Viele offene Fragen bei geplanter Impfaktion im Herbst
Die Bundesländer haben 50 Millionen Impfstoffdosen bestellt - das reicht für jeden Dritten. Doch wie eine Impfaktion im Herbst ablaufen soll, ist offenbar noch völlig unklar - ebenso wie die Frage, welche Nebenwirkungen der Impfstoff bei Kindern hat.
Für die Zulassung eines Impfstoffs gegen die Schweinegrippe suchen Ärzte an deutschen Kliniken Testkandidaten. "Die Zulassungsstudien sollen ab September an mehreren hundert Personen durchgeführt werden, darunter auch an Kindern", sagte die Sprecherin des Impfstoff-Herstellers Glaxo (GSK), Daria Munsel, dem "Focus". Die Auswahl der Versuchspersonen nähmen ausschließlich die Ärzte an den Studienzentren vor.
Tests bisher nur bei Erwachsenen
Der Hersteller Novartis hat demnach in anderen EU-Ländern bereits mit klinischen Studien begonnen. Dem Magazin zufolge bewerten Experten die wirkungsverstärkenden Zusätze in dem Impfcocktail (Adjuvantien), mit denen man wenig Erfahrung habe, als heikel. Für die Vorabzulassung des Impfstoff-Prototyps, mit der das jetzige Verfahren verkürzt werde, seien nur Erwachsene getestet worden. "Der Pandemie-Impfstoff könnte bei Kindern möglicherweise mehr Nebenwirkungen verursachen als der saisonale Grippeimpfstoff", zitiert das Magazin den Virologen Alexander Kekulé.
Nach dem Thüringen stellvertretend für alle Bundesländer schon für rund 600 Millionen Euro Impfstoff bestellt hat, sind laut einem "Spiegel"-Bericht die Bedingungen der für Oktober geplanten Impfaktion völlig unklar. Nach den Plänen von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) müssten die gesetzlichen Krankenkassen chronisch Kranke über ihren Anspruch auf eine Impfung informieren, schreibt das Magazin. Doch zum einen lägen den Kassen keine Daten über Chroniker wie HIV-Infizierte, Fettleibige oder Leberkranke vor, die in der Impfverordnung genannt würden. Zum anderen dürften sie aber auch vorhandene Informationen etwa zu Diabetikern oder Herzkranken nach Einschätzung von Experten wegen des strengen gesetzlichen Schutzes von Sozialdaten nicht ohne weiteres nutzen.
Wer impft?
Zudem droht laut der Zeitschrift Streit um die Kosten der Aktion. Die Kosten für Impfstoff und Impfung, die die Kassen übernehmen sollten, lägen nach Berechnungen des Bundesgesundheitsministeriums bei 14 Euro pro Person - allerdings nur, wenn die Gesundheitsämter die Impfungen koordinierten und sie somit nicht in Arztpraxen vorgenommenen würden. Dies sei aber ebenso offen wie die Frage, wer für Lagerung und Transport der Impfstoffe sowie die Information der Bürger aufkomme. "Da stehen noch harte Verhandlungen an", wird der thüringische Gesundheitsstaatssekretär Falk Oesterheld zitiert.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....
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