Virologen arbeiten fieberhaft an der Herstellung des Schweinegrippe-Impfstoffes und testen ihn an den ersten Personen. Einige Kritiker halten die geplante Massenimpfung für verantwortungslos.
Während sich die Schweinegrippe weiter ausbreitet, haben deutschlandweit die klinischen Tests für den Impfstoff begonnen. Ab Herbst sollen die ersten Impfdosen zunächst für besonders gefährdete Menschen zur Verfügung stehen, doch es gibt auch kritische Stimmen gegen die geplante Massenimpfung.
Wann wird ein Impfstoff zur Verfügung stehen?
Das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geht davon aus, dass Ende September mit den ersten Zulassungen für den Impfstoff zu rechnen ist. Aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird es sogar noch bis Oktober oder November dauern, bis das Serum zur Verfügung steht.
Warum dauert die Impfstoff-Herstellung so lange?
Nach dem Ausbruch der Schweinegrippe musste das neuartige Virus A/H1N1 zunächst entschlüsselt und aufwendig angezüchtet werden. Die Viren werden in bebrüteten Hühnereiern oder auf Zellkulturen vermehrt, bevor die eigentliche Impfstoff-Herstellung startet. Der Impfstoff muss Eiweißstoffe genau jenes Virus enthalten, gegen das er schützen soll. Das erst führt zur Bildung von Abwehrstoffen im Immunsystem.
Wer wird geimpft?
In Deutschland werden zunächst vorrangig Risikogruppen geimpft, für die eine erhöhte Gefährdung oder Ansteckungsgefahr besteht. Dazu gehören Schwangere, chronisch Kranke, die beispielsweise unter Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauferkrankungen leiden, sowie Menschen, die stark übergewichtig sind oder eine HIV-Infektion haben. Auch Ärzte, medizinisches Personal und Mitglieder von Polizei und Feuerwehr stehen ganz oben auf der Liste.
Wieviel Impfdosen werden bereitgestellt?
Deutschland hat bei den Herstellern 50 Millionen Impfdosen bestellt. Das reicht wegen der notwendigen Doppelimpfung zunächst für die rund 25 Millionen Menschen, die zu den Risikogruppen gehören. Das Bundesgesundheitsministerium hat aber jedem eine Impfung zugesagt, der dies wünscht.
Wie wird der Impfstoff getestet?
Vor der Zulassung muss der Impfstoff eine klinische Testphase durchlaufen, die in Deutschland Anfang August begonnen hat. Der neue Impfstoff wird an mehreren hundert gesunden Testpersonen zwischen 18 und 60 Jahren sowie an Kindern auf Verträglichkeit geprüft. Jede Testperson bekommt zunächst zwei Impfungen sowie nach einem Jahr eine Auffrischungsimpfung. Zur Kontrolle wird den Teilnehmern fünfmal Blut entnommen, und sie werden fünfmal telefonisch befragt. In der Studie wird auch untersucht, in welchem Ausmaß der Impfstoff die körpereigenen Abwehrkräfte stimuliert und somit gegen Ansteckung schützt.
Gibt es Nebenwirkungen?
Als Nebenwirkung kann es laut Experten ähnlich wie bei der herkömmlichen Grippeschutzimpfung innerhalb von ein bis drei Tagen an der Impfstelle zu leichten Schmerzen, Rötungen sowie einer Schwellung der Lymphknoten kommen. Auch leichte Erkältungssymptome, Fieber oder Kopfschmerzen können auftreten. Unerwartete Nebenwirkungen sind laut Impfexperten nicht ausgeschlossen, wenn überhaupt, treten sie aber sehr selten auf. Einige Kritiker werfen den zuständigen Behörden vor, die Impfstoffe würden nur ungenügend geprüft und ungeachtet des Risikos möglicher Nebenwirkungen im Schnellverfahren freigegeben. Angesichts des überwiegend milden Krankheitsverlaufs halten sie die Massenimpfung zudem für verantwortungslos.
Schützt die Impfung vollständig?
Einen 100-prozentigen Schutz wird es nicht geben. Denn auch bei der normalen Grippeschutzimpfung sind gesunde Menschen nur bis zu 90 Prozent geschützt, bei Älteren ist die Schutzrate noch geringer. Von Seiten der Mediziner, die die deutschlandweiten Tests mit dem Schweinegrippe-Impfstoff koordinieren, heißt es deshalb auch nur, die Studienteilnehmer seien nach der Impfung "möglicherweise" vor einer Infektion geschützt.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....
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