Sollen Schwangere sich impfen lassen?

Von Tanja Volz
Stuttgart - Viele werdende Mütter haben Angst, während der Schwangerschaft krank zu werden. Schließlich könnte jedes Bakterium und jedes Virus im Körper der Mutter das heranwachsende Kind in Gefahr bringen. So zählen nun auch Schwangere zur Risikogruppe, wenn es um die Schweinegrippe geht.

Eine Influenza birgt für werdende Mütter immer ein erhöhtes Risiko. Foto: dpa
Tatsächlich haben Daten aus den USA ergeben, dass schwangere Frauen durch das Virus H1N1 besonders gefährdet seien. Dies berichtete die Fachzeitschrift "Lancet" kürzlich. Die Studie wurde in den ersten beiden Monaten der Epidemie in den USA von Wissenschaftlern des amerikanischen Seuchenzentrums (CDC) erhoben. Unter den 45 Grippetoten, die bis Mitte Juni 2009 in den USA gemeldet wurden, waren sechs Schwangere. Alle, so ist in der Veröffentlichung zu lesen, seien vor der Infektion mit dem Virus einigermaßen gesund gewesen. Die Frauen wurden mit Husten, Halsschmerzen und Fieber in ein Krankenhaus eingeliefert. Allerdings erhielt keine der Betroffenen das Grippemittel Tamiflu. Wegen bisher unbekannter, aber möglicher Nebenwirkungen für Mutter und Kind zögern Mediziner, dieses Medikament zu verschreiben.

Eine Influenza ist für eine Schwangere immer ein Risiko
Das Risiko, wegen Komplikationen bei einer Infektion mit der Schweinegrippe in eine Klinik eingeliefert zu werden, sei für Schwangere viermal so hoch wie für den Rest der Bevölkerung, rechnen die Experten in dem Bericht vor. Allerdings beruhen diese Berechnungen auf einer schwachen statistischen Grundlage. Das relative Risiko könnte damit auch wesentlich geringer sein, oder vielleicht auch höher.

Doch das Schweingrippevirus verhält sich nicht anders als seine saisonalen Verwandten. Eine echte Influenza ist für eine Schwangere immer ein Risiko und kann zu Komplikationen, Frühgeburten und Todesfällen führen. Es gibt sogar Studien, die einen Zusammenhang zwischen einer Virusinfektion der Mutter und mangelnder Intelligenz des Kindes herstellen. Dennoch überlegt sich kaum eine Frau, aus Angst vor Grippeviren nicht schwanger zu werden. Daher sehen Wissenschaftler keinen Grund, derzeit von einer Schwangerschaft abzuraten - im Gegensatz zu den Behörden in Großbritannien.

Eine Imfpung gegen die saisonale Wintergrippe wird empfohlen
Geraten wird jedoch zur Impfung. Schließlich - und darauf berufen sich die Experten unter anderem - empfehlen die Ärzte in den USA allen Schwangeren, sich gegen die jährlich zu erwartende saisonale Grippe impfen zu lassen. Bis jetzt, so der Tenor, gibt es keinen Hinweis, dass die Impfung Mutter oder Kind geschadet hätte. Doch der Impfstoff gegen die Schweingrippe unterscheidet sich von den jährlichen Wintergrippeimpfstoffen. Es fehlt also die Erfahrung. Auch bei der Verordnung der Grippemittel Tamiflu und Relenza sind sich Experten unsicher. Schließlich wurde keines der Medikamente an Schwangeren getestet. Daher kann der Rat unterschiedlich ausfallen: Manche Mediziner verschreiben Schwangeren die Substanz vorbeugend, wenn sie Kontakt mit Grippekranken hatten. Andere Ärzte wiederum raten zum Abwarten. Das allerdings darf man nicht zu lange, denn Tamiflu wirkt nur in den ersten 48 Stunden nach der Infektion.

Die Gabe von Medikamenten in der Schwangerschaft ist immer eine Risiko-Nutzen-Abwägung, die vor allem auch der Arzt trifft. Doch werdende Mütter können sich in den kommenden Monaten auch selbst schützen: Hygienemaßnahmen sollten strikt eingehalten werden. Wer nicht zur Arbeit muss oder bereits kleine Kinder hat, sollte möglichst viel zu Hause bleiben und Menschenansammlungen meiden.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, stuttgarter-zeitung.de.....