Kein Schaden ohne Nutzen

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Während Privatpatienten sich ohne Aufpreis gegen die Schweinegrippe impfen lassen dürfen, feilschen die Kassen um jeden Cent – und nutzen die Pandemie für ihre Zwecke.
Von FOCUS-Online-Redakteurin Catrin Gesellensetter

Das Misstrauen ist allgegenwärtig. Wer dieser Tage in der U-Bahn niest, kann damit rechnen, schnell ein Abteil für sich zu haben: Die Angst vor der Schweinegrippe ist auch in Deutschland angekommen.

Dabei gäbe es durchaus Grund zum Optimismus: Schon ab Herbst soll es einen Impfstoff gegen das Virus geben. Die Bundesländer haben bereits 50 Millionen Dosen des Medikaments bestellt – eine Menge, die dreißig Prozent der Bevölkerung vor einer Infektion schützen könnte. Leider liegt Optimismus nicht in der Natur der Deutschen. Statt sich über die Aussicht auf schnelle medizinische Versorgung zu freuen, streiten die Akteure des Gesundheitswesens lieber übers Geld.

Schwein gehabt
Rund 600 Millionen Euro soll die Impfaktion kosten. Während die privaten Krankenversicherer bereits angekündigt haben, ihre Kunden im Ernstfall ohne Aufpreis durchimpfen zu lassen, jammern die Kassen lauthals über die neuen Belastungen und erklären sich für nicht zuständig. Mehr noch: Sollte das Bundesgesundheitsministerium sie zur Übernahme der Kosten verpflichten, drohen AOK und Co. damit, ihre Mitglieder durch Zusatzbeiträge an den Ausgaben zu beteiligen.

Dieser Umstand allein ist erst einmal nicht verwunderlich: Die prekäre Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung ist allgemein bekannt. Und dennoch sorgen die Einlassungen für Befremden. Denn die Kassen werden keine andere Wahl haben, als die Impfungen zu bezahlen. Und sie wissen es.

Schmidt schafft Fakten
Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, bis Mitte August eine Verordnung zu der geplanten Schutzimpfung gegen Schweinegrippe zu verabschieden – darin wird zu lesen sein, dass die Kassen verpflichtet werden, die Kosten für die Impfung zu übernehmen. „Die Gesetzeslage ist eindeutig“, donnert denn auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt.

Dass sich AOK und Co. trotzdem so lautstark zu Wort melden, hat wohl einen anderen Grund. „Ich glaube nicht, dass auch nur einer der Kassenfunktionäre ernsthaft darauf hofft, die Kosten für die Impfaktion sparen zu können“, sagt Peter Oberender, Gesundheitsökonom aus Bayreuth. Stattdessen nutzten die Kassen die Diskussion geschickt für ihre Zwecke. Oberender: „Die Schweinegrippe dürfte für viele ein willkommener Anlass sein, von ihren Versicherten Zusatzbeiträge einzufordern und den Schwarzen Peter dafür der Politik zuzuschieben.“

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....