Was taugt die Schweinegrippe-Impfung? Tests starten

Impfstudie startet in Deutschland

von Meike Srowig

Ab heute werden in Deutschland die ersten Probanden gegen die Schweinegrippe geimpft. Zunächst einmal nur Erwachsene, die ersten Kinder sollen in zwei Wochen folgen. Mit der Impfung soll das H1N1-Virus unter Kontrolle gebracht werden.

Impfung - ja oder nein? Die Diskussion ist so alt wie die Herstellung von Impfstoffen. Dabei wird sich die Frage in Deutschland nicht für viele Menschen wirklich stellen. Denn eine komplette Durchimpfung der Bevölkerung ist nicht vorgesehen. Vielmehr sollen Gesundheitspersonal sowie chronisch Kranke aber auch Kinder und Schwangere bevorzugt geimpft werden.

Um sichergehen zu können, dass der Impfstoff gut verträglich ist, werden jetzt in mehreren Impfzentren in Deutschland Impfungen an Freiwilligen durchgeführt - heute starten in Deutschland die Tests in Augsburg. Außer in Deutschland finden derzeit ähnliche Tests in Großbritannien, den USA, China und Australien statt. "Aber auch wenn der Impfstoff zur Verfügung steht, bleibt es immer eine freiwillige Impfung", sagt Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen, das für die Freigabe der Impfstoffe zuständig ist.

Kinder besonders gefährdet
Deutschlandweit wird weiter nach Probanden gesucht, auch in Mainz. Im Impfzentrum steht das Telefon seit dem Aufruf nicht mehr still. Es sind in erster Linie Erwachsene, die an den klinischen Tests teilnehmen wollen. Kinder, die etwa von ihren Eltern gemeldet werden, gibt es weniger. Doch gerade Kinder sind es, die von der Schweinegrippe besonders betroffen sind.

In der Uniklinik Mainz koordiniert man die deutschen Studien an Kindern und Jugendlichen. "Bei dieser Studie geht es in erster Linie um die Verträglichkeit", sagt Studienleiter Professor Markus Knuf. Nebenwirkungen wie Ausschlag am Arm, Fieber oder auch mal Übelkeit, können vorkommen.

Erfahrung mit Musterimpfstoff
In Mainz hat man Erfahrungen mit dem Testen von Grippeimpfstoffen. Hier wurde auch bereits der Musterimpfstoff für den Fall einer Pandemie getestet. Musterimpfstoffe sind Teil des Pandemieplans, den die Weltgesundheitsorganisation als Reaktion auf die Vogelgrippe vor einigen Jahren entworfen hat. Die Idee dahinter: da man nicht weiß, welcher Virus eine Pandemie auslösen mag, stellt man im Vorfeld einen Musterimpfstoff mit einem beliebigen Virus her. Mit diesem Virus werden die üblichen klinischen Studien durchgeführt.

Kommt nun ein Virus und löst eine Pandemie aus - wie in diesem Fall H1N1 - dann kann das Mustervirus durch das aktuelle Virus ersetzt werden. Der Rest der Zusammensetzung des Impfstoffes bleibt aber erhalten. Die aufwändigen Testverfahren können aber durch die bereits erhaltenen Erfahrungswerte schneller, da etwa parallel durchgeführt werden.

Warnung vor Überbewertung
Aber auch der Musterimpfstoff ist kein komplett neu entwickelter Impfstoff. Er orientiert sich stark am saisonalen Influenza-Impfstoff. "Ein Teil ist also bereits millionenfach getestet worden", sagt Marie-Paule Kieny, Direktorin des Impfprogramms bei der WHO. Einen saisonalen Impfstoff wird es auch dieses Jahr wieder geben. Er soll gemeinsam mit den zwei Injektionen gegen die Schweinegrippe verabreicht werden, da H1N1 und die saisonale Grippe mehr oder weniger gleichzeitig im Herbst auftreten werden.

Allerdings warnt Studienleiter Knuf vor einer Überbewertung der Schweinegrippe. "Für mich ist das eher wie eine Generalprobe für den Fall, dass es wirklich mal eine Pandemie mit einem sehr viel gefährlicherem Virus gibt", sagt Knuf. Seiner Ansicht nach liegt eine viel größere Gefahr in der saisonalen Influenza. "Die wird jedes Jahr dramatisch unterschätzt."

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, heute.de.....
imago