Schweinegrippe stellt auch Ärzte vor Fragen

von Petra Koruhn
Bochum. Die Schweinegrippe sorgt für viele Fragen, auch bei Medizinern. Der Bochumer Ärzteverein informierte seine Kollegen über den Umgang mit dem Grippevirus H1N1. Selten hat man Ärzte so ratsuchend erlebt.

Die Schweinegrippe bestimmt den Alltag. Fast jeder redet darüber. Doch dem Virologen Prof. Klaus Überla ist das längst nicht genug. Er hat sogar ein Symptom bemerkt: „Schweinegrippe-Müdigkeit”. Rein wissenschaftlich.

Es kann alles schlimmer werden...

Dabei, so Überla, seien wir erst am „Anfang der Pandemie”. Es kann alles schlimmer werden, wenn sich das H1N1-Virus mit dem der ganz normalen Herbstgrippe verbinde. Was nicht sein müsse, aber könne. Es kann schlimm werden, aber muss nicht. Eine Faktenlage, die viele dazu veranlasse, die Schweinegrippe einfach so abzuschütteln.

Ärzte hat man selten so ratsuchend erlebt wie hier im Hörsaalzentrum des Knappschaftskrankenhauses Bochum-Langendreer. Die Fragen drängten: Wie heftig wird das Ganze? Und was soll man tun, in den Praxen, in den Kliniken? Davon, dass die Zahl der Neu-Infektionen landesweit abnehmen, will man sich bei der Veranstaltung des Bochumer Ärztevereins „H1N1” nicht trösten lassen. Auch nicht davon, dass die Krankheit bisher milde verläuft.

Das Problem der sicheren Diagnostik

Das größte Problem, so Überla: „Die sichere Diagnostik.” Die vortragenden Experten wiesen darauf hin, dass der aussagekräftige Test (PCR) eben nur für Risikogruppen wie Schwangere und chronisch Kranke bezahlt werde. Aber nicht für alle chronisch Kranken. Was für ein Durcheinander. Er koste mal 30 Euro, mal 150 Euro. Was für Durcheinander. Wer lässt sich denn da noch testen? Was wiederum zu einem Durcheinander in der Erkrankungsstatistik führe. Der fehlerhafte Schnelltest tauge sowieso nichts, werde aber oft noch gemacht. Noch ein Durcheinander.

Eigentlich wollte man sich treffen, um klarer zu sehen. Doch Votrag für Vortrag treten neue Problem auf. Selbst als Dr. Ralf Winter vom Gesundheits Bochum klare Fakten nennt, ist das Chaos nicht fern: Schüler müssen zehn Tage zuhause bleiben, wenn sie erkrankt sind oder wenn der Verdacht besteht, dass sie krank sind. Aber auch dann, wenn eine enge Kontaktperson erkrankt ist (Mutter, Bruder). Für die Kita gelten noch strengere Regeln: 10 Tage zuhause bleiben – auch dann, wenn allein der Verdacht besteht, dass eine enge Kontaktpersonen erkrankt ist. Und das alles, so das Robert-Koch-Institut: Wenn jemand hustet und 38 Grad Fieber hat.

Qurantäne stellt Familien vor Probleme

Quarantäne – ein böses Szenario für Dr. Regina Schleucher, Ärztin für Innere Medizin. „Wie sollen die Familien damit zurecht kommen?” Qurantäne bei einem hustenden Kind – schon schlimm genug. Aber was, wenn es die ganze Familie trifft? Welcher Arbeitgeber macht da mit?

Die Ärzte sind verunsichert. Grübeln, wie sie es schaffen sollen, allein die Meldeformalitäten zu bewältigen. Und dann: Wie sollen sie die Praxis sicher machen? Schleucher: „Soll ich mich als Arzt komplett einhüllen?” Sie hat einen Plan zum Umgang mit Fiebernden gemacht. Den stellt sie vor. Da gibt es also Spezialmasken fürs Personal. Doch wer zahlt ihr die? Da bittet sie verdächtige Patienten durch den Seiteneingang rein. Doch nicht jeder hat einen Seiteneingang. Da empfiehlt sie Hausbesuche. Doch was ist, wenn der Patient vor der Praxistür steht?

Klarheit herrsche in einem Punkt, so Prof.Wolff Schmiegel, Chefarzt am Knappschaftskrankenhaus: „Nur eine frühe Diagnose kann Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder schwere Herzerkrankungen verhindern.” Stichwort Bluttest. Doch wer soll das bezahlen?

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de ,derwesten.de.....