Impfstoff soll ab Mitte Oktober verfügbar sein

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass Mitte Oktober die ersten Chargen des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe ausgeliefert werden können. Anfang Dezember würden dann 50 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung stehen, erklärte ein Ministeriumsvertreter laut Bundestagspressedienst am Mittwoch im Gesundheitsausschuss. Damit sollen zunächst besonders gefährdete Menschen geimpft werden.

Nach Angaben des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker, könnte es bei dem für den Herbst erwarteten Anstieg der Erkrankungszahlen in Deutschland auch zu schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen kommen. Bisher seien die Erkrankungen meist relativ milde verlaufen.

Aus der SPD-Fraktion kam demnach in der Ausschusssitzung Kritik am Vorbereitungsstand der Länder hinsichtlich der Organisation der Impfungen. In den Reihen der FDP-Fraktion wurde die „epidemiologische Sinnhaftigkeit der ganzen Angelegenheit“ bezweifelt und die Frage aufgeworfen, wie weit im Zusammenhang mit der Schweinegrippe Panik geschürt werde.

Die Linkspartei warf indes der Bundesregierung vor, diese sei nicht auf die Schweinegrippe vorbereitet. „Die Bundesregierung muss beispielsweise erklären, warum es selbst drei Jahre nach der Vogelgrippe und der begonnenen Pandemieplanung keine Strategie gibt, wie innerhalb kurzer Zeit über 20 Millionen Menschen geimpft werden sollen“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Frank Spieth, nach der Sitzung des Gesundheitsausschusses. Der öffentliche Gesundheitsdienst und die normalen Arztsprechstunden seien „auf einen Massenansturm nicht vorbereitet“.

Die am RKI angesiedelte Ständige Impfkommission (STIKO) will Anfang September über eine Impfempfehlung entscheiden. Mit Blick auf die Impfung von Schwangeren sei eine der zentralen Fragen, ob die Injektion Fieber auslöse, was in der Schwangerschaft generell gefährlich sei, sagte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Johannes Löwer.

Derzeit sind in Deutschland nach RKI-Angaben knapp 15.000 Menschen mit dem Grippevirus H1N1 infiziert. Pro Tag würden rund 300 neue Fälle gemeldet. Die überwiegende Zahl der Erkrankungen nehme in Deutschland nach wie vor einen milden Verlauf, Todesfälle seien bisher nicht bekannt. Besonders weit verbreitet ist die Schweinegrippe in Nordrhein-Westfalen (4.869 Fälle), Niedersachsen (2.355) und Baden-Württemberg (1.991).

Die meisten neu gemeldeten Infektionen betreffen den Angaben zufolge Urlaubsheimkehrer, vor allem aus Spanien. Nur bei rund einem Drittel der Neuinfektionen sei von einer Ansteckung in Deutschland auszugehen. Die meisten Erkrankten fänden sich unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen, hieß es aus dem RKI.

Die „gute Nachricht“ sei, dass die Gesamtzahl der Neuerkrankungen in der zweiten Augustwoche erstmals zurückgegangen sei. Es sei allerdings nicht sicher, ob sich dieser Trend fortsetze. Die Vorsorge mit Hilfe von Impfungen sei deshalb vor allem bei Risikogruppen sehr wichtig. afp/ddp © afp/ddp/aerzteblatt.de