Während manche im Urlaub kaum noch das Haus verlassen, haben andere ihre helle Freude an der Schweinegrippe: Sie versprechen sich satte Gewinne vom Geschäft mit der Angst.
Von FOCUS-MONEY-Redakteur Peter BloedDie Gefahr sitzt auf dem Türgriff. Unsichtbar. Jede öffentliche Klinke, jeder Knopf am Fahrkartenautomat, der Nebenmann in der Bahn: eine einzige Bedrohung. Die Schweinegrippe grassiert. Die Zahl der Erkrankten steigt – auch in Deutschland.
Kindergärten und Schulen mussten zwischenzeitlich geschlossen werden. Längst hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Influenza zur Pandemie erklärt. Das heißt: Sie ist weltweit verbreitet und lässt sich nicht mehr eindämmen.dpaMitarbeiterin des Instituts für Virologie an der Medizinischen Hochschule Hannover
Und doch gibt es einige, die das H1N1-Virus nicht missen möchten. Der Grund: Kaum ein Geschäft ist so einträglich wie das Geschäft mit der Angst. Und wo sich Regierungen für den Ernstfall rüsten, Pandemiepläne aufstellen und Medikamente bunkern, lässt sich immer auch viel Geld verdienen: Der Profit, den sich die Pharma-Bosse von der Vermarktung des Impfstoffes gegen die Schweinegrippe erhoffen, geht in die Milliarden. Und die Hoffnung ist mehr als berechtigt.
Panik ist gut fürs Geschäft
Selbst die WHO spricht im Zusammenhang mit der Schweinegrippe offen von „Vermarktung“: Aus Angst vor der Pandemie investieren die Regierungen Milliarden in Grippemittel und Impfstoffe. Allein die deutschen Bundesländer orderten 50 Millionen Dosen. Geschätzte Kosten: 500 bis 600 Millionen Euro. Das reicht für ein Drittel der Bürger. Hierfür wurde bereits vom Gesundheitsministerium ein Pandemieplan ausgearbeitet. Alle Apotheken sowie die Deutsche Post – die als Verteiler Teil des Plans ist – haben ihn für den Ernstfall bereits.
Für die Pharma- und Biotech-Industrie wird Grippeangst damit zu einer Vitaminspritze der besonderen Art. Allein GlaxoSmithKline, zweitgrößter Pillendreher der Welt, sicherte sich von 16 Ländern Bestellungen über 195 Millionen Dosen für einen Impfstoff gegen das H1N1-Virus. „Die Zahl der Aufträge wird sich noch substanziell erhöhen“, sagt Glaxo-Chef Andrew Witty. Die Briten verhandeln derzeit mit 50 weiteren Regierungen. Die USA bezahlten sogar schon 250 Millionen Dollar für die Lieferung des Impfstoffs.
Erst zahlen, dann impfen
Diese Art der Vorkasse ist vor allem deshalb interessant, weil es den Impfstoff derzeit noch gar nicht gibt. Nur wenige Pharma- und Biotech-Konzerne dürfen und können in kurzer Zeit einen Impfstoff entwickeln. GlaxoSmithKline gehört damit zu den größten Profiteuren der Pandemie-Panikmache. Neben dem Impfstoff haben die Briten eines der beiden populärsten Grippemittel am Markt: Relenza. Glaxo rechnet damit, dass sich die Verkäufe des Präparats in diesem Jahr auf 190 Millionen Dosen verdreifachen.
Auf den großen Stich hoffen auch Novartis, Sanofi-Aventis und Baxter. Die drei Konzerne bilden mit Glaxo die Spitze der Impfstoffbewegung.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....
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