London erwartet rasante Zunahme von Schweinegrippe-Infektionen
London - Die britischen Gesundheitsbehörden haben die Hoffnung aufgegeben, die Ausbreitung der Schweinegrippe im Land einzudämmen. Sie rechnen nun mit einer dramatischen Zunahme der Erkrankungen schon in den kommenden Wochen. Wie Gesundheitsminister Andy Burnham erst vor dem Unterhaus und anschließend vor der Presse mitteilte, erwartet man bis zu 100 000 neue Fälle täglich. Bislang wurden seit April insgesamt 7000 Fälle von Schweinegrippe im Vereinigten Königreich festgestellt. Drei Personen starben; sie waren jedoch durch andere Krankheiten geschwächt.
"Der nationale Schwerpunkt wird künftig auf der Behandlung (statt der Eindämmung, d. Red.) liegen", bekräftigte Burnham. "Die Zahl der Fälle verdoppelt sich jede Woche - und wir könnten bis Ende August 100 000 Fälle pro Tag haben." Er bestätigte, dass Impfstoffe ab kommenden Monat bereitstehen werden. Bis Ende des Jahres würden 60 Millionen Einheiten verfügbar sein. Zugleich warnte der Minister jedoch vor Panik. Die Krankheit folge ihrem "vorhergesagten Kurs". Sie sei nicht außer Kontrolle, betonte Burnham. Angesichts der erwarteten Zunahme müsse man allerdings in eine "neue Behandlungsphase" eintreten. Dazu gehört unter anderem, dass enge Angehörige von Erkrankten keine Schutzimpfungen mehr erhalten und dass nicht mehr in jedem neuen Fall die Erreger in einem Labor untersucht werden. Diese Entscheidungen seien notwendig geworden, um angesichts der Masse der erwarteten neuen Erkrankungen die Gesundheitsdienste zu entlasten, hieß es.
Bürger, die Grippesymptome zeigen, sollen nach dem Ratschlag der Regierung ihren Arzt telefonisch kontaktieren und zuhause bleiben. Es liegt im Ermessen der praktischen Ärzte, ob sie retrovirale Medikamente verschreiben, die sich als besonders wirksam gegen das Virus erwiesen haben. Einige Experten warnen vor einer breiten Verabreichung der Drogen, um zu vermeiden, dass das Virus resistent wird. Da der Grippeerreger eine verhältnismäßig milde Erkrankung auslöse, sollten die Drogen nur besonders gefährdeten Personen gegeben werden.
Die Regierung ist offenbar weniger wegen gesundheitlicher Folgen der Epidemie besorgt als wegen möglicher wirtschaftlicher. Wenn Millionen kranker Briten nicht zur Arbeit gehen können, würde dies - so die Befürchtung - der Volkswirtschaft einen weiteren schweren Schlag versetzen. Wolfgang Koydl
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de.....
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