Debatte um Sicherheit der Schweinegrippe-Impfstoffe

Das Paul-Ehrlich-Institut hat sich gegen Meldungen gewehrt, die Schweinegrippe-Impfstoffe seien nicht ausreichend geprüft.

„Der Musterimpfstoff ist anders als behauptet durchaus nicht beschleunigt zugelassen worden, sondern auf ganz regulärem Weg“, betonte die Pressesprecherin des für Impfstoffe zuständigen Instituts, Susanne Stöcker. Sie bezog sich auf Medienberichte, in denen das Zulassungsverfahren kritisiert worden war.

dpa
Das Paul-Ehrlich-Institut hat sich gegen Meldungen gewehrt, die Schweinegrippe-Impfstoffe seien nicht ausreichend geprüft.
„Die grundsätzlichen Daten liegen mit dem H5N1-Impfstoff gegen Vogelgrippe vor“, sagte Stöcker. In diesem Musterimpfstoff seien nun nur noch Proteine des Vogelgrippe-Stammes H5N1 gegen Proteine des Schweinegrippe-Stammes H1N1 ausgetauscht worden. „Aber jedes Jahr werden für den neuen Impfstoff Proteine von Grippeviren ausgetauscht und da sind nie irgendwelche Probleme beobachtet worden“, betonte Stöcker.

„Zudem ist und bleibt es ein Grippeimpfstoff, mit denen jahrzehntelange Erfahrungen vorliegen.“ Nach dem Austausch der Proteine müssten nur noch recht kurze Studien von wenigen Wochen mit wenigen 100 Menschen folgen, etwa um die Schutzwirkung zu testen. Die ersten dieser Studien seien schon gestartet.

Auch mit den Verstärkersubstanzen im Impfstoff gebe es ausreichend Erfahrung. Sie helfen dem Immunsystem, das Virus zu erkennen. Eine der verwendeten Substanzen sei bereits im Jahr 2000 zugelassen und in einem Impfstoff bei 40 Millionen Menschen angewandt worden. Eine zweite in einem anderen Impfstoff sei an mehreren zehntausend Menschen getestet worden.

Es müsse auch bedacht werden, dass mit dem Impfstoff zunächst nicht alle Menschen geschützt werden sollen, sondern vor allem chronisch Kranke, bei denen die Schweinegrippe sehr schwere, sogar tödliche Verläufe haben kann. Auch Schwangere seien durch die Schweinegrippe besonders gefährdet. Daher plädiere die Weltgesundheitsorganisation WHO bei ihnen für eine Impfung. „Es gibt keine klinischen Studien mit Schwangeren, das ist klar, aber wenn wir ein Virus haben, das sehr schwere Verläufe hat, sollte man da nicht eine Impfung dieser Frauen in Erwägung ziehen?“

Wer eine Schweinegrippe nur in milder Form hatte, könne nicht davon ausgehen, dass der Körper schon den kompletten Schutz gegen die Grippe aufgebaut habe. Es sei vermutlich auch nicht schädlich, sich nach einer überstandenen Schweinegrippe impfen zu lassen. Der Impfstoff wirke zudem auch gegen leicht veränderte Varianten, wie es sie jedes Jahr bei Grippeviren gebe. „Normale Driftvarianten der Viren werden abgedeckt.“

Einen kompletten Schutz gegen die Schweinegrippe gibt es laut PEI nur mit zwei Impfungen im Abstand von mindestens zwei Wochen. Zehn Tage nach der letzten Impfung habe das Immunsystem den Schutz aufgebaut.

Derzeit produzieren laut Stöcker drei verschiedene Unternehmen Schweinegrippe-Impfstoffe, die auf in Deutschland zugelassenen H5N1-Musterimpfstoffen beruhen. Die ersten Dosen werden laut Stöcker aller Voraussicht nach Ende September auf den Markt kommen. Daneben würden derzeit weitere einzelne Impfstoffe ohne Musterzulassung geprüft. Ihre Zulassung könne erst später erfolgen.
dpa

Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de.....