Schweinegrippe – Was Reisende wissen müssen

Von Anna Warnholtz 27. Juli 2009

Immer schneller breitet sich die Schweinegrippe auch in Deutschland aus. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation kann man zwar reisen wie bisher, einige Regeln sollten aber befolgt werden. WELT ONLINE hat zusammengestellt, worauf sich Urlauber einstellen müssen.

Foto: pa/dpa

In China nehmen vermummte Sanitätsbeamte mit Fiebermesspistolen die "verdächtigen" Fluggäste noch an ihrem Platz im Flieger in Empfang

Trotz der rasanten Verbreitung der Schweinegrippe, an der inzwischen mehr als 30.000 Menschen in 74 Ländern erkrankt sind, und die im Juni als weltweite Seuche eingestuft wurde, rät das Robert-Koch-Institut zu einem „gelassenen“ Umgang mit der Infektionskrankheit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation kann man reisen wie bisher, allerdings sollte man lokale Vorsichtsmaßnahmen auch im Ausland befolgen. WELT ONLINE hat zusammengestellt, worauf Reisende achten und worauf sie sich einstellen müssen. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Wo gibt es Schweinegrippe?

Die ersten Fälle von Schweinegrippe wurden Ende April aus Mexiko gemeldet. Kurz darauf wurden Krankheitsfälle in den USA bestätigt. Am 27. April erreicht die Schweinegrippe Europa. In Spanien und Großbritannien weisen Mediziner das Virus bei drei heimgekehrten Mexiko-Reisenden nach. Mittlerweile hat das Virus nahezu die gesamte Welt erreicht, von Ägypten über Namibia und Thailand bis Vietnam und Zypern. Inzwischen sind laut WHO 160 der 193 WHO-Mitgliedstaaten von dem Virus betroffen, die Zahl der Todesopfer weltweit liege rund vier Monate nach dem ersten Auftreten der Schweinegrippe bei fast 800.

Bestehen Reisewarnungen?

Die Hochstufung auf Warnstufe 6 hat nach Angaben des Auswärtigen Amtes keine unmittelbaren Auswirkungen etwa auf die Reisewarnungen des Amtes. Dafür sei weiterhin die jeweilige Situation in einem Land oder einer Region ausschlaggebend. Deutschland, wie beispielsweise auch die USA, Großbritannien, Italien und Frankreich hatten im April mit „verschärften Sicherheitshinweisen“ reagiert. Darin forderten sie ihre Bürger auf, nicht unbedingt notwendige Reisen nach Mexiko zu unterlassen.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat diesen verschärften Sicherheitshinweis Ende Mai wieder aufgehoben und sich damit der Einschätzung anderer Länder wie Großbritannien angeschlossen. Nach Angaben des mexikanischen Fremdenverkehrsamts besteht bei Reisen in das mittelamerikanische Land kein erhöhtes Risiko mehr, sich mit der Schweinegrippe zu infizieren. Bis heute (27. Juli) hat das Auswärtige Amt keine neue Reisewarnung für Reisen nach Mexiko noch in andere von Schweingrippe betroffene Regionen der Welt ausgesprochen.

Wie können sich Reisende vor einer Infektion mit dem Virus schützen?

Am 23. Juli schnellte die Zahl in Deutschland registrierter Schweinegrippe-Fälle binnen eines Tages um etwa ein Drittel auf rund 2500 hoch. Ein Großteil der rund 600 Neuerkrankten hatte sich nach Angaben des Berliner Roland Koch-Instituts bei Auslandsreisen angesteckt (gegenwärtig vor allem aus Spanien). Das Auswärtige Amt rät, bestimmte Vorsorgemaßnahmen zu berücksichtigen: So wird Reisenden in Ländern mit Schweinegrippe beispielsweise empfohlen, sich regelmäßig die Hände zu waschen, in den Ärmel zu husten, und Menschenansammlungen zu meiden.

Was tun die Fluggesellschaften?

