von Holger Schmidt
„Ich weiß, was Grippesymptome sind”, betont Ute Smikalla. Und genau die spürte die Altenpflegerin aus Gelsenkirchen-Erle am Montag der vergangenen Woche ihren Körper hinaufkriechen. Bis sie am Abend krank im Bett lag. Tags zuvor hatte sie noch bei der Saisoneröffnung von Schalke 04 gefeiert. Zehntausende von Menschen. Zehntausende von Gelegenheiten, sich anzustecken. „Ich dachte, das lässt du lieber abklären”, sagt sie.
Schnelltest zu unsicher
Ute Smikalla tat genau das, was das Robert-Koch-Institut empfiehlt: Sie rief ihren Arzt an, um andere Patienten im Wartezimmer nicht zu gefährden. Die Auskunft des Arztes: Er könne einen Schnelltest machen. Den wollte Ute Smikalla nicht. Zu unsicher, sie wollte Klarheit, den sogenannten PCR-Test. Der Arzt gab ihr den Tipp, ein Krankenhaus aufzusuchen. Dort wurde sie nur an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt verwiesen. „Beide HNO-Ärzte in Erle waren aber im Urlaub”, so die 46-Jährige.
Erst Schnelltest, dann Laboruntersuchung: Das ist der Ablauf. Weshalb Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts, nicht glaubt, dass in Gelsenkirchen etwas falsch gelaufen ist: „Es ist klar, dass nicht jeder getestet werden soll. Der Arzt muss einschätzen, wie wahrscheinlich eine Erkrankung ist.”
Krankenhäuser abtelefoniert
Ute Smikalla ließ sich damit nicht abspeisen. Sie griff wieder zum Hörer und wählte die Nummer des Gesundheitsamtes: „Danach wusste ich aber auch nicht mehr.” Also telefonierte sie die Gelsenkirchener Krankenhäuser ab. In Ückendorf würden sie den Test machen, erfuhr sie. „Und was machen die in Ückendorf? Auch den Schnelltest, auf den man sich nicht verlassen kann”, regt sich Ute Smikalla auf. Es könne doch nicht sein, dass die Leute von Pontius zu Pilatus geschickt würden. „Die Ärzte werden den Test wahrscheinlich deshalb nicht machen, weil er hundertfünfzig Euro kostet”, vermutet sie.
Klaus Mika pflichtet ihrer Einschätzung bei: „Wenn der Arzt sagt 'wir machen das nicht', dann ist das das abrechnungstechnische Problem”, so der Leiter des Gelsenkirchener Gesundheitsamtes. Ungeklärt war bis gestern nämlich die Frage, ob die Krankenkassen die 150 Euro für den Test übernehmen oder nicht.
Bedeutung geht weit über Gelsenkirchen hinaus
Ein Frage, deren Bedeutung weit über Gelsenkirchen hinausgeht, wie das NRW-Gesundheitsministerium erklärte: „Diese Situation kann in Einzelfällen dazu führen, dass einzelne Patienten zwischen den Institutionen hin und her geschickt werden.”
Das sollte nun der Vergangenheit angehören. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Krankenversicherer haben sich geeinigt. „Für Risikogruppen wird der PCR-Test im Verdachtsfall auf Kassenkosten übernommen”, erklärt KBV-Sprecher Roland Stahl. Alle anderen müssten selbst bezahlen.
Wenig tröstlich für Ute Smikalla. Ob sie die Schweinegrippe hatte oder nicht, wird sie wohl nie erfahren.
Quelle: bild.de, rp-online.de, focus.de, welt.de, berlinonline.de, AFP, mz-web.de, n-tv.de, sueddeutsche.de, spiegel.de, aerztezeitung.de, derwesten.de.....
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