UKE erwartet Patienten-Ansturm

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Von Insa Gall 30. Juli 2009

In einer abgetrennten Ambulanz kümmern sich Ärzte im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) seit Donnerstag um Patienten mit Verdacht auf Schweinegrippe. Wegen der steigenden Zahl von Verdachtsfällen werden möglicherweise infizierte Menschen nun in einem Container untersucht. Damit solle die Notaufnahme des UKE entlastet werden.


Foto: dpa

Schwester Kristina befestigt am Eingang zur neuen UKE-Ambulanz für Schweinegrippe-Verdachtsfälle ein Schild, das Patienten zum Tragen eines Mundschutzes und zum Hände desinfizieren auffordert.

Hamburg rüstet sich für eine größere Welle an Schweinegrippe-Erkrankungen. Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) hat gestern eine spezielle Ambulanz für Patienten eingerichtet, die sich mit Verdacht auf die Infektion bei dem Krankenhaus melden. In einem silberfarbenen Container nahe dem Klinikneubau werden die Patienten separat in Isolierzimmern behandelt. „Wir haben die Ambulanz eröffnet, weil sich immer mehr Menschen mit Verdacht auf Schweinegrippe an unsere Zentrale Notaufnahme gewandt haben und wir angesichts der steigenden Zahl von Anfragen sicherstellen mussten, dass die anderen Patienten bestmöglich betreut werden“ , sagt Professor Ansgar W. Lohse, Direktor der Ersten Medizinischen Klinik am UKE.

Von der kommenden Woche an beteiligt sich das UKE gemeinsam mit dem Bernhard-Nocht-Institut (BNI) an der klinischen Erprobung des neu entwickelten Impfstoffes gegen die Schweinegrippe. Voraussichtlich am Freitag sollen die Tests am BNI beginnen, für die einige Dutzend freiwillige Probanden gebraucht werden. Untersucht werden sowohl die Verträglichkeit des Impfstoffes, die recht gut sein soll, sowie die Wirksamkeit des Mittels. So prüfen die Wissenschaftler, ob sich bei den Testpersonen Antikörper gegen den Erreger bilden. „Wir erwarten stündlich die Freigabe der Studie durch die Ethikkommission“, sagt der BNI-Infektionsmediziner Jakob Cramer, der die klinische Untersuchung koordiniert. „In einer Pandemie-Situation ist nie vergleichbar schnell ein Impfstoff entwickelt und getestet worden, was Hersteller und Studienzentren vor besondere Herausforderungen stellt.“ Das UKE ist eines von 13 Zentren in Deutschland, die sich an der Testung des Impfstoffes beteiligen.

Foto: Andr? Zand-Vakili

Die Anlaufstelle für Schweinegrippe-Patienten ist in einem silberfarbenen Container in der Nähe des UKE-Klinikneubaus untergebracht.

Bis gestern hatten sich 33 Hamburger mit dem Erreger angesteckt, am Tag zuvor waren es nach Angaben der Gesundheitsbehörde noch 27 Menschen. Bisher bringen fast alle Patienten die Krankheit aus dem Ausland mit, nur vier von ihnen haben sich hier mit dem Virus angesteckt, sagt Behördensprecher Rico Schmidt. In Niedersachsen waren insgesamt 971, in Schleswig-Holstein 107 Menschen betroffen. „Wir rechnen mit einem Anstieg der Fallzahlen im Zuge des Rückreiseverkehrs aus dem Urlaub“, so Schmidt. Diese Befürchtung scheinen auch die Zahlen aus den anderen Bundesländern mit frühen Schulferienterminen zu bestätigen. In Hamburg begannen die Ferien erst vor zwei Wochen – die erste größere Rückreisewelle dürfte also jetzt bevorstehen. „Wir könnten einen Boom bekommen, wenn der Rückreiseverkehr so richtig einsetzt“, glaubt Schmidt.

Im UKE gehen schon jetzt täglich 20 bis 30 Anrufe von Menschen ein, die befürchten, sich mit dem H1N1-Virus angesteckt zu haben. Zehn Patienten kommen selbst in die Ambulanz. Bei etwa der Hälfte von ihnen bestätigt sich der Verdacht. Auch Professor Lohse erwartet, „einen größeren Ansturm von Patienten, die Angst haben, dass sie die Schweinegrippe haben“ und glaubt, dass die Fallzahlen steigen werden.

In der neu eingerichteten Ambulanz schätzt ein Arzt zunächst ein, ob die Symptome zur Schweinegrippe passen. Das ist ein plötzlich auftretendes Fieber über 38 Grad Celsius und Atemwegbeschwerden. Die Analyse eines Abstrichs bringt dann am selben oder nächsten Tag die Bestätigung, ob es sich um den Schweinegrippe-Erreger handelt. In dieser Woche kam es am UKE zu einer Panne: Ein Mann wurde wieder nach Hause geschickt, weil er kein Fieber hatte. Der Test bestätigte jedoch einen Tag später, dass er an der Schweinegrippe erkrankt war.

Die Ambulanz ist wochentags von acht bis 18 Uhr und am Wochenende von acht bis 13 Uhr geöffnet. Behördensprecher Schmidt rät jedoch allen Hamburgern, sich im Verdachtsfall zunächst an den Hausarzt zu wenden – und zwar möglichst erst einmal telefonisch, um andere Patienten nicht anzustecken. Eine Versorgung in der Klinik sei nicht notwendig, so Schmidt. Stationär wurde in den vergangenen Wochen auch am UKE kein Schweinegrippe-Patient aufgenommen.

„Bisher sind die klinischen Verläufe sehr mild“, bekräftigt Lohse. „Die normale saisonale Grippe ist mindestens so schlimm wie das, was wir jetzt an Krankheitsverläufen sehen.“ Es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass schon jetzt eine schwere Pandemie auftrete. Vorhersagen seien allerdings schwer.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....