Derzeit ist die Ausbreitung im südlichen Afrika noch auf einem tiefen Niveau. Der Grossteil der bisher gegen 1500 Schweinegrippe-Fälle südlich der Sahara findet sich in Südafrika, wo zwei Menschen an der Krankheit gestorben sind.

Es wird aber erwartet, dass die Grippe im südlichen Afrika verheerende Folgen anrichten wird. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch der afrikanische Kontinent von der Krankheit schwer getroffen werde, sagte Tammam Aloudat von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) in Genf.

Geballte Risiken

Im südlichen Afrika sind die Risikogruppen sehr zahlreich. Dazu zählen unter anderem unterernährte und geschwächte Erwachsene und Kinder sowie junge Schwangere. Deren Abwehrkräfte seien reduziert, sagte Christophe Fournier, Präsident von den Ärzten ohne Grenzen (MSF). Hinzu kommt der ungenügende Zugang zu medizinischer Pflege.

Aloudat illustriert die Problematik am Beispiel von Simbabwe. In dem Land fehle es an Nahrungsmitteln. Mehr als 20% der Menschen seien mit Aids infiziert und das öffentliche Gesundheitsystem sei mangelhaft. Zudem sei Simbabwe im vergangenen Winter von einer einer schweren Cholera-Epidemie getroffen worden.

Nicht auf Impfung und Tamiflu zählen

Das beste Mittel wäre natürlich eine umfassende Impfaktion, sagte IFRC-Spezialist Aloudat, im Wissen, dass dies nicht geschehen wird. "Die reichen Industrieländer werden die neue Impfung als erste haben. Und wenn wir sie erhalten, wird das gerade reichen für den Schutz des Pflegepersonals", beschreibt er das bald zu erwartende Szenario. Das sei deprimierend, aber eine Tatsache.

Auch bei der Hilfsorganisation MSF wird nicht mit der Impfung gerechnet, nicht einmal mit Mitteln wie Tamiflu. Die würden nicht viel nützen, meinte MSF-Präsident Fournier. Sie müssten nämlich in den ersten 48 Stunden der Krankheit verabreicht werden.

Dies sei bei den ungenügenden medizinischen Strukturen im südlichen Afrika nur sehr schwierig zu bewerkstelligen. Auf jeden Fall nötig seien Hilfspersonal, Antibiotika, Sauerstoff und fiebersenkende Mittel, sagte Fournier.

Bei der IFRC laufen die Arbeiten an einem Pandemie-Plan seit zwei Jahren, als Folge der damaligen Vogelgrippe. Jetzt seien die Arbeiten beschleunigt worden, sagte Vincent Briac. Die Föderation habe soeben 20 Länder mit ihrem Pandemie-Programm beliefert, darunter zwölf Länder im südlichen Afrika.

Sand oder Asche

Im Zentrum stehen dabei vorbeugende Massnahmen. Die nationalen Gesellschaften erhalten entsprechendes Informationsmaterial in mehreren Sprachen, damit die gesamte Bevölkerung erreicht werden kann.

Sie soll unterrichtet werden, wie einer erkrankten Person geholfen werden kann: Flüssigkeit zuführen, Fieber kontrollieren, von gesunden Menschen isolieren, persönliche Hygiene-Anweisungen und grossen Menschenansammlungen meiden. Wer kein Wasser und Seife hat kann sich auch mit Sand oder Asche reinigen.

(Quelle: AWP)