Rund 100.000 neue Grippekranke pro Tag. Ein Drittel, sogar die Hälfte der Bevölkerung infiziert. Immer wieder tauchen Zahlen auf, wie schwer uns die drohende Grippe-Pandemie treffen könnte. Wie realistisch sind diese Prognosen? Und wozu werden sie eigentlich gebraucht?
Es klingt erschreckend, was der britische Gesundheitsminister heute gesagt hat: Es sei nicht mehr möglich, das Schweinegrippe-Virus im Land einzudämmen. "Die Fallzahlen verdoppeln sich wöchentlich. Hält dieser Trend an, könnten Ende August bis zu 100.000 Menschen pro Tag daran erkranken", sagte Andy Burnham. Bislang starben drei Menschen in Großbritannien an dem neuen Grippevirus. Laut Statistik der Weltgesundheitsorganisation WHO erkrankten 2288 Menschen allein zwischen dem 29. Juni und 1. Juli.
Vor einer massiven Verbreitung des Erregers warnte der britische Forscher Neil Ferguson bereits im Mai: "Das Virus breitet sich wohl in den kommenden sechs bis neun Monaten weltweit aus, und dabei wird sich etwa ein Drittel der Weltbevölkerung anstecken", sagte der Wissenschaftler, der Mitglied einer Arbeitsgruppe der WHO zur Schweingrippe ist. Alles Panikmache? Ferguson und seine Kollegen kamen in einer im Fachmagazin "Science" veröffentlichten Studie zum Schluss, dass H1N1 ansteckender ist als die saisonal verbreiteten Grippeviren. Immerhin befinde es sich - im Vergleich zu den Pandemieviren des vergangenen Jahrhunderts - wohl im unteren Bereich der Skala. Die WHO geht derzeit davon aus, dass ein an Schweinegrippe Erkrankter 22 bis 33 Prozent der Menschen ansteckt, mit denen er Kontakt hat. Ohne Impfung könne sich jeder Zweite infizieren, warnte Frankreichs Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot der Zeitung "Le Parisien", nachdem dort die ersten Schweinegrippe-Fälle aufgetreten sind. Das klingt sogar noch schlimmer als die Aussage ihres britischen Kollegen.
Solche Modellrechnungen sind keine Panikmache, im Gegenteil: Sie sind notwendig, damit die Regierung für den Ernstfall planen kann. Denn ab welchem Punkt sie etwa Schulen schließen oder Großveranstaltungen untersagen, sollten sich Politiker vorher überlegen. Auch die Ärzte können sich durch die Prognosen ein Bild davon machen, wie viele Menschen während einer Pandemie ins Krankenhaus kommen und welcher Anteil der Mediziner selbst flach liegt. Nur so können sie Maßnahmen treffen, um den Ansturm zu bewältigen. Die Zahlen liefern also eine wichtige Grundlage für Entscheidungen. Damit eine Pandemie, wenn sie denn kommt, so wenig Schaden wie möglich anrichtet. Panik sollen sie dagegen nicht auslösen. Auch wenn sie erschreckend klingen.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de.....
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