Robert-Koch-Institut erwartet zweite Welle

Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht trotz des milden Verlaufs der Schweinegrippe keinen Grund zur Entwarnung. Der Vizepräsident des RKI, Reinhard Burger, erwartet eine erneute Welle der Grippe: „Wird eine zweite Welle kommen? Wahrscheinlich ja."

Trotz eines vergleichsweise milden Verlaufs der Schweinegrippe sieht das Robert-Koch-Institut (RKI) keinen Grund zur Entwarnung. „Wird eine zweite Welle kommen? Wahrscheinlich ja“, sagte der Vizepräsident des RKI, Reinhard Burger, am Mittwoch in Berlin. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass erste Chargen des Impfstoffs in Deutschland Mitte Oktober ausgeliefert werden und Anfang Dezember 50 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung stehen. Dies verlautete aus einer Sitzung des Gesundheitsausschusses.

Burger betonte, dass es während der eigentlichen Grippesaison nicht nur zu einem deutlichen Anstieg der Neuerkrankungen kommen könnte. „Das ist die Sorge, die uns umtreibt: Dass das Virus dann auch kranker macht“, sagte Burger.

Innerhalb von zwei Tagen sind dem RKI 359 neue Fälle von Schweinegrippe gemeldet worden. Damit haben sich deutschlandweit bislang 14.940 Menschen mit dem H1N1-Virus infiziert. Die Mehrzahl der Neuerkrankungen ist auf Reiserückkehrer zurückzuführen. Nur jeder Dritte steckte sich in Deutschland an.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Johannes Löwer, sprach sich dafür aus, den derzeit in der Testphase befindlichen Impfstoff auch Kindern und Schwangeren zu verabreichen. Bislang seien mehrere hundert Testimpfungen durchgeführt worden. Abgesehen von lokalen Reaktionen seien keine Nebenwirkungen aufgetreten. Länger andauerndes Fieber, wie es auch durch die Schweinegrippeimpfung ausgelöst werden könnte, müsse aber während einer Schwangerschaft rasch behandelt werden, um das Ungeborene nicht zu gefährden.


Kritik an der Bundesregierung

Die Schweinegrippe war am Mittwoch auch Thema im Gesundheitsausschuss des Bundestages. Aus der SPD-Fraktion kam dabei Kritik am Vorbereitungsstand der Länder. In den Reihen der FDP-Fraktion wurde die „epidemiologische Sinnhaftigkeit der ganzen Angelegenheit“ bezweifelt und die Frage aufgeworfen, wie weit im Zusammenhang mit der Schweinegrippe Panik geschürt werde, teilte der Bundestag mit.

Die Linksfraktion kritisierte die Bundesregierung heftig. „Die Bundesregierung muss beispielsweise erklären, warum es selbst drei Jahre nach der Vogelgrippe und der begonnenen Pandemieplanung keine Strategie gibt, wie innerhalb kurzer Zeit über 20 Millionen Menschen geimpft werden sollen“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher Frank Spieth.

Der Öffentliche Gesundheitsdienst und die normalen Arztsprechstunden seien auf einen Massenansturm nicht vorbereitet, sagte Spieth. „Der Verweis auf die Zuständigkeit der Länder kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bundesregierung es unterlassen hat, hier in der Gesundheitsministerkonferenz zu funktionierenden Absprachen zu kommen. Wenn das Ministerium in diesem Tempo weiterarbeitet, muss die Schweinegrippe noch bis zum Herbst 2010 warten, bis wir soweit sind."

gxg/AP

Händewaschen schützt vor dem Virus

In der Europäischen Union sind bisher 60 Menschen durch das Schweinegrippe-Virus gestorben, allein 44 in Großbritannien. Weltweit gab es etwa 2500 Todesfälle. Viele Patienten hatten allerdings vorher Grunderkrankungen wie Diabetes, Asthma, Herz-Kreislauf-Probleme oder großes Übergewicht. Prognosen über Todesopfer und Klinik-Einweisungen wie die USA will das RKI nicht machen. Die Folgen einer weiteren Virusausbreitung seien zu schwer zu kalkulieren.

Im Alltag können sich Menschen durch häufiges Händewaschen vor dem Virus schützen. Anhusten und Anniesen sollte vermieden werden, da sich das Virus über winzige Tröpfchen in der Luft von Mensch zu Mensch verbreitet.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....