Impfung stoppt die Schweinegrippe nicht mehr

Deutschland ist nach Meinung des Virologen Alexander Kekulé mit der Impfung gegen die Schweinegrippe spät dran. Wenn die zweite Impfrunde im Dezember vorbei ist, werde "ein großer Teil der Menschen die Infektion schon hinter sich" haben, sagte er. Der Professor rechnet auch mit Schweinegrippe-Toten in Deutschland. Dennoch warnt er vor Panik und rät zu simplen Verhaltensregeln.

Ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland könnte sich bereits mit Schweinegrippe infiziert haben, bis im Herbst eine Schutzimpfung auf den Markt kommt. „Es ist so, dass Deutschland den Impfstoff relativ spät bestellt hat – im Ausland wurde das zum Teil früher gemacht“, sagte der Virologe Professor Alexander Kekulé von der Universität Halle-Wittenberg dem Radiosender „NDR info“. „Ich gehe davon aus, dass wir irgendwann im November oder vielleicht noch später in Deutschland dann im großen Stil impfen werden. Nach der zweiten Impfung, die nach einem Monat erfolgt, ist der Impfschutz sicher. Man kann natürlich sagen, dass ein großer Teil der Menschen bis dahin die Infektion schon hinter sich hat.“

In den nächsten Wochen stehe Deutschland eine Welle von Erkrankungen bevor. „Ich gehe fest davon aus, dass mit dem Ende der Reisephase ganz viele neue Fälle in Deutschland sein werden“, sagte Kekulé. „Das beginnt jetzt schon und wird in den nächsten Monaten zunehmen, da müssen wir uns jetzt einfach drauf einstellen.“ Mit zunehmend mehr Erkrankten werde es auch erste Todesfälle in Deutschland geben. „Das kann man aber so relativieren, dass an der normalen Influenza jedes Jahr einige Tausend Menschen in Deutschland sterben, und daran haben wir uns gewöhnt, und das wird durch die Schweinegrippe eben überlagert und vielleicht etwas schlimmer werden.“

Absolut wichtig sei es nun, den Menschen Ratschläge zur Vorbeugung zu vermitteln. Dazu zählten Maßnahmen wie „dieses Händewaschen, was sehr, sehr wichtig ist, immer wenn man nach Hause kommt und bevor man sich ins Gesicht fasst. Dass man andere Menschen nicht mehr, auch wenn es Sommer im Biergarten ist, mit einem Kuss empfängt und ähnliche Dinge.“ Für Erkrankte gelte, rücksichtsvoll zu sein und nicht mehr in Menschenmengen herumzulaufen.

Alarmiert sollte jeder sein, der typische Symptome entwickle. „Das erste bei der Influenza ist, dass man sich wirklich krank fühlt, dass man Fieber hat und sich wie erschlagen fühlt, manchmal Halsschmerzen dazu kommen, und nach einiger Zeit kommt dann der Husten“, erklärte Kekulé. „Diese typische Reihenfolge, die eigentlich anders ist als ein Sommerschnupfen, die sollte einen alarmieren und dann sollte man zum Arzt gehen. Am besten vorher anrufen, damit man niemanden im Wartezimmer ansteckt.“

Mit Zunahme wird gerechnet

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, geht davon aus, dass sich die Schweinegrippe in Deutschland im momentanen Tempo weiter ausbreitet. Er rechne damit, „dass wir in dieser Größenordnung bleiben“, sagte Hacker. Die Zahl der an Schweinegrippe Erkrankten hatte sich am Vortag binnen 24 Stunden um knapp 400 auf insgesamt 2844 erhöht. Die Mehrzahl der Betroffenen – etwa 80 Prozent – hat sich im Ausland infiziert.

Hacker sagte mit Blick auf die Ansteckungen: „Bei einer größereren Verbreitung muss auch hierzulande mit schweren Verläufen der Krankheit gerechnet werden." Bislang seien fast alle Fälle milde verlaufen. Den Angaben zufolge hat es in Deutschland nur drei Erkrankungen mit einem schweren Verlauf gegeben. Bei diesen Patienten habe es Vorerkrankungen gegeben.

Durch die verfügbaren Schnelltests lasse sich eine Infektion innerhalb von etwa zwölf Stunden zuverlässig nachweisen. Nach den Worten des RKI-Chefs gibt es noch keinen Grund, Großveranstaltungen wie die Leichtathletik-WM abzusagen. Dies stünde erst dann an, wenn die Mehrzahl der Infektionen nicht mehr importiert werde, sondern „autochthon“ (in Deutschland entstanden) auftrete. Nur bei sehr schweren Krankheitsverläufen dürfte nach Einschätzung der Experten eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich werden.

Der Staatssekretär in Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder, teilte mit, dass Deutschland 50 Millionen Impfdosen gegen die Infektionskrankheit bestellt hat.

dpa/ddp/cl Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....