Von Mischa Aebi.
Die Visana, eine der grössten Krankenkassen, ist hart im Umgang mit ihren Angestellten: Wer in eines der rund vierzig Schweinegrippe-Risikoländer reist, muss anschliessend eine Woche zu Hause bleiben – ohne Lohn.
Ob Süd- oder Nordamerika, ob Malta oder Zypern, ob Singapur oder Thailand, Japan, die Karibik, Neuseeland oder Australien, Spanien oder Grossbritannien: Die 1500 Angestellten der Krankenkasse Visana können derzeit in all diese Länder nicht mehr in die Ferien reisen, ohne vom Arbeitgeber hart bestraft zu werden.
Quarantäne ohne Lohn
Die Visana hat der Belegschaft mitgeteilt, dass, wer in einem Schweinegrippe-Risikoland Urlaub macht, anschliessend fünf Tage zu Hause bleiben muss. Lohn erhalten die Mitarbeiter für die Tage in der Quarantäne nicht. Als Risikoländer gelten bei der Visana jene, welche das Bundesamt für Gesundheit als Länder mit «erhöhtem Expositionsrisiko» bezeichnet.
Visana-Sprecher Christian Beusch rechtfertigt die harten Sanktionen: «Wir haben unsere Mitarbeiter schon sehr früh davor gewarnt, in Risikogebiete zu gehen.» Laut Beusch war das im April. Die Weisung, wonach die Mitarbeiter nach dem Urlaub in die Quarantäne müssen, haben die Visana-Chefs allerdings erst am 12.Juni erteilt. Beusch erklärt, warum die Massnahme aus Sicht der Kasse notwendig ist: «Wenn die Grippe in unserem Unternehmen ausbricht, können wir unsere Dienstleistungen nicht mehr aufrecht erhalten.» Das Problem ist laut Beusch: Die grosse Schweinegrippewelle wird in der Schweiz im Herbst erwartet. Genau dann beginnt aber auch die Hochsaison der Krankenkassen.
Warum Visana Lohn kappt
Für Visana-Angestellte gilt das Modell der Jahresarbeitszeit. Dieses System gibt den Angestellten relativ viele Freiheiten bezüglich Zeiteinteilung. Mit diesem Modell rechtfertigt die Visana den Entscheid, ihren Angestellten für die Tage in der Quarantäne keinen Lohn zu zahlen: «Wir sind der Auffassung, dass die Jahresarbeitszeit nicht ein einseitiges Recht zu Gunsten der Arbeitnehmer ist», sagt Beusch. Als Zwangsferien will er die Quarantäne deshalb nicht bezeichnet haben. «Jeder kann ja selber entscheiden, ob er seinen Urlaub in einem solchen Land verbringen will oder nicht.»
Dennoch räumt der Visana-Sprecher ein: «Wir sind uns bewusst, dass dieses Vorgehen rechtlich heikel ist.» Klar ist der Fall hingegen für Thomas Geiser, Professor für Arbeitsrecht an der Uni St.Gallen. Für ihn ist das Vorgehen der Visana rechtlich gesehen schlicht nicht haltbar (siehe Box).
SBB: Sanktion jetzt sinnlos
Die SBB hatte im Mai ebenfalls Zwangsferien für Rückkehrer aus Risikogebieten eingeführt und geriet prompt in die Kritik. Dies, obwohl die SBB-Quarantäne harmlos klingt gegenüber jener der Visana. Damals beschränkte sich die Schweinegrippe nämlich noch weitgehend auf Mexiko. Die Weisung der SBB bezog sich denn auch nur auf Rückkehrer aus diesem Land.
Die SBB hat die Sanktion längst fallen gelassen, wie eine Anfrage dieser Zeitung ergab. «Die Quarantäne macht heute keinen Sinn mehr», sagt SBB-Sprecher Reto Kormann «Bei der jetzigen weltweiten Ausbreitung der Grippe müssten wir den Mitarbeitern Ferien im Ausland ja fast generell verbieten. Das wäre absurd.» (Berner Zeitung)
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, bazonline.ch.....
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