Alle 16 Bundesländer wollen gemeinsam gegen die Schweinegrippe vorgehen. Die Landesregierungen einigten sich darauf, gemeinschaftlich einen Impfstoff gegen Schweinegrippe zu bestellen.
Pflegepersonal, Ärzte und chronisch Kranke sollen nach dem Willen der 16 Bundesländer zuerst gegen die weltweit grassierende Schweinegrippe geimpft werden. Die Landesregierungen wollen in den kommenden Wochen gemeinsam Impfstoffdosen für 30 Prozent der Bevölkerung bestellen, wie sie bei einer Telefonkonferenz am Dienstagmorgen beschlossen. Auch Schwangere sollen zu den ersten zählen, die die Spritze erhalten. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.
Die Konferenz wurde auf Initiative von Thüringen einberufen, das derzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz hat. Vor der Bestellung müssten eine Bundesverordnung und die Empfehlungen aus den Fachabteilungen der Ministerien abgewartet werden, sagte der Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums, Thomas Schulz. „Es besteht kein Anlass für besondere Eile.“ Die Länder sollen nach der Lieferung entsprechend ihrer Bevölkerungszahlen Impfstoffdosen erhalten.
Wenn die Behörden 30 Prozent der Bevölkerung impfen lassen wollen, wären etwa 50 Millionen Dosen nötig, weil die Impfung zweimal durchgeführt werden muss. Die Impfquote von 30 Prozent der Gesamtbevölkerung könne auch noch geändert werden, sagte Schulz. Bleibt Impfstoff übrig, könnten damit weitere Impfwillige in Deutschland oder auch ärmere Staaten versorgt werden.
Hintergrund der Beratungen ist eine Impfempfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, die am Montagabend veröffentlicht wurde. Die Experten empfehlen die Impfung aller Mitarbeiter im Gesundheitssystem und danach weiterer Bevölkerungsgruppen. „Es besteht Einigkeit, die Empfehlungen ernstzunehmen und umzusetzen“, sagte Ministeriumssprecher Schulz.
Die Kosten für die Aktion sollen die Krankenkassen bezahlen, die bereits jetzt die jährlichen Influenza-Spritzen bezahlen. Wieviel die Schweinegrippe-Impfung kostet, war zunächst unklar. Experten gehen aber davon aus, dass die Impfung aller 82 Millionen Deutschen etwa zwei Milliarden Euro kosten würde. Bei einer Quote von 30 Prozent würde dies eine Summe von 600 Millionen Euro verursachen.
Keine Toten in Deutschland bislang registriert
Bis Montag waren bei der europäischen Seuchenbehörde ECDC weltweit 116.943 Fälle des Virus H1N1 bekannt, von denen 580 tödlich verliefen. In Deutschland gibt es bislang 727 bekannte Fälle, aber keine Toten. Für eine weltweite Grippe-Epidemie, genannt Pandemie, verläuft die Grippe vom Typ H1N1 mild. Allerdings gab es schon Pandemien, bei denen die zweite Welle viel heftiger ausfiel als die erste.Bislang sind insgesamt vier Musterimpfstoffe der Firmen Baxter, GlaxoSmithKline und Novartis zugelassen. Mehrere Behörden versandten bereits Saatviren des Erregers an die Impfstoffhersteller und leiteten damit den Prozess der Impfstoffentwicklung ein, die allerdings Probleme bereitet, weil mit dem verwendeten Virus nicht genügend Material für einen Impfstoff hergestellt werden kann.
Die Entwicklung dauert ohnehin Monate. Vor dem massenhaften Einsatz muss ein Impfstoff an Menschen getestet werden. Andernfalls könnte es zu einem Impfdesaster wie 1976 in den USA kommen. Damals rief die US-Regierung den Grippenotstand aus und warb für eine Schutzimpfung. Nachdem Hunderte Menschen aber am Guillain-Barré-Syndrom erkrankten, wurde die Aktion sofort gestoppt. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Nervenkrankheit, die mit Lähmungserscheinungen einhergeht.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de.....
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