Impfdosen, um gegebenenfalls die gesamte Bevölkerung impfen zu können. Die 50 Millionen Dosen sollen zunächst rund 700 Millionen Euro kosten. Für eine bundesweite Impfung wären laut Ministerium insgesamt zwei Milliarden Euro fällig.

Doch noch gibt es gar kein passendes Serum. Der Impfstoff wird zurzeit noch entwickelt und soll Ende September zur Verfügung stehen. In den USA beginnen demnächst klinische Studien mit Präparaten zweier Hersteller. Das Vakzin dürfe erst dann freigegeben werden, wenn es keinerlei Sicherheitsbedenken mehr gebe, sagte der Leiter der WHO-Grippe-Abteilung, Keiji Fukuda. Nach aktueller Planung soll die freiwillige Impfaktion in Deutschland dann im Oktober beginnen.

Der Virologe Alexander Kekule von der Universität Halle-Wittenberg zieht diesen Zeitplan aber in Zweifel: "Ich gehe davon aus, dass wir irgendwann im November oder vielleicht noch später in Deutschland dann im großen Stil impfen werden. Nach der zweiten Impfung, die nach einem Monat erfolgt, ist der Impfschutz sicher", sagte Kekule dem Radiosender "NDR info". Ein großer Teil der Menschen werde bis dahin aber die Infektion schon hinter sich haben.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....