Schweinegrippe und Vogelgrippe Erreger mutieren zur tödlichen Version!?

Der Erreger der Schweinegrippe, H1N1 A ist zu einer Form mutiert, die sich zu 100 Prozent vom Menschen auf Vögel übertragen lässt. Somit steht dem Befall ganzer Hühnerpopulationen in Asien und Afrika nichts mehr im Wege – die lange erwartete und ebenso befürchtete Verschmelzung des Vogelgrippeerregers H5N1 mit jenem der neuen Influenza scheint im vollen Gange zu sein.


Tatsächlich haben Virologen am Instituto de Salud Publica de Chile die Gen- bzw. Antigen-Charakteristika der bei Vögeln aufgetretenen Viren untersucht. Im Fokus der Wissenschaftler stand dabei das sogenannte Hämmaglutinin-Gen des Erregers. Die beobachteten Nukleotide und Aminosäurensequenzen wiesen nach Angaben des Instituts eine 98,9 prozentige Übereinstimmung mit dem strain der Schweinegrippe, A/California/4/2009, auf. Die Übereinstimmung zur chilenischen Form der humanen Schweinegrippe betrug 100 Prozent.


„Nach unserer Ansicht ist das der erste Fall, der eine Übertragung vom Menschen auf Vögel dokumentiert“, erklärt dazu Julio Garcia Moreno vom chilenischen Institut, und: „Wir sind besorgt, dass genau das in Asien und Afrika geschehen kann, wo H5N1 in Vogelpopulationen vorkommt. “

Die genetische Verschmelzung beider Erregerformen stellt in der tat eine neue Dimension der globalen Pandemie dar. Während die auch Schweinegrippe eher mild verläuft, sind die bislang beobachteten Fälle von Vogelgrippe weitaus tödlicher – aber bisher weniger ansteckend.

Deutschland hatte 2009 bereits im März seinen ersten Vogelgrippe-Fall: Eine im bayerischen Starnberg während einer Jagd erlegte Ente war mit dem als hoch ansteckenden geltenden H5N1 Virus infiziert. Deutschland informierte daraufhin die Europäische Kommission über den Vorfall informiert – es handelte sich gleichzeitig um den ersten Vogelgrippe-Fall 2009 innerhalb der gesamten Europäischen Union. Virologen wiesen jedoch immer wieder darauf hin, dass die H5N1-Infektion bei Stockenten generell nicht überrasche, weil die Wildtiere als Reservoir für den Erreger dienen. Die Infektion kam schon damals – ohne Schweinegrippe - zu einem brisanten Zeitpunkt. H5N1 zählt nämlich zu den möglichen Komponenten des kommenden Pandemie-Supererregers - und gelangte erst im Februar 2009 aus der Forschungspipeline des Pharmariesen Baxter unkontrolliert in gleich vier europäische Labore, darunter auch hierzulande. Die Proben seien versehentlich mit dem H5N1 kontaminiert worden, Routinekontrollen aber nicht üblich, erklärte uns Baxter Deutschland Kommunikationsmanagerin Jutta Brenn-Vogt im Interview. Dennoch gilt der Fall als Beispiel für die Risiken im Handling mit den Erregern durch den Menschen– jetzt kommt die weitere Gefahr H1N1 A hinzu.


Der auch auf den Menschen übertragbare Erreger der Vogelgrippe, H5N1, hat auch Nord-Amerika erreicht. Zwar handelt es sich bei den in Vancouver nachgewiesenen Viren nach Behördenangaben um einen wenig virulenten Stamm, auch betrifft der Befall derzeit lediglich Vögel. Doch die humane Form der avianen Influenza nahm in den letzten Wochen in China, Indonesien und Egypten ungewohnt schnell ihrel Lauf - bislang starben weltweit über 250 Menschen an den folgen der Ansteckung.

Der für den Menschen als hoch pathogen eingestufte Erreger der Vogelgrippe H7 hatte bereits im Juni 2008 Großbritannien erreicht. Wie die britischen Behörden in Oxfordshire damals mitteilten wurde das Virus in Laboruntersuchungen einwandfrei nachgewiesen. Daher habe man die Errichtung von 3 bzw. 10 Kilometer-Sperrzonen angeordndet. Die Maßnahmen kommen nicht von ungefähr: Der Erreger der Vogelgrippe, H5N1, scheint zur einer für den Menschen höchst gefährlichen Variante mutiert zu sein – das als H7 bezeichnete Virus könnte eine globale Pandemie auslösen. H7 unterscheide sich genetisch von H5N1, erklärte Terrence Tumpey vom Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta. Genau das könnte Tumpey zufolge das Virus für den Menschen so gefährlich machen. Tatsächlich ergaben Laborversuche, dass H7 an bestimmte Proteine humaner Lungenzellen andockt – die Übertragung von Mensch zu Mensch ist somit möglich. Auch die Bundeshauptstadt bereitet sich auf eine kommende und schwere Grippe-Pandemie vor: Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz hat den Rahmenplan Influenza Pandemie aktualisiert.

Dies wurde nach Angaben aus der Hauptstadt der Bundesrepublik aufgrund neuer Erkenntnisse und veränderter Rahmenbedingungen notwendig: "Es gilt als wahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit zu einer erneuten weltweiten Influenza-Epidemie (Pandemie) kommen wird". Tatsächlich hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) alle Staaten aufgerufen, sich auf eine Influenza-Pandemie vorzubereiten. Eine solche Pandemie könnte möglicherweise durch Veränderung des Vogelgrippevirus A (H5N1) entstehen. Bislang haben sich nur wenige Menschen mit diesem Virus infiziert - doch die Erreger sind auf dem globalen Vormarsch.

Und zwar immer nur dann, wenn sie sehr engen Kontakt mit erkranktem Nutzgeflügel hatten. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nach Angaben der WHO bislang nicht nachgewiesen. "Jedoch kann dies in der Folge weiterer Veränderungen der sich ausbreitenden H5N1-Stämme nicht völlig ausgeschlossen werden", teilen die Berliner Gesundheitsbehörden mit.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz befasst sich seit mehreren Jahren mit den Gefahren einer Influenza-Pandemie und den daraus erwachsenden Konsequenzen für Berlin. Zum Schutz der Bevölkerung wurde der sogenannte Berliner Rahmenplan Influenza-Pandemie entwickelt und im Mai 2006 vorgestellt. Dieser Plan ist auf der Grundlage des vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Nationalen Pandemieplans erstellt worden und wurde jetzt aktualisiert.

Das Ziel des Rahmenplans ist es, die Anzahl an Erkrankungen und an Sterbefällen während einer möglichen Influenza-Pandemie zu begrenzen und die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Das öffentliche Leben soll in seinen notwendigen Strukturen aufrechterhalten und der wirtschaftliche Schaden begrenzt werden.

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, lifegen.de.....