Kleinkinder trifft Schweinegrippe am häufigsten
von Meike Srowig | Bild: imagoDie Anzahl von Schweinegrippe-Fällen in Deutschland nimmt zu. Dass nun auch ein Säugling erkrankt ist, ist nicht verwunderlich. Nach Erfahrungen in anderen Ländern trifft H1N1 Kleinkinder stärker als alle anderen.
Fieberhaft suchen Wissenschaftler seit Ausbruch der Schweinegrippe nach Gründen und Zusammenhängen. Vieles ist im augenblicklichen Stadium Statistik, denn jedes Virus ist neu, und so sind die Erfahrungen aus vergangenen Pandemien nur begrenzt übertragbar. Doch einen Zusammenhang haben die Wissenschaftler nun schon ausgemacht, der gleichzeitig typisch und auch tragisch für Pandemien ist: Es trifft die Kleinsten am härtesten. Der Fall des an Schweinegrippe erkrankten Säuglings aus Lübeck war da nur eine Frage der Zeit. "Insgesamt erkranken die Jüngeren häufiger, das kommt für uns nicht unerwartet", sagt Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut. Genauso wie Schwangere haben Kinder unter fünf Jahren ein erhöhtes Risiko und meistens auch schwerere Verläufe als der Rest der Bevölkerung.
Großbritannien aufgeregter
Trotzdem rät das Robert Koch-Institut zu keinen besonderen Maßnahmen. "Die normalen Hygieneempfehlungen wie regelmäßiges Händewaschen, sich nicht anhusten usw., das gilt für Schwangere und Kleinkinder wie für alle anderen", sagt Glasmacher.
So ruhig wie in Deutschland ist man längst nicht überall. In Großbritannien, dem Land in Europa, das bisher am stärksten von der Schweinegrippe betroffen ist, gibt es bereits große Diskussionen, ob und wie sich Schwangere und Kleinkinder am besten schützen können. Wer könne, solle große Menschenmengen meiden, so der Vorschlag des Gesundheitsministeriums. Inwieweit das wirklich praktikabel ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Und so schob Gesundheitsminister Andy Burnham auch bereits einschränkend hinterher, dass es in erster Linie um das "unnötige" Aufhalten in Menschenmengen gehen würde.
Tatsache ist, dass viele Kleinkinder inzwischen unter der Schweinegrippe leiden. Nach Angaben des obersten medizinischen Beraters, Sir Liam Donaldson, mussten Kinder unter fünf Jahren bisher drei Mal häufiger in stationäre Behandlung als Patienten aus anderen Altersgruppen. Diese Zahlen decken sich auch mit Erfahrungen, die bereits in den USA gemacht worden sind.
Schwierige Ursachenforschung
Was genau der Grund ist, können Wissenschaftler bisher nur vermuten. Wahrscheinlich ist der ältere Teil der Bevölkerung zumindest ansatzweise gegen H1N1 immun. Die Ursache sehen viele Forscher darin, dass ältere Menschen irgendwann in ihrem Leben schon einmal an Influenza erkrankt sind und damit einen gewissen natürlichen Schutz aufgebaut haben. Das ist deswegen interessant, weil bei einer normalen, saisonalen Influenza, wie wir sie jeden Winter haben, Menschen über 60 zur größten Risikogruppe gehören.Den genauen Zusammenhang kennen die Forscher aber noch nicht. Es würde aber viel helfen, etwa bei einer Impfstrategie. "Es gibt keine verlässlichen Daten für Kinder bis zu drei Jahren, für Schwangere oder Asthmakranke, was etwa die Wirkung eines Impfstoffes angeht", erklärte Marie-Paule Kieny, Direktorin der Impfstoffinitiative bei der WHO. Es liegt eben in der Natur eine Pandemie, dass man sich nur bedingt darauf vorbereiten kann, weil das Virus vorher nie bekannt ist. H1N1 09 - wie er offiziell heißt - ist und bleibt ein Virustyp, der meist nur milde Symptome hervorruft, sich aber schnell verbreitet.
"Wir haben noch das Glück, dass wir in Deutschland einen vergleichsweise überschaubaren Verlauf haben", sagt Glasmacher. Dass sich das in den nächsten Wochen ändern wird, davon gehen inzwischen aber alle Experten aus.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, heute.de.....
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