Der Weltluftfahrtverband IATA und die Weltgesundheitsorganisation WHO haben gemeinsam ein Merkblatt für Fluggesellschaften und insbesondere für das Bordpersonal verfasst. Darin steht, welche Krankheitssymptome Anzeichen für Schweinegrippe sein könnten (zum Beispiel starkes Fieber), wie mit einem Verdachtsfall umgegangen wird (der Betroffene muss eine Mundschutzmaske tragen, sofern vorhanden. In jedem Fall aber muss er isoliert werden von den anderen Passagieren), und dass der Kapitän verständigt werden muss. Dieser informiert dann per Funk den Zielflughafen. An dieses Papier halten sich die Luftfahrtunternehmen. Manche tun sogar noch mehr: Singapore Airlines zum Beispiel reinigt die Maschinen besonders gründlich, Air Berlin hat ihr Personal mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, und Alaska Airlines hat Kissen und Decken von Bord ihrer 114 Maschinen verbannt. In einem Punkt sind sich die Luftfahrtunternehmen wie Lufthansa, Air Berlin, Singapore Airlines und Billigflieger Easyjet einig: Sich an Bord eines Flugzeugs mit Grippe zu infizieren, ist nahezu ausgeschlossen. Und das soll an der Luftversorgung in der Kabine liegen. „Der Luftstrom bewegt sich längs der Kabinenwand von oben nach unten und die Klimaanlage verfügt über hocheffiziente Filter - ähnlich eines Operationssaals“ sagt Michael Lamberty von Lufthansa.

Welche Vorkehrungen gibt es an Flughäfen?

Am Frankfurter Flughafen – im Passagierverkehr in Europa auf Platz 3 nach London und Paris - werden Passagiere und Besucher in den Terminals 1 und 2 mit Handzetteln, die mehrsprachig verfasst sind, über das Thema „Schweinegrippe“ informiert. Grundsätzlich werden alle Flüge gleich behandelt. „Sofern eine Meldung seitens der Crew erfolgt, dass ein Passagier verdächtige Symptome aufweist, die auf Schweinegrippe hinweisen, erhält das Flugzeug nach der Landung eine Vorfeldposition. Ein Ärzteteam geht dann durch die Maschine und stellt erste Untersuchungen bei den Passagieren an.

Erhärtet sich der Verdacht, dass ein Passagier erkrankt ist, wird der Patient von einem Amtsarzt untersucht“, sagt Jürgen Harrer vom Flughafen Frankfurt. Verdächtige“ werden - auch gegen ihren Willen - auf direktem Weg in ein umliegendes Krankenhaus mit Quarantäne-Station gebracht, das über notwendige Spezialgeräte verfügt. „Da steht das Allgemeinwohl über allem“, sagt eine Mitarbeiterin der Grippe-Hotline, die das Robert-Koch-Institut eingerichtet hat. Unter Tel. 0800/440.05.50 werden Fragen rund um das Virus beantwortet. Die mitreisenden Passagiere erhalten einen Flyer mit Informationen, wie sie sich in den nächsten Tagen zu verhalten haben oder dass sie sich gegebenenfalls bei Symptomen beim Hausarzt zu melden haben. So verfahren auch die Flughäfen München und Düsseldorf. Generell sind Crew und Flughafenmitarbeiter angewiesen, Verdachtsfälle zu melden.

An keinem der deutschen Flughäfen gibt es bisher Wärmebildkameras, die die Körpertemperatur der Passagiere anzeigen und etwa bei Fieber, einem der Symptome der Schweinegrippe, Alarm schlagen. Anders im Ausland: In Seoul, Bali, Jakarta, Singapur und auf vielen australischen und indischen Flughäfen beispielsweise müssen Passagiere Wärmebildkameras passieren. Generell müssen Flugreisende mit verschärften Einreisekontrollen rechnen. Laut Auswärtigem Amt könne es nicht ausgeschlossen werden, dass in Verdachtsfällen die örtlichen Behörden die Einreise verweigern. Falschangaben oder Verstöße gegen Quarantänemaßnahmen könnten überdies bestraft werden. Diese Maßnahmen sind von Land zu Land unterschiedlich. In China nehmen vermummte Sanitätsbeamte mit Fiebermesspistolen die „verdächtigen“ Fluggäste noch an ihrem Platz im Flieger in Empfang. Außerhalb der Maschine müssen die Einreisenden durch zwei Gesundheitsportale, wo Sensoren nochmals ihre Körpertemperatur prüfen. Am rigorosesten geht Ägypten vor: Am Flughafen in Luxor wird jedem ankommenden Passagier ein Fieberthermometer ans Ohr gehalten.

Was tun, wenn die Grippe am Urlaubsort ausbricht?

Hat ein Arzt die Diagnose gestellt, ist klar, dass man sich vor Ort behandeln lässt. Und die Kosten? Auslandskrankenschutzversicherte erhalten alle Leistungen, da von einer akuten und unerwarteten Erkrankung ausgegangen werden kann. Behandlungen in örtlichen Krankenhäusern bis hin zum Rücktransport sind gedeckt.

Ein Rücktransport ist nur dann möglich, wenn er für Patienten und Beteiligte gefahrlos durchzuführen ist. Diese Versicherung muss zusätzlich zur gesetzlichen Krankenversicherung abgeschlossen werden (Kosten je nach Alter und Versicherung zwischen 6 und 17 Euro pro Kalenderjahr).

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....