Neue Schweinegrippefälle zu erwarten

Mainz (dpa) - In den letzten 24 Stunden hat es in Deutschland nach Angaben von RKI-Präsident Prof. Jörg Hacker 380 neue Schweinegrippefälle gegeben. Damit sei der Anstieg etwas geringer als in den 24 Stunden zuvor, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts im ZDF-«Morgenmagazin» am Freitag.

Am Donnerstag gab es laut RKI etwa 600 Neuerkrankte binnen eines Tages. Es seien weitere Infektionen zu erwarten und damit auch Fälle mit schwererem Verlauf, wie sie bereits in Großbritannien aufgetreten sind. «Wir sehen das mit Sorge, ohne in Panik zu verfallen», sagte Hacker.

Es sei ungewöhnlich, dass sich das Virus gerade im Sommer derart verbreite, sagte der RKI-Präsident und verwies darauf, dass die meisten Fälle in Deutschland importiert seien, das heißt von Urlaubreisen vor allem nach Spanien mitgebracht würden. Er riet eindringlich dazu, die Hygiene zu beachten. «Hände waschen, sich nicht anhusten oder anniesen lassen.»

Hacker stellte in Aussicht, dass im Herbst genügend Impfstoff für alle bereit stünde. Zunächst sollten jedoch ein knappes Drittel der Bevölkerung geimpft werden, dazu gehöre Medizinpersonal oder alle, die für die öffentliche Ordnung zuständig seien. Auch besonders Gefährdete sollten geimpft werden wie Asthmakranke, Diabetiker, Schwangere oder Übergewichtige.

Die Bundesländer bestellten am Freitag 50 Millionen Impfdosen zur Abwehr der Schweinegrippe. Sie reichen für den Schutz von 30 Prozent der Bevölkerung, teilte das Thüringer Sozialministerium mit, das zurzeit die Gesundheitsministerkonferenz leitet. «Mit der heutigen Bestellung werden die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und der Beschluss der Gesundheitsminister Deutschlands zügig umgesetzt», sagte Ministerin Christine Lieberknecht (CDU). Die Kosten belaufen sich auf rund 700 Millionen Euro. Sie werden später pro Impfung von den Krankenkassen gezahlt.

Der Impfstoff wird zurzeit noch entwickelt und soll Ende September zur Verfügung stehen. Die Impfungen könnten damit im Oktober beginnen. An erster Stelle stehen neben chronisch Kranken auch Beschäftigte im Gesundheitswesen. Mit der Bestellung sei eine Option zum Kauf weiterer Impfdosen verbunden. Ein Schutz für die Gesamtbevölkerung würde zwei Milliarden Euro kosten.

Durch die verfügbaren Schnelltests lasse sich eine Infektion innerhalb von etwa zwölf Stunden zuverlässig nachweisen, sagte Hacker. Nach den Worten des RKI-Chefs gibt es noch keinen Grund, Großveranstaltungen wie die Leichtathletik-WM abzusagen. Dies stünde erst dann an, wenn die Mehrzahl der Infektionen nicht mehr importiert werde, sondern «autochthon» (in Deutschland entstanden) auftrete. Nur bei sehr schweren Krankheitsverläufen dürfte nach Einschätzung der Experten eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich werden.

In Deutschland gibt es inzwischen weit über 2500 registrierte Fälle von Schweinegrippe. Nach Angaben der EU-Seuchenbehörde ECDC sind es in Europa über 19 000 Fälle. Hier bleibt Großbritannien das Land mit den meisten Erkrankungen. Weltweit haben sich mehr als 132 000 Menschen angesteckt.

Britische Gesundheitsexperten warnten am Freitag davor, dass die Intensivbetten und Beatmungsgeräte in den Krankenhäusern wegen der Schweinegrippe knapp werden könnten. Um mit der zu erwartenden Weiterverbreitung Schritt zu halten, müsse die Zahl der Betten im Schnitt um knapp zwei Drittel erhöht werden. Zudem bräuchten die Krankenhäuser in einigen Regionen etwa ein Fünftel mehr Beatmungsgeräte, warnten die Mediziner. Bisher sind 31 Menschen in Großbritannien gestorben, nachdem sie sich mit der Schweinegrippe angesteckt hatten. Die meisten von ihnen waren durch Vorerkrankungen geschwächt.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....